Schriftsteller Kant gestorben – Beisetzung ohne Öffentlichkeit

20. August 2016

Das Buch „Die Aula“ kannte im Osten Deutschlands wohl jeder – es war Schulliteratur und faktisch der „Bestseller“ von Schriftsteller Hermann Kant (1926-2016). Der schon in der DDR durchaus umstrittene Autor und Kulturfunktionär ist vor Kurzem im Alter von 90 Jahren im Krankenhaus in Neustrelitz gestorben. Jetzt wenige Tage danach ist klar: Der streitbare Mann wird auch ohne größere öffentliche Anteilnahme beigesetzt werden.

Das hat Kant selbst noch zu Lebzeiten verfügt, wie inzwischen aus der Familie bekannt wurde. Die Beisetzung soll nur im kleinsten Kreis stattfinden – die Rede war von drei Personen, die ihm sehr nahe standen. Vor der Beisetzung sollen die Zeit und der Ort des Grabes nicht genannt werden, wie die Verlegerin Simone Barrientos Krauss sagte, die selbst in Neustrelitz aufgewachsen war.

Kant hatte sich nach 1990 von Berlin an die Seenplatte auf sein Haus im Grünen in Prälank zurückgezogen. Dort schrieb er weitere Bücher, die aber alle an frühere Erfolge nicht mehr anknüpfen konnten. Bekannte schilderten mehrfach, dass sich der Schriftsteller einsam und mit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung nicht einverstanden fühlte. Anfang 2016 konnte er nicht mehr allein in seinem Haus bleiben und war in ein Haus für betreutes Wohnen in Neustrelitz gezogen.

Seine Biografin Linde Salber wäre gern zu einer Trauerfeier gekommen. Sie findet es generell sehr sinnvoll, auf diese Weise von Menschen Abschied zu nehmen. Im Grunde genommen sei aber der 90. Geburtstag vor zwei Monaten am 14. Juni in Neustrelitz schon wie eine Art „Trauerfeier“ gewesen. Und es ist eben typisch für Kant, dass er noch selbst dabei war, erklärte sie.

Damals hatten mehrere Hundert Gäste den Autor damals bei einem vom Berliner Aufbau-Verlag ausgerichteten Abend im Theater geehrt. Kant hatte an dem Abend auch noch viele Bücher gezeichnet, obwohl es ihm da schon gesundheitlich nicht mehr gut ging.

Der gebürtige Hamburger war als Kind mit Familie nach Parchim gezogen. Er war in Kriegsgefangenschaft, was er im später verfilmten Buch „Der Aufenthalt“ beschrieb, und holte das Abitur an der Arbeiter- und Bauernfakultär 1952 in Greifswald nach. Darüber wird ausführlich in „Die Aula“ berichtet.

In der DDR war er unter anderem Vorsitzender des DDR-Schriftstellerverbandes. In dieser Funktion befürwortete er den Ausschluss mehrerer Schriftsteller aus dem Berliner Verband, darunter Stefan Heym. Später half er aber DDR-kritischen Autoren in der Auseinandersetzung mit der SED-Kulturbürokratie, wie Erich Loest, Günter de Bruyn und Christoph Hein.

Bekannte und Freunde der Familie Kant wollen nach der Beisetzung eine Gedenkfeier für den Verstorbenen ausrichten.


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