Vorsicht, Rotkäppchen: Wölfin streift durch den Nationalpark

29. April 2017

Im Müritz-Nationalpark treibt sich eine Wölfin herum. Dabei soll es sich um eine Fähe aus dem Nieskyer Rudel bei Görlitz in Sachsen handeln.  „Seit 2012 gibt es immer wieder eindeutige Nachweise von einzelnen Wölfen im Müritz-Nationalpark. Bisher wurde keines der Tiere im 32.200 Hektar großen Schutzgebiet sesshaft.
Die Tiere, zumeist junge Rüden, waren nur auf der Durchreise. Es ist aber davon auszugehen, dass sich auf kurz oder lang Wölfe auch dort ansiedeln. Der Müritz-Nationalpark bietet mit seinen großen zusammenhängenden Lebensräumen östlich der Müritz gute Voraussetzungen für Wölfe. Bislang gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass das Weibchen aus Sachsen hier geblieben ist“, sagte der Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Till Backhaus.

Bereits Anfang des Jahres hatten Mitarbeiter des Nationalparkamts Müritz und Besucher des Nationalparks Fährten, Kot und Urinproben gefunden, die auf einen Wolf hindeuteten. „Eine genetische Analyse bringt absolute Sicherheit, ob die Spuren tatsächlich einem Wolf zuzuordnen sind. Außerdem ist mit der Methode ein Herkunftsnachweis möglich“, erläutert Volker Spicher vom Nationalparkamt Müritz. Das junge Weibchen habe auf seinem Weg von Sachsen an die Müritz mindestens 300 Kilometer zurück gelegt und mehrere Autobahnen überquert. Die Ranger suchten intensiv weiter nach Spuren.

 

Anfang April wurde darüber hinaus in der Ueckermünder Heide ein alter Wolfsrüde WR4 „Torben“ gefangen und mit einem GPS-Halsbandsender markiert. Ob es sich dabei um den seit 2007 dort lebenden Rüden handelt, der aus der Lausitz stammt, sollen nun genetische Analysen klären.
Der Rüde wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes besendert, das das Raum-Zeit-Muster von Damwild und Wölfen im gemeinschaftlichen Lebensraum untersucht.

„Jetzt können auch in diesem Gebiet, ähnlich wie schon im Forstamt Jasnitz westlich von Ludwigslust, Wölfe und Damwild parallel untersucht werden. Anhand der Peildaten von Wölfen ist vorgesehen, Risse zu lokalisieren und diese hinsichtlich Präferenz der Wölfe bei Alter, Geschlecht und Kondition zu analysieren. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung von Konzepten zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Schalenwild. Auch geben die GPS-Daten von Wölfen Aufschluss über die Lebens- und Aktionsräume der Tiere. Diese wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse sind für die Planungen zum weiteren Umgang mit dem Rückkehrer von unschätzbarem Wert“, betonte Backhaus.

Die ersten Peildaten belegen die Vermutung, dass das Ueckermünder Rudel sein Territorium nicht nur in der Ueckermünder Heide sondern auch angrenzend in Polen hat.

Auch ruft der Minister die Bevölkerung erneut dazu auf, Wolfssichtungen oder Hinweise auf Wölfe zu melden. Adressaten sind unter anderen das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG), der Fachbereich Forstzoologie der TU Dresden oder das Nationalparkamt. Die genauen Kontaktdaten können auf der Internetseite www.wolf-mv.de unter dem Stichwort „Monitoring“ abgerufen werden. Dort besteht auch die Möglichkeit, Wolfsbeobachtungen, Spuren, Losungen oder Risse online mitzuteilen. Kontaktformular unter: http://wolf-mv.de/pages/eingabe.html

Nutztierhalter in der Region sollten die Meldung zum Anlass nehmen, ihre Vorkehrungen zum Herdenschutz zu überprüfen. Notwendige Maßnahmen sind auch über die Förderrichtlinie Wolf finanzierbar, die seit 3. April 2013 in Kraft ist. Die Mitarbeiter des Nationalparkamts stehen gerne beratend zur Seite. Auch die Initiative WikiWolves, die geschulte ehrenamtliche Helfer an Nutztierhalter vermittelt, hilft weiter.

Informationen zum Wolf in Mecklenburg-Vorpommern und zur Förderrichtlinie Wolf finden sich unter www.wolf-mv.de oder www.lung.mv-regierung.de unter Natur und Landschaft/ Artenschutz/ Wolf.

Seit 2006 gibt es wieder dauerhaft freilebende Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern. Derzeit handelt es sich dabei um drei Rudel und mehrere Vorkommen mit unbekanntem Status. Im Jahr 2012 wurde zum ersten Mal ein männlicher Wolf im Müritz-Nationalpark nachgewiesen. Seitdem gab es unregelmäßige Hinweise und nur wenige handfeste Nachweise auf Wölfe im Schutzgebiet.

2016 gingen 14 Hinweise beim Nationalparkamt Müritz ein. Unter anderem wurde bei Roggentin ein Wolf an einem toten Damhirsch beobachtet. Eine genetische Analyse und Bilder aus einer Fotofalle bestätigten den Verdacht. Das Tier kam aus einem Rudel im brandenburgischen Fläming. Der 2012 nachgewiesene Wolf konnte später in diesem Rudel im Süden Brandenburgs wieder nachgewiesen werden.

 


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