Wo das Alter wirklich keine Rolle spielt: Die rührende Geschichte einer tierlieben Seniorin

26. Februar 2018

Die Initiative „Müritzer für Tiere“ berichtet heute über Jutta Euler, eine erfahrene Hundefrau, die bereits mehrfach Hunde aus dem Tierheim aufgenommen und ihnen ein sehr schönes Leben geboten hat. Eine Geschichte, die berührt und zum Nachdenken anregt:
„Wir haben uns beide ein Jahr geschenkt.“ So ein besonderer Gedanke hat es in die Schlagzeile verdient. Ausgesprochen wurde er von Jutta Euler, 83, die bis vor kurzem mit dem alten Hund Benny, 17, einem Mischling zwischen Dackel und Cocker, gelebt hat. Er ist vor einem Jahr bei der Vermittlung trotz seines Alters gut drauf. Sein Herz schlägt kräftig, er läuft gern und frisst gut. Nachgelassen hatten bereits Sehen und Hören, wie das im Alter so ist. Und er braucht vor allem ein gutes Zuhause.

Wir haben damals von Benny erfahren. An einen Baum sollte er gebunden werden. Da diese Androhung ernst zu sein schien, machten sich Tierschützer auf den Weg und übernahmen Benny. So kam er in eine Pflegestelle für ältere Hunde, der unsere Initiative beim Vermitteln  hilft. Die Hoffnung, für den alten Benny mit seinen Handicaps schnell ein endgültiges Zuhause zu finden, wo er endlich zur Ruhe kommen kann, war gering. Doch manchmal geschehen auch Wunder. Denn zur gleichen Zeit trauerte eine Frau unserer Region um ihren verstorbenen Hund. Ihr Anruf kam also zur rechten Zeit. Eine erfahrene Hundefrau, Anfang achtzig, gut drauf, die am liebsten in den Wäldern unterwegs ist und sich kein Leben ohne Hund vorstellen kann.

Charly – ein Blick zurück

Wir hatten Jutta Euler gleich nach unserer Gründung einen in Not geratenen, alten Retriever vermittelt, den damals so viele adoptieren wollten. Charly und Jutta Euler waren sozusagen 2014 unser „erster Fall“. Er zog bei ihr ein und war rundum ein Traumhund. Wir waren gemeinsam in den Süden von Berlin gefahren, um ihn zu adoptieren. Doch wie so oft auf der A19 bei Neuruppin, gerieten wir bei Hitze in einen Stau. Fast ein Trauma, wenn man einen fremden Hund auf der Autobahn aus einer sicheren, aber überhitzten Behausung nehmen muss. Wir organisierten uns in die rechte Spur (alle spielten mit) und Jutta Euler ging mit Charly spazieren, als wären sie ein vertrautes Team.

Später schrieb sie uns einen Brief: „Jetzt sind es schon über drei Monate, dass Charly, der „zeitungsbekannte“ Golden Retriever, zu mir gehört. Wir sind mit 12 und 79 Jahren beide nicht mehr die Jüngsten, aber vielleicht ist auch das ein Grund, dass wir uns so gut verstehen. Wir brauchen beide keinen Trubel um uns herum. Wir genießen unsere ausgiebigen Spaziergänge zu zweit in der so schönen freien Natur der Mecklenburgischen Seenplatte. Treffen wir mal auf Nachbarn oder andere Bekannte – meist auch Hundehalter – gehört Charly so selbstverständlich zu mir. Er steht ruhig an meiner Seite. Seine Mimik und seine Augen zeigen, dass er sich dazugehörig fühlt. Und er wird auch von den anderen Hunden akzeptiert. Charly und ich schlafen im selben Zimmer. Von seinem Schlafplatz kann er mich sehen und ich ihn. Eigentlich bin ich dauerhaft unter Beobachtung, wenn er nicht gerade fest schläft. Charly und ich sind glücklich und zufrieden miteinander. i.A. Charly und Frauchen J.E.

Dieses Glück dauerte leider nur ein Jahr. Doch Jutta Euler hielt es ohne Hund nicht aus. Sie wurde selbst aktiv. So kam Berner Sennenhund Blümchen aus dem Tierschutz (durch andere vermittelt) in ihr Leben. Große Hunde waren immer ihre große Liebe. Doch leider lebte auch sie nur noch kurze Zeit.

