Alter Lokschuppen: Kluger Schachzug oder schlechtes Geschäft?

27. Mai 2016

Ist es ein guter Kauf oder doch eher ein schlechtes Geschäft für die Stadt Waren? Ende vergangenen Jahres hat sie von der Bahn das rund fünf Hektar große Lokschuppen-Gelände erstanden, und zwar für den symbolischen Preis von einem Euro. Auf Nachfrage der Stadtvertreter, ob mit Folgekosten zu rechnen ist, konnte Bürgermeister Norbert Möller im Dezember noch keine Antwort geben. Jetzt stehen sie fest, die Kosten, die auf die Stadt zu kommen, und die sorgen bei dem einen oder anderen Stadtvertreter schon fast für Schnappatmung.

Alles in allem, so FDP-Mann Toralf Schnur, muss die Stadt rund 3,5 Millionen Euro ausgeben, um das Grundstück nutzen zu können. „Dafür hatte der Bürgermeister keine Legitimation“. Und: „Es ist ein fatales Ergebnis, da die ohnehin schon leeren Kassen der Stadt in einer rasenden Geschwindigkeit durch diesen Bürgermeister geplündert werden“, schimpft der Liberale.

LokschuppenDoch auch wenn die Stadt erst einmal ordentlich Geld in die Hand nehmen muss, rechnet sie nicht damit, auf diesen Kosten sitzen zu bleiben. Die Verwaltung möchte die brach liegenden Flächen, auf der alte Gebäude stehen und auf der vor allem jede Menge Müll entsorgt wurde, zu einem Gewerbegebiet entwickeln.

Außerdem sollen die beiden großen Unternehmen „Möwe“ und Mecklenburger Backstuben GmbH über dieses Grundstück erschlossen werden, damit die Laster künftig nicht mehr durchs Wohngebiet fahren müssen.

Laut Stadt-Pressesprecherin Steffi Schabbel werden Abrissarbeiten und Müllentsorgung gut 1,9 Millionen Euro verschlingen. Um das Gebiet dann neu zu erschließen, seien weitere 1,5 Millionen Euro nötig.

Bei bei der Wiederbelebung des Gebietes hofft die Stadt auf eine 90prozentige Förderung. Und auch das andere ausgegebene Geld will sie schnell wieder in die Kasse bekommen, denn die neuen Gewerbegrundstücke werden nach Auskunft der Stadt zügig vermarktet. Und zwar zu günstigen Bedingungen, um Unternehmen eine Ansiedlung schmackhaft zu machen oder überhaupt erst zu ermöglichen.

Erste Interessenten, die dort ihre Firmen neu ansiedeln wollen, hätten sich bereits in der Verwaltung gemeldet. Deshalb: „Wir gehen davon aus, dass nach dem Verkauf der Grundstücke durch die gesamte Revitalisierung und Wiederbelebung des Gebietes keine Zusatzkosten entstehen“, so Steffi Schabbel.

Doch das Fördermittel-Argument zieht bei Stadtvertreter Schnur wenig: „Die Fördermittel sind nicht sicher. Die wünscht sich die Stadt, aber ich wünsche mir auch einen Lottogewinn“, so Schnur.

Foto: Google Earth


10 Antworten zu “Alter Lokschuppen: Kluger Schachzug oder schlechtes Geschäft?”

  1. Norbert Bluhm sagt:

    Ganz schlechtes Geschäft! 3,5 Mio, € (wenn es bei dem „Preis“ bleibt) für 5 ha.? Entspräche einem m²-Preis von ca. 70 €. Üblicherweise gehen städtische Grundstücke in Waren (Müritz) für 60-80 €/m² über den Tisch.
    Da entsprechende Straßen/Zufahrten nicht verkauft werden, müsste der Grundstückspreis/m² noch höher liegen – wer will/soll das zahlen?

    • Sollten die Fördermittel wie gehofft kommen, sieht die Rechnung aber anders aus.

      • Jens Schatz sagt:

        Wer Geld verdienen will, muss erst mal investieren. Aber das wissen wohl einige Leute nicht . Der Bürgermeister hat das wohl auch nicht allein entschieden. Also hört auf immer auf eine Person rumzuhacken.

  2. Nama Stee sagt:

    Hoffentlich haben die Verantwortlichen ausreichend Bodenproben analysieren lassen!
    Gehen wir doch lieber wie gewohnt von den doppelten Kosten aus….

  3. Karl sagt:

    Ich verstehe auch langsam nicht wer da alles in der Stadtvertretung sitzt.
    Man mag Herrn Schnur mögen oder nicht, aber er hat zumindest Sachverstand.

    Etwas kaufen (selbst wenn es nur 1 Euro kostet) und nicht wissen was es am Ende kosten wird ist wirklich dämlich. Niemand kauft auch ein kaputten gebrauchten PKW ohne abzuschätzen was die Reparatur kosten wird.

