Darf’s ein bisschen Luxus sein?

20. November 2015

Das ist mehr als komfortabel: Während vielerorts in der Müritz-Region um neue Radwege gekämpft wird, weil die Radler massiv gefährdet sind, „schrottet“ Waren mal eben einen gut ausgebauten Radweg und leistet sich einen neuen: Der Radweg in der Kietzstraße, 1996 gebaut, rund 400 Meter lang und nach wie vor gut in Schuss, soll erneuert werden. Und zwar noch im Zuge der Kietzstraßen-Sanierung. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses gaben ihren Segen.

Wie Thomas Lindemann aus dem städtischen Bauamt erklärte, weist der jetzige Radweg zwar keine Schäden auf, aber er ist mit zwei Metern Breite seinen Angaben zufolge zu schmal. Vor allem, seitdem er in die Fahrradstraße Gerhart-Hauptmann-Allee mündet.

fahrradwegUnd so habe man jetzt die einmalige Chance, diesen Weg neu zu machen, denn Fördermittel sind in Aussicht gestellt.

Alles in allem kostet der neue, nur 50 Zentimeter breitere Radweg, nach Aussagen des Bauamts-Mitarbeiters rund 96 000 Euro. 65 Prozent davon könnte die Stadt als Zuschuss bekommen. Bleiben für sie „nur“ noch 35 000 Euro.

Und während der jetzige, völlig intakte, aber zu schmale Radweg gepflastert ist, soll der neue, 2,50 Meter breite eine Asphaltdecke wie der Radweg in der Strandstraße bekommen.

Allerdings kann er nach Auskunft von Lindemann nicht durchgängig breiter werden, weil beispielsweise alte Bäume zu dicht stehen.

Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses haben kein Problem damit, einen guten Radweg wegzunehmen und fast 100 000 Euro für nur einen halben Meter mehr in der Breite auszugeben.

Dafür diskutierten sie aber über drei Einengungen, auch „Querungshilfen“ genannt. Die sollen in der neu ausgebauten Kietzstraße künftig nämlich für eine Verkehrsberuhigung sorgen.
Auf Wunsch der Anwohner, wie es aus der Verwaltung heißt. Vergleichbar sind diese Einengungen mit den „Inseln“ in der Papenbergstraße.

Theoretisch, so Thomas Lindemann, können trotz dieser Schikanen zwei Autos aneinander vorbei fahren, praktisch riskiert das aber keiner. Das heißt, man bleibt stehen, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Und das Ganze drei Mal.

Einige Mitglieder des Ausschusses finden die drei „Querungshilfen“, die es Fußgängern erleichtern sollen, über die Straße zu kommen, alles andere als günstig, aber die „Schikanen“ sind beschlossene Sache.

Und so geht’s in der Kietzstraße künftig auch nur noch im Stopp-and-Go-Rhythmus vorwärts.

 

 

Ein Kommentar zum beabsichtigten Neubau des Radwegs in der Kietzstraße:

Denk‘ ich an Waren in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht…. Es ist vielleicht etwas vermessen, den großen Heinrich Heine für einen Kommentar zu einem Bauvorhaben zu missbrauchen, aber der überflüssige Neubau des Radweges in der Kietzstraße kann schon für schlaflose Nächte sorgen. Zumindest aber für pausenloses Kopfschütteln, was auch nicht gerade gesundheitsfördernd sein soll.

Zwar ist Waren dafür bekannt, das Geld häufig mit vollen Händen auszugeben, aber eben mal so 100 000 Euro zu verschleudern, damit der 2 Meter breite Radweg dann 2,50 Meter breit wird, ist Steuergeldverschwendung pur.
Der jetzige Radweg – jeder mag das überprüfen – präsentiert sich in einem einwandfreien Zustand. Keine Mängel, keine Dellen, wie in vielen anderen Straßen der Stadt.

Das Argument der Verwaltung, dass es dafür ja Förderung gibt, kann da wenig überzeugen, denn auch beim Zuschuss handelt es sich um Steuergelder.

Waren hat es in 25 Jahren nicht geschafft dafür zu sorgen, dass die Kinder der Stadt in einer ordentlichen Schwimmhalle unterrichtet werden können – kein Geld.
Waren unterstützt Eltern von Kita-Knirpsen nach wie vor wesentlich geringer als Kommunen, die deutlich weniger auf dem Konto haben – kein Geld.
Waren knausert bei den Zuschüssen für Vereine und Verbände, in denen auch viele Kinder ihre Freizeit verbringen – kein Geld.

