Von einem Kandidaten, der gar nicht kandidieren wollte

3. April 2014

Wenn am 25. Mai zahlreiche Müritzer ganz gespannt auf das Ergebnis der Kommunalwahl warten und vor allem hoffen, dass sie den Einzug ins Stadt- oder Gemeindeparlament geschafft haben, gibt es mindestens einen Kandidaten, der sich das Gegenteil wünscht: Taxifahrer Henry Hildebrandt. Der Warener steht zwar auf der Bewerberliste der Warener FDP, mit Politik hat er nach eigenen Angaben aber überhaupt nichts am Hut.

„Bis vor zwei Tagen wusste ich gar nicht, dass ich kandidiere“, erzählt der sympathische Müritzer im Gespräch mit WsM. Plötzlich hätten ihn mehrere Bekannte auf seine Bewerbung angesprochen. Schließlich stehe sein Name im „Warener Wochenblatt“. Dort werde er als Kandidat der FDP geführt. „Da war ich erst einmal baff. Und ich habe mich gefragt, wie ich auf diese Liste komme“, gibt der 48-Jährige unumwunden zu.

Plötzlich sei ihm eingefallen, dass der Toralf (gemeint ist FDP-Chef Toralf Schnur) ja vor einiger Zeit mal bei ihm gewesen sei und auch über Politik und so geredet habe. „Mich interessiert das ja nicht so, doch dass der Toralf vor einigen Jahren Unterschriften gegen die Schließung des KKH gesammelt hat, fand ich gut. Deshalb war ich auch bereit, wieder zu unterschreiben, als er mir da etwas vorgelegt hat. Ich dachte, es geht um Stimmen für ihn“, erzählt Henry Hildebrandt, der seit mehr als 20 Jahren als Taxifahrer arbeitet und nicht nur in Waren Gott und die Welt kennt.
Gewundert habe er sich vor kurzem, als er zu einer FDP-Versammlung eingeladen wurde, aber nicht weiter darüber nachgedacht. Für so etwa sei schließlich gar keine Zeit. Und jetzt das: Henry Hildebrandt steht auf der Kandidatenliste für die Warener Stadtvertretung und ist ziemlich ratlos.

Gestern nun hat der als äußerst hilfsbereit bekannte Taxifahrer den FDP-Chef angerufen. „Toralf meinte, dass er mir schon erklärt hätte, um was es geht. Vielleicht habe ich einfach nicht richtig zugehört oder wir haben uns missverstanden“, erzählte Henry nach dem Telefonat mit Toralf Schnur. Der Liberale habe ihn auch beruhigt und gemeint, dass er ja sein Mandat nicht annehmen müsse, wenn er gewählt werde. Aber vielleicht finde er die Politik ja sogar interessant.

Taxifahrer Hildebrandt wird also am 25. Mai auf die Wahlergebnisse schauen. Zumindest ist es ja mal ganz spannend, zu wissen, wie viele Warener für ihn stimmen…

Natürlich wollten wir gestern Abend, nachdem wir von der ungewöhnlichen Bewerbung erfuhren,  auch den FDP-Stadtfraktionschef Schnur zu seinen Kandidaten-Werbemethoden befragen. Er hat allerdings Politik in der Stadtvertretersitzung Waren gemacht.

Auf jeden Fall empfehlen wir allen, einfach mal die Kandidatenlisten durchzuschauen. Man kann ja nie wissen……


Eine Antwort zu “Von einem Kandidaten, der gar nicht kandidieren wollte”

  1. Heiner Dittrich sagt:

    Und so ein netter, hilfsbereiter und sympathischer Mensch soll dann ganz zufällig auch noch unsere Probleme im
    kommunalen Gefüge lösen!?? So läuft scheinbar Politik ab. Mit sorgfältig ausgewähltem Personal…