    Die Deutsche Bahn will seit Jahren solche Liegenschaften loswerden, weil sie
    a) damit nichts mehr anfangen will und
    b) als Eigentümer eben auch dafür verantwortlich ist

    Und für ein altes Bahnbetriebsgelände mit abrissreifer Infrastruktur, ölgetränktem Boden ist die Bahn eigentlich für den Rückbau und die Entsorgung verantwortlich. Oder eben der neue Eigentümer.
    Da aber klar war, dass es ein paar Millionen kosten wird (und die veranschlagten 1,9 Millionen für Abriss und Entsorgung werden nicht ausreichen), hat die Stadt es eben für 1 Euro verkauft.
    Ich bin mir sicher, die Bahn hätten sogar noch Geld gegeben, damit sie es endlich los ist.

    -Die schlaue Stadtvertretung lässt aber vor einem Kauf ein aktuelles Bodengutachten in Auftrag geben, zwei unabhängige Projektplaner (und bitte nicht der vom Hafen) ermitteln jeder für sich die Kosten für Wiederherstellung, klärt die Förderung und dann entscheidet sie sich für oder gegen einen Kauf.
    -Die nicht so schlaue Stadtvertretung lässt die Kosten für Wiederherstellung vom Bürgermeister und Bauamtsleiter ermitteln und entscheidet sich für oder gegen den Kauf.
    -Die dumme Stadtvertretung kauft das Grundstück einfach so und hofft auf Fördermittel.

    Natürlich kann man nicht allen den Sachverstand (oder sogar gesunden Menschenverstand?) absprechen, aber mehr als 50%, sonst wäre der Kauf abgelehnt worden.

    -die sehr schlaue Stadtvertretung hätte sich geeinigt mit der Bahn – 1 Euro Kaufpreis und die Stadt und die Bahn übernehmen jeder 50% der Abrisskosten und die Stadt 100% der Erschließungskosten.
    ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bahn diesem Angebot gefolgt wäre.

  4. k.frind sagt:

    Wie lange steht der Lokschuppen eigendlich schon leer? Wo waren in all den Jahren die Besserwisser die einen besseren Plan auf dem Tisch legen,wie der schäbige Lokschuppen am besten verschwindet?Wenn’s geht noch kostenlos? Ach ja,man wartet lieber ab bis jemand eine Idee hat und haut dann einfach rauf, ist ja das einfachste und nicht ganz so anstrengend. Wer wissen will,wie schlimm es aussehen kann,wenn der Schuppen noch weitere Jahre vor sich hin siffen tut,der sollte sich mal ein Bild vom Altentreptower Bahngelände machen.Asbest versäuchte,einfallende Dächer inklusive. Sollte man in Waren abwarten bis es dort genauso schlimm aussieht? Sicherlich wird die Sache erstmal teuer,dafür ensteht aber auch etwas ordendliches.Heut zu Tage ist nicht mal der Tod umsonst.Selbst der kostet schon fast 7000 euro. Außer Musik die die der Verstorbene selbst nicht mehr hören kann,ein Nachthemd,eine Holzkiste u ein Loch,mehr bekommt man für die 7000 euro auch nicht. Aus irgendwelchen erfundenen Gründen wird die Welt nun mal immer teurer.Ist doch mutig das jemand wie immer seinen Hintern hin hält um irgendetwas auf die Beine zu stellen. Wie gesagt,der Schuppen steht seid Jahren leer.Jeder andere hätte es besser machen können die Chancen waren doch genug vorhanden.

  5. Peter F. sagt:

    Millionenzuschüsse durch das Land (wenn sie denn überhaupt kommen) sind übrigens auch Mittel aus Steuern, die von den hart arbeitenden Menschen aufgebracht werden müssen. Man kann nicht immer so tun, als habe man damit nichts zu tun!
    Herr Schnur hat recht und die Entscheidungsfindungen unserer Stadtoberen sind fatal und nicht mehr nachvollziehbar.

  6. Paul sagt:

    auf auf ins nächste kommunale Investitionsabenteuer. Oh je, oh je !

  7. Jens S. sagt:

    Einer muß es doch machen. So kann es doch nicht bleiben. Schnur kann doch nur meckern, die Sache muss aber angepackt werden. Aber davon versteht der Herr wohl nichts. Und wenn die Preise nicht alle künstlich in die Höhe gehen würden wäre es auch nicht so teuer. Ich freue mich das es Leute gibt die unsere Stadt noch schöner machen wollen.

  8. w sagt:

    Die Fläche zu erwerben war eine Risikoentscheidung. Nicht alles kann man im Vorfeld absichern. So bekommt die Stadt mittendrin noch ordentlich Platz. Das wird sich nicht wiederholen lassen. Hier 3,5 Mio sind besser angelegt, als die 9 Mio in nun unverrückbare Spundwände und Granitplatten für irgendwelche Hobbykapitäne mitten im Hafen, auch wenn wir hier das Ende noch nicht kennen. Meine Unterstützung für unseren Bürgermeister!

    Und bitte klotzen, nicht kleckern. Besser dort fördern und großzügig bauen, als immer nur Zuschüsse in weitere Bettenburgen am Ufer zu stecken, was den Tourismus nur zugunsten der Großanbieter in Schieflage bringt, die Stadt aber am Ende schädigt.