Wenn die Blase schwächelt – Kein Grund, sich zu verstecken

28. Juli 2016

Mit weit über zehn Millionen Frauen in Deutschland reiht sich die Erkrankung an Inkontinenz zusammen mit Krankheiten wie Bluthochdruck, Rückenschmerzen/Arthrose oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes in die der Volkskrankheiten ein.
Bis zu 90 Prozent der umgangssprachlich sogenannten „Pampersindustrie“ produziert überraschenderweise nicht für Säuglinge und Kleinkinder,  sondern für Patienten die an Inkontinenz leiden. Da es sich um keine tödliche Krankheit handelt, ist die Diskussion in der Öffentlichkeit darüber allerdings eher zurückhaltend und die Betroffenen lernen, beschämt damit zu leben oder entwickeln ihre eigenen Strategien, damit umzugehen. Das müssen sie nicht.  Auch  gegen Senkung und Inkontinenz gibt es heutzutage sehr erfolgreiche, dauerhaft wirksame Therapien und zwar direkt hier in Waren.

Mit genau diesen Therapien beschäftigen sich die Ärzte und Therapeuten im Interdisziplinären Beckenbodenzentrum im MediClin Müritz-Klinikum. Zu den Fachbereichen, die hier eng und abgestimmt zusammenarbeiten, gehören die Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit Oberarzt Dr. Retzke als Leiter und Ansprechpartner des Beckenbodenzentrums, die Urologie mit Oberarzt Dr.  Scheffler, Facharzt für Urologie und Frauenheilkunde, sowie die Chirurgie für den kolo-proktologischen (Enddarm-)Bereich mit Oberarzt Töpfer und die Physiotherapie mit Frau Hotzelmann

Wenn sie Urin oder Stuhl nicht mehr richtig halten, Blase oder Darm nicht mehr sicher kontrollieren können, ist das den meisten Menschen sehr peinlich. Viele Betroffene ertragen ihre Erkrankung still, trauen sich nicht einmal, bei ihrem Arzt das Thema Blasenschwäche oder Stuhlinkontinenz anzusprechen.
Dabei gibt es heute mehr denn je sehr wirksame Hilfen, darunter auch einfache „konservative“ Hilfsmittel für eine schnelle, zumeist vorübergehende Therapie aber insbesondere auch moderne operative Eingriffe mit dauerhaftem Erfolg.

Dr RetzkeEiner der Experten aus dem Spezialzentrum an der Müritz, der die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich verbessern kann, ist Dr. Frieder Retzke, Leiter des Interdisziplinären Beckenbodenzentrums.  Der Experte auf dem Gebiet der Beckenboden- und Kontinenzchirurgie bietet modernste, patientenorientiert ganz individuell angepasste Operationen für den gesamten Bereich der Beckenbodendefekte an.

Wie insbesondere  bei einer Senkung, bei Inkontinenz oder deren verschiedensten Kombinationen. Patientenorientiert heißt, dass hier für jeden Patienten ganz individuell eine Therapie besprochen, ausführlich erklärt und umgesetzt wird. Dazu sagt der erfahrene Operateur: „Uns ist es sehr wichtig, jeden Patienten mit seinen ganz konkreten Beschwerden auch „ganz konkret“ zu diagnostizieren und patienten- und befundbezogen zu behandeln. Er bekommt unzählige positive Rückmeldungen bereits erfolgreich therapierter Patientinnen, zum Beispiel bei der Nachkontrolle in seiner Sprechstunde.
„Mein größtes Problem war – ich habe mich geschämt, habe mich zurückgezogen, konnte nicht mehr alles mitmachen und war so oft allein. Jetzt bin ich wieder die alte, gehöre wieder dazu – ein ganz neues Leben.“

Warener Spezialist „tingelt“ durchs ganze Land

Da „Beckenboden“ aber immer auch Befund und Funktion angrenzender und funktionell gekoppelter Organe und Gewebe bedeutet und – eben die Fachgebiete Gynäkologie, Urologie, Chirurgie und Physiotherapie eng koppelt, ist die Diagnostik und schließlich die vorgeschlagene Therapie zumeist auch das Ergebnis einer engen interdisziplinären Abstimmung.

Oberarzt Dr. Scheffler,  Oberarzt Töpfer und  Frau Hotzelmann beraten daher nicht nur das spezielle Vorgehen, sondern oft und bei besonders komplexen Defekten oder Funktionsstörungen operieren sie auch zusammen.