Aber Waren haut mal eben 100 000 Euro für einen Radweg-Bau ‘raus, der weder angebracht noch nötig ist. Auf Wunsch der Verwaltung und mit dem Segen von ehrenamtlichen Politikern.

Na, dann, Gute Nacht, Waren!                                                                                                Antje Rußbüldt-Gest

 

 


14 Antworten zu “Darf’s ein bisschen Luxus sein?”

  1. Sarkasta sagt:

    Moin,
    jetzt ist mir doch glatt das Frühstück im Hals stecken geblieben, aber das war ja schon immer so, Geld das einem nicht selbst gehört, gibt sich leichter aus.
    Ich finde übrigens nicht, dass der Radweg in der Kietzstraße „zu schmal“ ist, er ist breit genug, dass man auch bei „Gegenverkehr“ noch genügend Platz hat, eigentlich einer der besten Radwege in der ganzen Stadt. Es sei denn, man benutzt diesen, wenn man nach einer „anstrengenden“ Sitzung noch irgendwo ein Feierabendbierchen gepichelt hat. Dann könnte er auf dem Nachhauseweg tatsächlich etwas zu schmal sein, aber das wäre jeder andere Radweg dann auch.
    Die Aussage „man hätte jetzt die einmalige Chance, diesen Weg neu zu machen, da Fördermittel in Aussicht stehen“, ist aber ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich von Monat zu Monat hangeln und nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.
    Zum Leidwesen von Herrn Lindemann kann der Radweg nun nicht einmal über die gesamte Länge verbreitert werden, da die alten Bäume „im Weg“ sind. Da können wir ja froh sein, dass unsere Politiker nicht noch auf die Schnapsidee kommen, die Bäume abzunehmen, damit genug Platz für diesen Unsinn vorhanden ist.
    Eine Frage hätte ich dann doch noch… Was passiert eigentlich mit den Parkflächen in der Kietzstraße, wenn der Radweg verbreitert wird? Ich nehme mal an, die werden dann weg rationalisiert, da haben wir eh zuviel davon in Waren, sollen die Leute doch gefällgst mit dem Rad fahren. :P

  2. Extra3 oder Mario Barth freuen sich bereits auf Beiträge aus Waren (Müritz). Das Argument der Fördermittel ist (wie immer) scheinheilig: auch wenn es die Stadt nicht bezahlt, sind es am Ende immer Steuergelder, nur eben aus einem anderen Topf. Allerdings ist das hier ja noch Kleingeld gegen den geplanten Tunnel in der Röbeler Chaussee.

  3. Weihnachtsmann sagt:

    Die drei „Querungshilfen“ als „Schikanen“ verursachen ständige Brems- und Beschleunigungsvorgänge. Diese verursachen garantiert jede Menge zusätzlichen Lärm. Außerdem warte ich auf den Tag, an dem Rettungskräfte nebst Feuerwehr verzögerte Zufahrtsmöglichkeiten haben und dadurch Menschen und Sachwerte zu Schaden kommen.

  4. SoSo sagt:

    Wo ist denn das Problem?
    Einfach sich mal selber zur Wahl aufstellen lassen, wählen lassen,
    und dann ALLES richtig und besser machen.
    Wer hält euch davon ab?
    Ihr wisst doch wie man ALLES besser macht.

  5. Erich sagt:

    Wenn man einmal in Ruhe beobachtet wie häufig es auf dem schmalen Radweg zu beinahe Zusammenstößen mit Fußgängern kommt ist das vergleichsweise gut angelegtes Geld.
    Da machen 50 cm mehr einen gehörigen Unterschied aus!
    Der Radverkehr wird in den kommenden Jahren sicher auch noch deutlich zunehmen.

  6. Malik sagt:

    Fußgänger haben auf diesem (auf keinem) Radweg NICHTS zu suchen.

    Und ob nicht durchgängige 50cm daran etwas ändern, lässt sich stark bezweifeln.

    Ansonsten ist es eine tolle Aktion Geld zum Fenster rauszuwerfen.

  7. jfk sagt:

    Sicher mag es aus Verwaltungssicht verlockend sein, für ein Bauvorhaben fast 2/3 Fördermittel zu bekommen – aber der selbst zu stemmende Eigenanteil ist schließlich auch nicht von Pappe! Das Geld fehlt dann an anderer Stelle wieder – und sei es auch nur, um andernorts vernünftige Verkehrslösungen für Radfahrer und Fußgänger hinzubauen. Ich denke da mit Grausen an deutlich schmalere, als kombinierte Rad- und Fußwege (und das noch für beide Richtungen ausgewiesen!), Wegelchen. Da sind manche Wege nicht viel breiter als 1 m – und das darf dann sein… Oder manch Kreuzungsbereich – brandgefährlich wegen der Enge! Oder der Bereich am Stadthafen, oder …
    Wenn ich mir den Radweg ansehe, dann tut es mir in der Seele weh, zuzusehen, wie der weggerissen werden soll.

