Doku-Drama beleuchtet Hans Falladas Leben an der Seenplatte

19. November 2015

Carwitz2Carwitz (WW) . Genies haben meist auch eine dunkle Seite – das war auch bei Schriftsteller Hans Fallada (1893-1947) nicht anders. Der begnadete Erzähler rauchte nicht nur stark, er hatte einen missglückten Selbsmordversuch, trank jahrelang zu viel Wein, flirtete mit Frauen und nahm Drogen. „Das war zeitweise auch in Carwitz nicht anders, obwohl er dort wohl seine glücklichsten Jahre verbrachte“, erläutert Christoph Weinert.

Der Mann ist Regisseur und hat einen reizvollen Auftrag. Über die schweren und auch glücklichen Jahre Falladas dreht Weinert mit dem Team von C-Films Hamburg an authentischen Orten ein Doku-Drama, das im Sommer bei Arte im Fernsehen gezeigt werden soll.

Carwitz5Die wichtigsten Drehorte liegen dabei an der Mecklenburgischen Seenplatte, etwa eine Autostunde östlich von Waren: Carwitz bei Feldberg, wo Falladas Familie wohnte, die einstige Landesirrenanstalt Domjüch, wo er Patient war, und Neustrelitz.
Hauptdarsteller ist Schauspieler Michael Schenk. Er darf im Fallada-Museum Carwitz Bücher auf den Boden werfen, mit einer Angestellten flirten und sich vergnügen sowie Briefe am Originalschreibtisch schreiben. Zwölf Schauspieler, einige Hühner und etwa 15 Komparsen hat die Hamburger Produktionsfirma für Arte an den Start gebracht.

„Die szenische Dokumentation soll erstmals das literarische Schaffen und die Alkohol-, Drogen- und psychische Probleme Falladas, der mit bürgerlichem Namen Rudolf Ditzen hieß, beleuchten“, lautet Weinerts Anspruch.

Carwitz3Über Falladas mitunter ausschweifende und wechselhafte Leben gebe es wenig Filmmaterial. „Man könnte sagen, Fallada hat fünf Leben gelebt“, meint Weinert. Der Welterfolg mit dem Roman „Kleiner Mann, was nun“ brachte dem Dichter viel Geld, aber er verspielte in Berlin einen Teil bei Glücksspielen. In Carwitz, idyllisch unmittelbar am See gelegen, fand er 1933 seine Scholle. Besucher können den Blick über das Bootshaus und den großen Obstgarten zum See schweifen lassen.

In Carwitz habe Fallada, der nicht auswandern wollte, auch seine innere Emigration vor dem NS-Regime gefunden, obwohl er um die Schreiberlaubnis von der damaligen NS-Reichsschriftkammer bangen musste.

Carwitz4Die ersten Jahre mit den damals drei kleinen Kindern werden zu den glücklichsten der Familie gezählt. Der gelernte Landwirt hielt auch Haustiere – deshalb auch die Hühner im Film. Dort schrieb er „Wolf unter Wölfe“ und die „Geschichten aus der Murkelei“, die in Carwitz am häufigsten verkauft werden.

„Wir haben alles weitgehend original wieder hergerichtet“, sagt Museumsleiter Stefan Knüppel (Foto rechts). Er hofft durch den Film auf eine noch größere Bekanntheit des wichtigsten Literaturmuseums der Seenplatte. 2016 soll auch Falladas Roman „Jeder stirbt für sich allein“ als Spielfilm gezeigt werden.

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