Mit Dr. Retzke  (Foto links) arbeitet im Klinikum ein überregional und international anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Beckenboden- und Kontinenzchirurgie. Dass der ehemalige Chefarzt aus Zittau (früher Rostock, dann Frankfurt/Oder) überregional bekannt ist für sein Können und seine Methoden, ist kein Geheimnis. So fanden erst in den letzten Tagen wieder operative Workshops im MediClin Müritz-Klinikum statt, bei denen Oberärzte aus anderen Einrichtungen während seiner Operationen hospitierten und begeistert waren von den Ergebnissen, diee Dr. Retzke mit seinen modernen Methoden erzielt.

Demonstration auch in Münchener Klinik

Zwei dieser Teilnehmer waren Dr. Rolf Dewitz, der leitende Oberarzt Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Neubrandenburg sowie Dr. Matthias Ehmke, leitender Oberarzt der Frauenklinik in Bergen. Auch weit entfernt von Waren sind Dr. Retzke und das MediClin Müritz-Klinikum für die Methoden im Interdisziplinären Beckenbodenzentrum bekannt. Als sogenannter „Flying Doc“ (engl. fliegender Arzt) ist er  überregional unterwegs und demonstriert seine modernen Methoden in anderen Kliniken,  so zuletzt z.B. im Beckenbodenzentrum München.  Demnächst geht es für ihn  in eine große Klinik im Allgäu und dann in die Schweiz.  Dort wird er den  jeweiligen Beckenboden-Teams  die modernen Operationsmethoden demonstrieren und intensiv diskutieren.

Darüber hinaus arbeitet Dr. med., Dipl.-Ing. Frieder Retzke bereits seit vielen Jahren mit renommierten Firmen zusammen, die seit den Anfängen der modernen Beckenboden- und Kontinenzchirurgie Ende der 90er Jahre in der Forschung und Weiterentwicklung von Gewebe-Implantaten und  ganz speziellen OP-Instrumenten tätig sind. In diese Weiterentwicklung bringt er seine Erfahrungen mit ein.

So waren auch der deutsche Geschäftsführer Reinhold Brandes und der österreichische Chefentwickler urogynäkologischer Produkte Klaus  Langer der Firma A.M.I. aus Österreich in Waren zu Gast. Sie schauten Dr. Retzke beim Operieren über die Schulter, um ihr Produkt im Einsatz zu sehen. Die Firma A.M.I. produziert unter anderem sogenannte Polypropylen-Netze- und -Schlingen, welche bei der operativen Therapie von Beckenbodendefekten und  bei Harninkontinenz zum Einsatz kommen und deren Entwicklung durch die Zusammenarbeit mit Dr. Retzke in den letzten Jahren maßgeblich beeinflusst wurde.

Arzt ermutigt Patienten: Niemand muss mit diesen Beschwerden leben!

Das Interdisziplinäre Beckenbodenzentrum gibt es bereits seit ein paar Jahren im MediClin Müritz-Klinikum. Insbesondere die Urologie mit Oberarzt Dr. Scheffler, aber auch alle anderen Fachbereiche haben mit viel persönlichem Engagement und hoher fachlicher Kompetenz ganz wesentliche Leistungen beim Aufbau dieses Kompetenzzentrums erbracht.  Derzeit wird das Konzept überarbeitet und das Zentrum auf noch moderne Füße gestellt, damit  mehr Einheitlichkeit und  Transparenz, sowohl gegenüber den Patienten als auch den  einweisenden Ärzten entsteht.

„Wir möchten Betroffene ermutigen, bei entsprechenden Beschwerden, die auf Inkontinenz oder andere Erkrankungen des Beckenbodens hindeuten,  ihren Hausarzt, Frauenarzt, einen Urologen oder Chirurgen  anzusprechen und sich entsprechend beraten zu lassen. Informationen zu den unterschiedlichen Sprechstunden direkt im MediClin Müritz-Klinikum erhalten Sie über die 03991 / 77 – 2501, die 03991 / 77 – 2401 und  die 03991 / 77 – 2201  oder über Ihre behandelnden Ärzte.
Egal wieviel Kinder Sie geboren haben, egal welche Belastungen Ihr Beckenboden zu tragen hatte: Urin zu verlieren ist nicht normal. Seien sie mutig und sprechen das heikle Thema beim nächsten Arztbesuch an. Niemand muss mit diesen Beschwerden leben. Es gibt viele Therapien, die ihnen ihr normales Leben zurückgeben können“, appelliert Dr. Retzke.

Foto unten: Dr. Rolf Dewitz, der leitende Oberarzt Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Neubrandenburg (links) schaut Dr. Retzke beim Operieren über die Schulter (Mitte)

Text und Bild: Jenny Thoma/MediClin Müritz-Klinikum

DrOp


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