Zurück zu Hund Benny

Über Jutta Eulers Hundeliebe sprechen in dem kleinen Ort in Fünfseen Menschen und Tiere.  Diese Frau, die inzwischen 25 Jahre dort lebt, ist für alle ohne Hund unvorstellbar. Mehrmals am Tag zog sie ihre Runden, zuletzt mit dem fast blinden Benny, der inzwischen auch kaum noch hörte. Ansonsten aber gut drauf war. Um eine bestimmte Zeit stand er an der Tür und erwartete von seinem „Frauchen“, dass es losgeht. Dann gingen sie los. Er kannte die Wege. Und da die passionierte Wanderin draußen inzwischen als Folge eines früheren Sturzes eine Krücke als Hilfe brauchte, hatten die Spaziergänge ihren eigenen Rhythmus. „Wir haben uns ohne Worte verstanden, lebten in Harmonie. Benny zog nicht an der Leine, blieb immer nah bei mir, fühlte sich sicher  – und erspürte auch mein Handicap. Wir haben uns beide aufeinander eingestellt“.

Benny hatte großes Glück an seinem Lebensende. Hatte er doch ein „Frauchen“, die im Berufsleben für Blinde, Gehörlose und Menschen mit anderen Handicaps verantwortlich war. Sie hat ihre Wohnräume auch so ausgeleuchtet, dass Benny noch Umrisse sehen konnte, was ihm möglich war. Unterwegs waren sie bei Wind und Wetter. Doch dann kam eine schwierige Woche. Benny ging es nicht mehr gut. Sein Leben endete nach einem erfüllten Jahr – er hat ihr, so sagt Jutta Euler, ebenso viel geschenkt, wie sie ihm.

Nach vielen Hunden nun die erste Katze – im Haus

Aber wer denkt, dass dies das Ende des Lebens mit Tieren ist, irrt gewaltig. Wäre die Krücke nicht, würde die Frau aus Fünfseen wieder einem alten Hund ein Zuhause geben. Wandern war immer ihre Leidenschaft. Sie sagt auch, dass sie nach Bennys Tod eine ganze Woche nicht unterwegs war. Das ist nicht ihr Ding.

Seit fünf Monaten gibt es erstmals eine Katze im Haus von Jutta Euler. Sie lag als hilfloses, nicht allein überlebensfähiges Bündel vor der Tür – und wurde aufgenommen. Adoptiert vom blinden, alten Benny, beide unzertrennlich im Haus und im Garten. Und umsorgt von der Frau der Hunde.

Mini heißt der Kater, der sich gerade daran gewöhnen muss, dass es seinen Kumpel Benny nicht mehr gibt. Mini erobert nun das ganze Haus und lässt es sich nach Katzenart gut gehen. Um ihren Mini besser zu verstehen, hat sich Frau Euler an einen Berg von Katzenbüchern gewagt. Man muss ja wissen wen man im Haus hat.

Doch das mit der ersten Katze stimmt nicht ganz. Seit zwei Jahren hat Kater Mirko seine geschützte Behausung auf dem Grundstück von Jutta Euler. Er ist bestens versorgt. Aber Nähe lässt er kaum zu. Das wird wohl auch so bleiben.

Warum schreiben wir diese Geschichte?

Menschen und auch Tiere werden immer älter. Es ist deshalb eine natürliche Entwicklung, dass sie längere Lebenszeit miteinander verbringen werden. Wir möchten deshalb Menschen jeden Alters dazu ermuntern, sich das Leben mit einem Tier nicht zu versagen. Weil man schon so alt ist, und es könnte doch dies und das passieren. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass man sich in jedem Alter und in fast jeder Lebenssituation den Wunsch mit einem Tier zu leben erfüllen kann.

„Müritzer für Tiere“ berät und begleitet Menschen, die unsicher sind. Wir sichern auch ab, dass wir im Notfall vor Ort sind und helfen. Das ist unser Anspruch.

www.mueritzer-fuer-tiere.de


Eine Antwort zu “Wo das Alter wirklich keine Rolle spielt: Die rührende Geschichte einer tierlieben Seniorin”

  1. Christine Koschau sagt:

    Diese Frau ist ein Engel und ich wünsche ihr ein langes Leben, solche Menschen müsste es öfter geben.