  8. fun sagt:

    Hallo zusammen, ich steh irgendwie auf der Leitung. Kann mir mal jemand erklären warum in der Röbeler Chaussee die Ampel weg muss und ein Tunnel gebaut werden soll, angeblich um den Verkehrslärm zu reduzieren. Nun ist es in der Kietzstrasse genau umgekehrt es werden zusätzliche Schikanen eingebaut ,die den Autofahrer zwingen an zu halten und wieder an zu fahren, auch um Lärm zu reduzieren. Wie geht das zusammen? Noch ein Satz zu dem Kommentar SoSo wir wissen alle das es nicht einfach ist, so eine Stadt zu führen. An Fehlentscheidungen in der Politik haben wir uns doch schon gewöhnt aber was hier in Waren abgeht, ist einfach nur lächerlich wenn es nicht so traurig wäre. Es vergeht nicht ein Monat in dem man nicht irgend eine kuriose Entscheidung der Stadtvertreter liest. Wir fahren sehr oft mit dem Rad ich habe noch nie, festgestellt das der Radler zu eng ist.

    • SoSo sagt:

      „An Fehlentscheidungen in der Politik haben wir uns doch schon gewöhnt aber was hier in Waren abgeht, ist einfach nur lächerlich wenn es nicht so traurig wäre. Es vergeht nicht ein Monat in dem man nicht irgend eine kuriose Entscheidung der Stadtvertreter liest.“

      Dann wie gesagt^^.
      Nicht nur meckern, selber machen, einfach mal den A…. bewegen und nicht nur zu Hause vor dem PC sitzen und über alles meckern!
      Also auf geht es.

      • Sarkasta sagt:

        Das ist schon sehr vermessen zu behaupten, dass die Leute, die die Entscheidungen unserer Lokalpolitiker (oftmals zu Recht) kritisieren, ihren „Arsch nicht bewegen“ und nur zu Hause vor dem PC sitzen. Schon mal daran gedacht, dass diese Leute sich gar nicht zur Wahl stellen können, weil es beruflich nicht zu vereinbaren ist? Das heißt doch aber nicht, dass sie jede Entscheidung unserer „Stadtväter“ und sei sie noch so unsinnig, stillschweigend hinnehmen müssen! So wie Sie sich hier ins Zeug legen, gehe ich mal davon aus, dass Sie die Entscheidung um den Radweg mit zu verantworten haben? Na ja egal, die Bürger erwarten jedenfalls von ihren Stadtvertretern, dass hin und wieder auch mal der gesunde Menschenverstand eingeschaltet wird.

  9. Mario sagt:

    Der Radweg an sich ist aus meiner Sicht breit genug. Allerdings gibt es immer wieder Probleme im Bereich der Parkplätze. Die aussteigenden Autofahrer müssen in diesem Bereich den Radweg nutzen mangels Alternativen. Zudem gibt es doch etliche Fußgänger – meistens Urlauber mit Drang zum Sightseeing – die die aufgestellten Schilder mal eben übersehen.

  10. fun sagt:

    Es ist schon echt dreist zu behaupten das Leute die Ihre Meinung sagen, vor dem PC sitzen und ihren Arsch nicht hoch bekommen. Das Sprichwort heißt nicht um sonst Schuster bleib bei deinen Leisten wenn ich meinen Job so machen würde, dann hätte ich viel Zeit für den PC.

  11. Strolch sagt:

    Also der Radweg am Kietz ist zu schmal, weil sich der Radverkehr durch die Fahrradstraße erhöht haben soll !!!
    Ich als aktiver Spaziergänger habe diese Feststellung nicht gemacht. Deshalb schlage ich vor das dafür geplante Geld für
    Fahrradwege in anderen Stadtgebieten zu verwende. Z.B. in Waren-West oder der Westsiedlung oder auch in der
    Langen Straße. In diesen Bereichen wird man als Fußgänger beschimpft oder bedrängt, wenn auf dem Gehweg keinen
    Platz für Radfahrer macht. Spricht man dann Hostessen an, die gerade Knöllchen an PKW’s verteilen, bekommt man zur
    Antwort: „Dafür sind wir nicht zuständig, dass machen die Männer.“