Januar-Arbeitslosigkeit fällt in der Seenplatte auf tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung

31. Januar 2017

„Zum Jahresanfang gibt es immer einen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings ist die Zahl der Menschen ohne Job in der Seenplatte nicht so stark gestiegen wie sonst in der Winterpause üblich. Deswegen lassen sich die Zahlen am besten mit denen des Vorjahres und nicht mit denen des Vormonats vergleichen. Das Ende des Weihnachtsgeschäfts im Dezember, Kündigungstermine zum Jahresende, das Ende einiger Ausbildungen sowie die Winterflaute zum Jahresbeginn bringen im Januar immer steigende Zahlen bei der Arbeitslosigkeit. Das ändert aber nichts daran: Der Arbeitsmarkt ist robust“, fasst der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, die akuelle Situation zusammen.


Betroffen von neuer Arbeitslosigkeit waren insbesondere Männer. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Dezember um 891, während die Zahl der arbeitslosen Frauen um 384 anstieg. Für den Agenturchef liegen die Gründe auf der Hand: „Mehr Männer als Frauen arbeiten in Außenberufen. Diese Branchen entlassen im Winter besonders viele Arbeitskräfte.“

Der Agenturchef geht davon aus, „dass die Zahl der Arbeitslosen im Februar noch weiter steigen wird, bevor dann die Frühjahrsbelebung den Arbeitsmarkt ankurbelt.“

Wer einen Berufsabschluss vorweisen kann, hat allerbeste Chancen seine Arbeitslosigkeit schnell zu beenden. Ganz anders die Situation für Geringqualifizierte. Ihnen droht eine längere Zeit der Arbeitslosigkeit. Sie haben es schwer, einen Arbeitsplatz zu finden.

Fachkräfte eindeutig im Vorteil

„Jeder vierte Arbeitslose im Landkreis hat keine abgeschlossene Berufsausbildung“, weiß Thomas Besse. Für den Agenturchef sind Investitionen in Bildung – Investitionen in die Zukunft: „Genau aus diesem Grund werden wir für die berufliche Weiterbildung arbeitsloser Menschen in diesem Jahr nahezu 10 Millionen Euro investieren – Arbeitsagentur und Jobcenter gemeinsam“, sagt Besse. Angesichts des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels „sind vor allem Qualifikationen in der Gesundheitsbranche gefragt, aber auch im Verkehr, der Logistik, auf dem Bau und bei kaufmännischen Dienstleitungen. „Im vergangenen Jahr haben wir in der Seenplatte über 1.350 berufliche Weiterbildungen gefördert.“

Besonders erfreut zeigt sich der Agenturchef über die überdurchschnittlich gesunkene Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25-Jahren und bei den Frauen. Eine Einschränkung macht er allerdings: „Profitiert haben ausschließlich die Jugendlichen mit Berufsabschluss. Ihre Zahl ist innerhalb von vier Jahren um 66 Prozent (von 962 auf 321) gesunken, die Zahl der Jugendlichen ohne Berufsabschluss ist im gleichen Zeitraum um 12 Prozent (von 851 auf 747) gesunken.“

Für Langzeitsarbeitslose ist es besonders schwierig

Und mit Blick auf die Entwicklung bei den langzeitarbeitslosen Männern und Frauen sagt der Agenturchef: „Noch lange kein Grund zur Selbstzufriedenheit. Noch immer ist fast jeder zweite Arbeitslose hierzulande ein Jahr oder länger arbeitslos. Aber dass wir in diesem Monat über 400 Langzeitarbeitslose weniger registrieren mussten, macht Mut.“ Als Gründe hierfür führt der Arbeitsagenturchef neben den Beschäftigungszuwächsen durch die gute Wirtschaftslage, dem gezielten Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen auch demografische Aspekte zu nennen.

2.185 Männer und Frauen mussten sich im Januar nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 361 weniger als im Januar 2016.
707 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 28 weniger als im Vorjahresmonat.
Damit übersteigen im Januar die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (2.185) die Arbeitsaufnahmen (707).

Beste Chancen im Gesundheits- und Sozialwesen

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Dezember von -13 Prozent bei Frauen bis +10 Prozent bei Ausländern.
Die Arbeitslosenquote der Jüngeren ist binnen Jahresfrist um 0,4 Prozentpunkte gefallen. Damit liegt sie 0,6 Prozentpunkte über der allgemeinen Quote.

Bei den Älteren nimmt die Arbeitslosigkeit weiter ab. Ihre Zahl sank – zum Vorjahr – um 834 oder 11 Prozent auf 6.945. Neben dem demografischen Aspekt zeigt sich, dass Unternehmen deutlich öfter die Potentiale lebenserfahrener Arbeitnehmer schätzen. Die anteilige Arbeitslosenquote Älterer sank von Januar 2016 auf Januar 2017 um 1,8 auf jetzt 12,6 Prozent. Damit liegt sie exakt bei dem Wert der allgemeinen Quote.

Aktuell gibt es 2.259 offene Stellen. Besonders gesucht werden Arbeitskräfte in Callcentern und der Zeitarbeit, im Gesundheit- und Sozialwesen sowie im verarbeiteten Gewerbe. Es folgen Berufe im Gastgewerbe, Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und im Baugewerbe.

Im Agenturbezirk Neubrandenburg stellt sich der Arbeitsmarkt im Januar recht unterschiedlich dar. Vergleichsweise günstig entwickelte sich die Arbeitslosigkeit in Altentreptow; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 13 Prozent. Dem gegenüber steht die Entwicklung in Röbel mit einer Abnahme von 9 Prozent.


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