„Nebenbei“ mal eben 400 Stunden im Einsatz

6. März 2014

Im Mai dürfen auch die Müritzer ihre Stadt- und Gemeindevertreter wählen und damit die Leute, die in den kommenden Jahren entscheiden, wohin die Reise geht. Doch was bedeutet es eigentlich, Stadtvertreter zu sein? Wie viel Zeit stecken die ehrenamtlichen Politiker in dieses „Hobby“, wie werden sie entschädigt und vor allem, was können sie für ihre Heimat erreichen?
„Wir sind Müritzer“ hat sich einen Warener Stadtvertreter „herausgepickt“ und dabei nicht auf die Partei geschaut, sondern jemanden ausgewählt, der bereits sehr lange über Vorlagen brütet, in Sitzungen diskutiert und auch mal mit Abstimmungsniederlagen umgehen muss.

Rüdiger Prehn, 59 Jahre alt, ist schon fast 20 Jahre Volksvertreter in Waren und noch länger politisch aktiv. „Ich bin quasi mit der Stadtvertretung alt geworden“, meint der Lehrer scherzhaft und blickt auf bewegte politische Jahre zurück. Immerhin kann er von sich behaupten, bei der Gestaltung des Heilbades von Anfang an mitgewirkt zu haben – als sachkundiger Einwohner genauso wie als Fraktionsvorsitzender und eine Legislaturperiode sogar als Stadtpräsident.

Rüdiger Prehn kandidiert im Mai wieder. Weil er zu viel Zeit hat? „Nein, weil ich Politik lebe und trotz des enormen Aufwandes Spaß daran habe“, begründet der Familienvater sein Engagement. Und der Aufwand ist wirklich nicht von schlechten Eltern. Wenn diese Legislaturperiode im Mai endet, wird der 59-Jährige an 39 Hauptausschuss-Sitzungen, 74 Sitzungen des Finanz- und Grundstücksausschusses, 44 Stadtvertetersitzungen sowie 55 Fraktionssitzungen teilgenommen haben. Nur mal zwei Stunden pro Sitzung gerechnet, war Rüdiger Prehn dann also weit mehr als 400 Stunden in Sitzungen für die Stadt Waren aktiv. Wobei zwei Stunden wirklich niedrig gestapelt sind, wenn man bedenkt, dass Stadtvertretersitzungen in der Regel von 18 bis 22 Uhr dauern. Das alles wohlgemerkt neben dem eigentlichen Job, denn das Gros der Volksvertreter hat vor den Sitzungen schon einen harten Arbeitstag hinter sich.

Geld spielt keine Rolle

Doch damit noch nicht genug, denn so ein Volksvertreter muss sich mit vielen Themen auch zu Hause beschäftigen, denn manche Themen sind so komplex, dass sie einer intensiven Vorbereitung bedürfen. Nicht zuletzt werden Stadtvertreter von vielen Einwohnern auch direkt kontaktiert, wenn die Probleme oder Fragen haben. „Das ist auch nicht schlimm, schließlich wurden wir von ihnen gewählt“, meint der Links-Politiker.

Und was gibt’s jetzt für so viel Einsatz? Nicht viel, keine dicken Diäten oder Zulagen. Ein „normaler“ Stadtvertreter bekommt pro Sitzung 30 Euro, der Fraktionsvorsitzende erhält zudem eine monatliche Pauschale von 210 Euro. Hier den Stundenlohn auszurechnen, dürfte sich erübrigen. „Wegen des Geldes nimmt das bestimmt niemand auf sich. Man muss das einfach mögen“, sagt Rüdiger Prehn.
Er wünscht sich für die kommenden Legislaturperiode, dass Parteien bei den Diskussionen im Parlament nicht so sehr in den Vordergrund gerückt werden und er hofft auf eine sachliche Zusammenarbeit mit der Verwaltung, ohne dabei natürlich den kritischen Blick zu verlieren.

Prehn


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