„Big Brother“ an der Malchower Drehbrücke?

19. April 2016

Sie ist noch gar nicht so lange online, aber sorgt schon jetzt für mächtig Aufsehen: Die neue Webcam an der Malchower Drehbrücke, die ihre Bilder direkt auf die Homepage des Inselstadt überträgt. Sie soll, so heißt es aus der Verwaltung, die Internetseite der Stadt aufwerten und durch das einmalige Panorama mit Blick zur Klosterkirche für die Stadt werben. Das an sich ist nicht unbedingt ungewöhnlich und wird 1000fach in Deutschland praktiziert, nur – die Malchower Kamera gibt offenbar zu viel preis.

Bei uns haben sich in den vergangenen Tagen sowohl Einheimische als auch Gäste der Inselstadt gemeldet und berichtet, dass zum einen die Autos und Kennzeichen als auch die Menschen eindeutig zu erkennen seien. Und das darf nicht sein.

Denn in verschiedenen Urteilen ist bereits ganz deutlich herausgestellt worden, dass auch öffentliche Webcams die Persönlichkeitsrechte nicht außer Acht lassen dürfen. Dass übers weltweite Netz beispielsweise zu sehen ist, dass die Person XY gestern um 14 Uhr an der geschlossenen Drehbrücke stand oder der Pkw mit dem Kennzeichen YXZ gleich deimal am Tag über das Bauwerk gefahren ist, darf nicht sein.

Deshalb wollen sich die Kritiker der neuen Malchower Kamera jetzt an den Datenschutzbeauftragten des Landes MecklenburgVorpommern wenden und um dringende Überprüfung bitten.

Zur Erinnerung: Die Stadt Waren hatte vor einigen Jahren mächtig Ärger, weil sie Kameras in der Unterführung in der Friedensstraße installiert hatte. Die sollten nicht werben, sondern gegen Vandalismus schützen, aber auch für die Sicherheit der Passanten sorgen. Doch diese Argumente haben nicht ausgereicht, der Landesdatenschutzbeauftragte sagte nein zu dieser Überwachung.

Und hier geht’s zur neuen Malchower Webcam: http://www.luftkurort-malchow.de/seite/276202/webcam.html

Unsere Fotos zeigen zwei Webcam-Bilder von gestern:

Malchow1 MalchowCam


Eine Antwort zu “„Big Brother“ an der Malchower Drehbrücke?”

  1. w sagt:

    Den Film, zwar fast ruckelfrei, empfinde ich als ziemlich ermüdend. Von mir aus soll man Touristen mit Bildern von Autos, die über diese auffallend schöne neue Brücke poltern und vom gerade durchwachsenem Wetter auf den garantierten Traumurlaub in McPomm einstimmen.

    Dabei ist das mit Kameras doch einfacher: Wie sonst auch nehme die Verwaltung gleich Mehrere, vermeidet so „tote“ Winkel, gut versteckt hinter winzigen Löchern, mit ruckelfreier Übertragung in HD-Qualität und Aufzeichnung über zwei Jahre. Aber bloß nicht damit werben, sondern geheim, selbstredend nur für die Verfolgung schwerster Straftaten, wie Bonbonpapier fallen lassen, versteht sich.