Dick werden erwünscht: Bären in Stuer brauchen 450 000 Nüsse

17. Oktober 2017

Lebkuchen, Spekulatiuskekse und Marzipankugeln: Die Supermarktregale sind bereits voller Dickmacher für die kalte Jahreszeit. Die meisten Menschen bemühen sich, jetzt möglichst wenig Gewicht zuzulegen. Ganz anders die sechzehn Braunbären im Bärenwald Müritz. Die Tiere haben im Moment nur eines im Sinn: dick werden. Ein Drittel seines eigenen Körpergewichts muss ein Braunbär zunehmen, um für die Zeit der Winterruhe vorzusorgen. Im Durchschnitt wiegt ein Männchen 300 Kilogramm, ein Bärenweibchen 200 Kilogramm.

Sabine Steinmeier, Cheftierpflegerin im Bärenschutzzentrum: „Um schnell Gewicht zuzulegen, eignet sich für Braunbären nichts so gut wie Nüsse – Cashewkerne, Haselnüsse oder Walnüsse. Je Bär brauchen wir circa ein Kilogramm Nüsse am Tag. Das sind bei 16 Bären über den Herbst rund 1.500 Kilogramm oder 450.000 einzelne Nüsse! Wir bitten daher alle Tierfreunde um Futterspenden.“ Als Dankeschön bekommt jeder, der ein Säckchen mit Nüssen im Schutzzentrum abgibt, einen Bärenwald-Kalender für 2018.

„Bären sind nicht besonders wählerisch. Es können auch ruhig ein wenig ältere Nüsse aus dem Vorjahr sein“, sagt Steinmeier. Beim Knacken der Nüsse entwickeln die nur scheinbar tollpatschigen Tiere eine beeindruckende Geschicklichkeit. „Keine Nuss ist zu ihnen zu hart, jeder noch so kleine Krümel wird von den Tatzen aus der Schale gekratzt“, berichtet die Cheftierpflegerin. Die 16 Schützlinge im Bärenwald Müritz haben in den letzten Wochen schon ein wenig an Gewicht zugenommen. 12 bis 15 Kilo Futter bekommt ein Bär derzeit pro Tag. Neben Nüssen auch Brot, Honig und frisches Obst und Gemüse.

Bären „schalten“ Nieren einfach ein oder aus

Während der Winterruhe selbst fressen die Bären kaum etwas. Sie verbringen den Winter in unterirdischen Höhlen, ihre Körperfunktionen laufen auf Sparflamme. Dabei zehren sie von den angefutterten Fettreserven. Die Winterruhe des Bären ist nicht zu verwechseln mit dem tiefen Winterschlaf kleinerer Säugetiere.

Ein Bär verringert Kreislauf, Atmung und Herzschlag nur so weit, dass er jederzeit seine Höhle verteidigen kann. Wie er seinen Energiehaushalt bewerkstelligt, die Gestaltung der Temperaturkurven, die eingeschränkte Nierenfunktion und weitere Fragen, sind nach wie vor weitestgehend ein Geheimnis. „Bären liegen in der Winterruhe wochenlang unverändert herum und bauen in der Zeit weder Knochen- noch Muskelmasse ab. Auch die Haut liegt nicht wund. Und während Nierenpatienten oft lebenslang zur Dialyse müssen, kann ein Bär seine Niere scheinbar je nach Bedarf ‚aus- und einschalten‘. Es sind wirklich faszinierende Tiere“, bewundert Sabine Steinmeier die gemächlichen Raubtiere.

 


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