Weniger Arbeitslose, aber immer noch viele Hartz-IV-Empfänger

1. März 2017

„Der Arbeitsmarkt zeigt sich überraschend stark. Die sonst zu Jahresbeginn übliche Entlassung von Mitarbeitern ist gestoppt, die Nachfrage nach Arbeitskräften gewinnt deutlich an Fahrt und die Zahl der offenen Stellen ist auf Rekordniveau. Aufgrund dieser Fakten rechne ich mit einer kräftigen Frühjahrsbelebung“, sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse mit Blick auf den Arbeitsmarkt der Mecklenburgischen Seenplatte im Februar.

Im Februar herrscht auf dem Arbeitsmarkt in der Regel Winterpause. Und es scheint auf den ersten Blick auch so, als dass der Arbeitsmarkt stagniert. „Tatsächlich ist aber schon richtig Musik drin“, weiß der Agenturchef. Im Vergleich zum Vorjahr registriert die Arbeitsagentur zur Monatsmitte 2.199 arbeitslose Männer und Frauen weniger, gleichzeitig steigt der Bestand an freien Stellen um 193 Jobangebote auf 2.433.

„Die Zahl der gemeldeten freien Stellen ist schon jetzt auf Rekordniveau.“ Das ist für den Agenturchef „Fluch und Segen zugleich“. „So sehr wir uns über die vielen offenen Stellen freuen, führt das in einzelnen Branchen zu großen Besetzungsproblemen.“ Die Folge: Betriebe halten ihre Mitarbeiter so lange wie möglich. „Infolgedessen ist das Risiko, seinen Job zu verlieren, derzeit so niedrig wie seit der deutschen Wiedervereinigung nicht mehr“, weiß Besse.

Besonders erfreut zeigt sich der Agenturchef über den überproportionalen Rückgang bei den Frauen und den jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahre.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis ist aber gespalten: Zwar ist die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren insgesamt erheblich gesunken und die Zahl der Erwerbstätigen auf Rekordniveau. Dennoch hat sich trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung, steigender Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften und Beschäftigungszuwachs ein harter Kern verfestigter Langzeitarbeitslosigkeit herausgebildet.

Für Thomas Besse „zählt die Verhinderung und Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit zu den größten Aufgaben der Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte.“

Im Jahr 2016 waren hierzulande 44 Prozent aller arbeitslosen Menschen langzeitarbeitslos, also jeder Zweite. Dabei ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit knapp 7.300 im Vorjahresvergleich (2015) um weitere 7 Prozent gestiegen. 90 Prozent aller Langzeitarbeitslosen in der Seenplatte werden im Rechtskreis SGB II betreut. Insbesondere Geringqualifizierte haben ein überdurchschnittlich hohes Risiko, langzeitarbeitslos zu werden oder auch zu bleiben. Beinahe 4.500 Männer und Frauen – das ist jeder Vierte – hat keine Ausbildung. 730 sind jünger als 25 Jahre.

(Langzeit)Arbeitslos zu sein bedeutet nicht nur materielle Abhängigkeit – von Transferleistungen – sondern auch den Ausschluss aus wichtigen Teilen des sozialen Lebens. Arbeitslos zu sein bedeutet vielfach aber auch ein dauerhaft erhöhtes Armutsrisiko. Sich verfestigende Armut wiederum verschärft soziale Problemlagen und vergrößert die Arbeitsmarktferne.
„Das ist fatal für den Einzelnen, für die Unternehmen aber auch für die Gesellschaft. Darum ist die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Alle Anstrengungen zu ihrer Verringerung und Beseitigung müssen gemeinsam getragen werden von Politik, Sozialpartnern und Zivilgesellschaft.“

Menschen, die aktuell arbeitslos geworden sind, bringen oft Qualifikationen mit, die auf dem Markt gebraucht werden. Sie finden in aller Regel nach kurzer Suche wieder einen neuen Job. Ganz anders die Situation für Menschen ohne Ausbildung. Für sie ist es schwer, schnell einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Damit sind sie viel häufiger von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. „Und genau aus diesem Grund liegt unser Schwerpunkt auf Bildung. Kurze, modulare Ausbildungen bis hin zu längeren Umschulungen. Und ich verspreche, die Anstrengung lohnt sich. Denn am Ende winkt in der Regel ein Arbeitsvertrag“, sagt der Agenturchef.

Insgesamt haben sich im Februar 1.218 Menschen nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes arbeitslos gemeldet. Das waren 967 weniger als im Vormonat und 39 mehr als im Februar 2016.
919 haben einen Arbeitsplatz gefunden. Das waren 212 mehr als im Januar und 47 weniger als im Februar 2016.

Die Arbeitslosenquote der Jüngeren ist um 0,7 Prozentpunkte zum Vorjahr gesunken. Damit liegt sie 0,5 Prozent über dem Wert der allgemeinen Quote. Die Zahl der Älteren (50 Jahre und älter) sank im Vergleich zum Vorjahr um 844 auf 6.950.

Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger lag im Februar bei 11.028 Arbeitslosen. 91 weniger als im Januar und 2.682 weniger als im Februar 2016. Das entspricht einem Rückgang von 19,6 Prozent.

Aktuell gibt es 2.433 offene Stellen. Besonders gesucht werden Arbeitskräfte in Callcentern und der Zeitarbeit, im Gesundheit- und Sozialwesen sowie im verarbeiteten Gewerbe. Es folgen Berufe im Gastgewerbe, Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und im Baugewerbe.


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