Stadt Neubrandenburg will Karl Marx „flach legen“

24. Februar 2018

Die Stadt Neubrandenburg hat mit einer originellen Idee zum Umgang mit DDR-Denkmälern ein großes Echo ausgelöst. Oberbürgermeister Silvio Witt schlägt nach Beratungen mit Fachlleuten vor, das seit Jahren „eingemottete“ Karl-Marx-Denkmal wieder aufzustellen – sogar im Zentrum, wie es die Linke immer wollte.
Aber mit einer kleinen Einschränkung: „Es wird vorgeschlagen, das Denkmal horizontal als liegende Figur im Umfeld der Bibliothek aufzustellen“, heißt es in einer Vorlage für die Stadtvertreter.

Durch einen Sockel an den Füßen und eine filigrane Schulterstütze soll das Denkmal aussehen, „als ob es schwebt, liegt, ruht oder was auch immer einem Betrachter einfällt.“!

Damit soll das Marx-Denkmal aus seinem Depot, oder Versteck wie es manche sehen, geholt und entpolitisiert werden. „Wir haben jetzt eine andere Zeit als nach der Wende, wo vieles versteckt wurde“, sagte der 39 Jahre alte Witt. Die Kosten für die Neuaufstellung würden sich auf etwa 25 000 Euro belaufen, das wollen private Spender der Stadt geben.

DDR-Wandbild könnte auch wieder hervorgeholt werden

Durch die liegende Ausführung sollen sich die Betrachter eine eigene Meinung zu dem Denkmal und seinem Werdegang bilden können. Positiver Effekt: Marx würde neben einer früher sozialistischen HKB-Architektur an der Stargarder Straße „liegen“. Diese ist inzwischen auch denkmalgeschützt und haben auch dieselben Leute zu verantworten, die auch die Aufstellung der 2,20 Meter hohen Marx-Bronzefigur 1969 anordneten. Ob der Vorschlag sich zeitnah umsetzen lässt, soll die Diskussion in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.

Am 27. Februar tagt der Kulturausschuss, am 8. März der Hauptausschuss und am 22. März die Stadtvertretung. „Wenn die Figur bis zum 200. Geburtstag von Marx noch „aufgelegt“ werden soll, wäre das sportlich“, hieß es. Der Philosoph, Ökonom und Begründer des Marxismus, aus dem Andere später den Marxismus-Leninismus machten, stammt aus Trier und war am 5. Mai 1818 geboren worden.

Neubrandenburg hat zudem im Rathaus noch ein großes DDR-Wandbild, das an den „Sieg des Sozialismus“ erinnert und in den 1990er Jahren hinter einer Trockenbauwand „verschwunden“ war. „Das stammt von Volkmar Schubert und da müssen wir auch sehen, was wir damit machen, wenn das Rathaus jetzt saniert wird“, sagte Witt.


5 Antworten zu “Stadt Neubrandenburg will Karl Marx „flach legen“”

  1. HPF sagt:

    Karl, in dessen Namen soviel Unheil angerichtet wurde, hat schon lange ausgedient und gehört eigentlich in die verstaubte Mottenkiste einer unseligen Epoche. Wenn er nun dort nicht landen soll, dann sollte er wenigstens flach gelegt werden. Das hat er verdient. So bleibt er wenigstens als von den Leninisten und Stalinisten mißbrauchte Figur den nostalgisch trauernden letzten seiner Anhänger in Wehmut erhalten bleiben. Ansonsten hätte es ja auch genügt, ihn in den Geschichtsbüchern erhalten zu wissen.

  2. Raoul Bajorat sagt:

    Na prima, nennt sich das dann Sekundärkunst? Vielleicht kann man der Statue dann noch ein altes Buch aus dem Ludendorff Verlag unter den Arm klemmen. Da werden dann zwei gescheiterte Ideologien auf einmal dargestellt und es hat richtig was von Dialektik.

  3. MarkmagMarx sagt:

    Wenn die Deutsche Bahn einen ihrer neuen ICE 4 nach Karl Marx benennt, in Berlin eine Karl Marx Büste steht und es 1968 eine Gedenkbriefmarke der Westdeutschen Bundespost gab, dann verstehe ich das Problem mit Karl Marx nicht.
    Und dafür, dass seine Thesen missbraucht wurden, kann Karl Marx nichts.

  4. Elimar sagt:

    Ich weiß nicht, worum es geht. Um Karl Marx mitsamt seiner Philosophie und seine Lehre, die den Rahmen der Philosophie weit verlässt, um eine Ideologie, die mit der Lehre auch immer weniger zu tun hatte oder um Kunst. Ich finde diesen Bronzemarx nicht schlimm, weil er nicht übergroß vergötternd dargestellt ist, wie ehemalige Riesenköpfe in Berlin und Chemnitz sondern ein Mensch normaler Statur, der sich vielleicht auch mal irrte. Ich könnte mir die Plastik in einer Reihe mit anderen Philospophen vorstellen. Sie alle sollten stehen, nicht wie Gefallene oder Sperrmüll liegen.

  5. Petzibaer sagt:

    Vorsicht, liebe Linken – und Gutmenschenpolitikrr. Die erbärmliche Diskussion um die Umbenennung der Ernst Moritz Arndt Uni in Greifswald ist noch nicht lange her, dieser war ein wirklicher Patriot.
    Scheinbar hat niemand von den Linken Marx gelesen, unter anderem schrieb er über den “ Bodensatz der Völker aus dem Balkan -Raum, vornehmlich Sinti und Roma unsw.
    Nicht, daß ihr Euch in Euren eigens ausgelegten moralischen Fallstricken verheddert, liebe Linke und Grüne Weltverbesserer.
    Und hinterher die Büste wieder abreißt, auf Kosten der schon länger hier Lebenden, versteht sich.
    Ironie aus.