40 Stunden Training pro Woche in einer virtuellen Welt

7. Oktober 2017

Wenn Lukas Kintzel über seinen Sport berichtet, erntet er zunächst nur ungläubige Blick und in der Regel den Kommentar: „Das soll Sport sein?“
Der 16-jährige Warener betreibt mit großer Leidenschaft e-Sports und kann bereits auf etliche Erfolge verweisen. Und auch wenn sich der eine oder andere gar nicht so recht vorstellen kann, was die Teilnehmer der weltweiten e-Sports-Wettkämpfe da so treiben – es geht nicht um sinnloses „Rumgeballer“. E-Sports erfordert viel Übung, Disziplin, Ausdauer und vor allem auch logisches sowie strategisches Denken.
Lukas will in spätestens zwei Jahren zu den Profis gehören, und die verdienen richtig viel Geld.

Der ehrgeizige Schüler, der seit 2011 an der Müritz lebt und im Schloss Torgelow lernt, trainiert täglich mit seinem Team, zu dem drei weitere Spieler aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands gehören. Die Jungs kennen sich nicht nur virtuell, sondern treffen sich auch regelmäßig im „richtigen“ Leben. Unter anderem bei großen Offline-Events. Und die finden nicht nur in Deutschland statt.
So fährt Lukas im Dezember beispielsweise nach Holland. Apropos Deutschland: Hier ist e-Sports noch nicht offiziell als Sportart anerkannt, was der 16-Jährige natürlich gar nicht toll findet. In vielen Ländern wie Belgien, Frankreich Brasilien oder den USA ist das bereits seit vielen Jahren anders.

Besonders wichtig sind für den Gymnasiasten, der in seinem Team „Kobra“ heißt, ein perfektes Zeitmanagement und jede Menge Disziplin. Denn um zu den Besten zu gehören, muss er täglich trainieren – insgesamt etwa 40 Stunden in der Woche. Und das neben der auch sehr fordernden Schule. „Das klappt schon. Erst die Schule , dann das Training, denn auch in der Schule will ich zu den Besten gehören“, sagt Lukas und man merkt, dass er ganz genau weiß, was er will.
Auf die Unterstützung seiner Eltern kann der 16-Jährige dabei inzwischen zählen, auch wenn sie anfangs auch nicht gerade begeistert über das neue Hobby ihres Sprösslings waren.

Der Tag von Lukas scheint wirklich von vorne bis hinten durchstrukturiert zu sein, denn so ganz „nebenbei“ absolviert er auch noch ein Online-Juniorstudium in BWL an der Uni-Rostock und hält sich mit sieben Mal in der Woche Sport fit. Disziplin wird bei dem Teenager auch in Sachen Ernährung groß geschrieben: Kein Alkohol, gesunde Kost und keine Naschereien.

Viele Strategie und jahrelange Erfahrung

Doch zurück zum e-Sports: Lukas Kintzel gehört dem Verein Fox Gaming an, der Nachwuchstalente fördert. Zu seinem Team  „Orange“ gehören drei weitere Jungs, die das Spiel „Call of Duty“ trainieren. Und das erfordert nach Auskunft von Team-Captain Lukas jede Menge Strategie.
„Ohne jahrelange Erfahrung und intensives Training kann man nicht zum Profi werden“, berichtete der Warener, der bei den verschiedenen Turnieren auch schon vierstellige Summen gewonnen hat. Das Geld geht noch nicht in die eigene Tasche, sondern an den Verein, der im Gegenzug das Management stellt und auch die Reisen zu Events bezahlt. „Mit dem Vereinschef Frank Arbogast habe ich wirklich einen tollen Förderer“, freut sich Lukas.

Gespielt wird bei e-Sports auch in verschiedenen Ligen, ähnlich wie beim Basket- und Fußball. Nur eben an der Playstation und virtuell.
Und genau das können sich viele Menschen nicht so richtig vorstellen. Auch einige von Lukas Freunden und Klassenkameraden nicht. Doch von hin und wieder auch abfälligen Kommentaren lässt sich der eifrige Teenager nicht abbringen. Schließlich hat er ein ganz großes Ziel.


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