Firmen bleiben derzeit auf Styropor-Abfällen sitzen

22. Oktober 2016

Viele Unternehmer, aber auch Privatpersonen, die Styropor entsorgen möchten, gucken derzeit in die Röhre. Seit dem 1. Oktober werden auf den Wertstoffhöfen und Umschlagstationen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte nämlich keine Baustyroporabfälle mehr angenommen. Solche Abfälle sind durch den Gesetzgeber jetzt gefährlicher Abfall mit dem Abfallschlüssel 170603* eingestuft. Das erklärte Kreissprecherin Haidrun Pergande auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“.

Weiter heißt es: Für diesen Abfall gibt es derzeit keinen Entsorgungsweg, was zur Folge hat, dass die Verwertungsanlagen die Annahme ausschließen und keine Mischfraktionen mit Styropor (z.B. im Baumischabfall) und Monofraktionen aus Styropor mehr annehmen.

GRecycling in Deutschlandrund hierfür ist der Einsatz von Hexabromcyclododecan (HBCD) in Dämmmaterial aus Baustyropor. Dieses Flammschutzmittel verzögert zum einen die Entzündung von Kunststoffen und die Ausbreitung von Flammen, zum anderen enthält es aber auch schwer abbaubare organische Verbindungen. Aus diesem Grund wurde HBCD im Jahr 2011 weltweit in die Liste besonders besorgniserregender Stoffe aufgenommen, Herstellung und Verwendung nach dem 21. August 2015 verboten.

Aufgrund einer Ausnahmeregelung dürfen in der EU aber weiter Dämmstoffe mit diesem Flammschutzmittel hergestellt und verwendet werden. Laut den gesetzlichen Vorgaben sind Baustyroporabfälle mit Flammschutzmittel aus dem Wirtschaftskreislauf herauszunehmen und zu beseitigen. Eine stoffliche Verwertung ist weder möglich noch zulässig.
Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass von der intakten Dämmung mit Polystyrol keine Gefahren für Bewohner und Umwelt ausgehen.

Styropor aus Verpackungen (Formteile) ist nicht mit Brandschutzmittel behandelt, muss daher getrennt erfasst werden und kann auch weiterhin über den gelben Wertstoffsack entsorgt werden.

Polystyrolabfälle, die bei Sanierung oder Abbruch von Gebäuden anfallen – etwa bei Isolierungsarbeiten –, werden dagegen als gefährliche Abfälle eingestuft. Zwar gibt es inzwischen erste Hersteller von Dämmmaterial, die alternative Flammschutzmittel einsetzen, aber bei der Abfallentsorgung ist es laut der kommunalen Abfallwirtschaft unmöglich, jeden einzelnen Abfallrest zu überprüfen. Daher würden alle Dämmmaterial-Anlieferungen als gefährliche Abfälle eingestuft.

Der Entsorgungsengpass ist nicht ein spezielles lokales Problem des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, sondern ein bundesweites Problem. Firmen, Innungen und Verbände appellieren deshalb an die Politik, zu reagieren.


Eine Antwort zu “Firmen bleiben derzeit auf Styropor-Abfällen sitzen”

  1. Styropor-/EPS-Reste können kostenlos bei der Thermowhite Nordost GmbH, Chaussee 6 in 17219 Moellenhagen (Montag -Freitag von 7-16:30 Uhr abgegeben werden.

    Wichtig: – nur Styropor, kein Extruderschaum bzw. Kein PUR-Schaum
    – frei von Verunreinigungen durch Moertel und keine Folienanhaftungen
    – Farbe egal
    – zum bessern Handling sollte das Styropor in Säcken verpackt sein