Überraschung zur Kommunalwahl: Joachim Stein ist wieder da
In rund zwei Monaten sind Kommunalwahlen. Das heißt, die Einwohner der Städte und Gemeinden wählen „ihre“ Vertreter. Hier und da treten viele „alte Bekannte“ an, es gibt aber auf den Listen der Parteien und unter den Einzelkandidaten auch junge, neue Gesichter. Und es gibt eine erste faustdicke Überraschung: Malchows langjähriger Bürgermeister Joachim Stein, der sich vor rund drei Jahren komplett aus der Politik zurückgezogen hat, will wieder mitmischen. Er gehört zu den zehn Kandidaten von Bündnis 90/Die Grünen, die ins Malchower Stadtparlament einziehen möchten. Diese Nachricht haben ihm und Malchow nicht nur an der Seenplatte bereits viel Aufmerksamkeit eingebracht.
Nach 23 Jahren als Bürgermeister Malchows verabschiedete sich Joachim Stein im Sommer 2015 aus dem Rathaus, ja, er tauchte regelrecht ab. „Ich wollte und musste mich zurückziehen. Ich musste einfach zu mir kommen. Die letzte Zeit als Bürgermeister hat mir arg zugesetzt, vor allem, durch viele sehr persönliche Angriffe auf mich und leider auch auf meine Familie. Angriffe, die weit unter der Gürtellinie landeten“, berichtet Joachim Stein. Auch seine Ehefrau, die als Kämmerin in der Verwaltung arbeitete, kehrte der Malchower Verwaltung den Rücken und fühlt ich seither beruflich in Goldberg sehr wohl.
Joachim Stein ist heute 71 Jahre alt, was man ihm allerdings nicht ansieht. Das mag an den morgendlichen Bädern im See – bei Wind und Wetter– und seinen Läufen liegen. Oder vielleicht auch dran, dass er die Zeit seit seinem Rücktritt wirklich genutzt hat, um mehr auf sich und seinen Körper zu hören. Joachim Stein ist einfach ruhiger geworden. Wer ihn kennt, merkt, dass ihn die Politik und die Geschehnisse in und um Malchow brennend interessieren, aber er redet sogar über Dinge, die ihn in seiner Heimatstadt ärgern, sehr ruhig und überlegt.
Doch warum jetzt die Rückkehr in die Politik? „Malchow ist meine Heimatstadt und die meiner Vorfahren. Ich liebe diese Stadt, aber ich habe den Eindruck, dass in Malchow ein Stillstand eingetreten ist, es gibt keinen Schwung mehr, keine Visionen und viele Bürger, die resignieren. Ich möchte helfen, das zu ändern“. Und noch etwas stört ihn: Malchow war vor vielen Jahren in ganz Mecklenburg-Vorpommern dafür bekannt, die Stadt mit den meisten Einwohnerversammlungen zu sein. Egal, was man im Rathaus gerade plante, Bürgermeister Stein trommelte seine Einwohner zusammen. „Die Bürger werden heute leider nur noch selten einbezogen. Das haben uns auch die vielen Gäste bestätigt, die wir vor kurzem zum Forum über die Zukunft unseres Kurgebietes eingeladen haben“, erzählt Joachim Stein und kündigt zugleich weitere Foren in Malchow an. So soll es am 11. April in der Pension am See um die „Alte Ziegelei“ gehen, und kurz vor der Wahl um andere brennende Malchow-Themen wie die Kita-Problematik, die momentan viele Inselstädter umtreibt.
„Wir müssen auch dringend über die noch nicht gelöste Verkehrsproblematik und über den Tourismus reden. Malchow braucht unserer Meinung nach nicht noch mehr Betten. Wir haben 2000 Fremdenbetten, das ist ausreichend. Wichtig ist jetzt, dafür zu sorgen, dass es die Urlauber nicht nur in den schönen Sommermonaten zu uns zieht. Wir benötigen andere Angebote, beispielsweise mit den Heilmitteln Sole und Moor, über die wir verfügen“, so Stein.
Und noch etwas will der 71-Jährige ganz schnell ändern: Die Sauberkeit in der Stadt, die nach Meinung vieler Einwohner inzwischen sehr zu wünschen übrig lässt.
Viele Themen also, die Joachim Stein und die bündnisgrünen Kandidaten anpacken wollen. Bis es soweit ist, arbeitet der Malchower zudem sehr intensiv an seinem Buch mit dem jetzigen Arbeitstitel „Ein Bürgermeister blickt zurück“, denn das soll noch in diesem Jahr erscheinen und wird von vielen bereits im Spannung erwartet.
Foto Joachim Stein (links) und die anderen neun Kandidaten der Malchower Bündnisgrünen: Monika Göpper, Christin Rentz, Jana Nagorny, Hans-Peter Halder, Heike Stein, Thorsten Däbel, Lutz Weidhase, Dominique Speckin, Anja Speckin (von links).
„Wichtig ist jetzt, dafür zu sorgen, dass es die Urlauber nicht nur in den schönen Sommermonaten zu uns zieht.“
Wahnsinn, was für eine Vision.
Darauf kann auch nur Herr Stein mit seinen 71 Jahren kommen.
„Malchow war vor vielen Jahren in ganz Mecklenburg-Vorpommern dafür bekannt, die Stadt mit den meisten Einwohnerversammlungen zu sein.“
Ich bin selbst sehr interessiert an Stadtpolitik, aber ich war auch noch nie bei einer Einwohnerversammlung.
Warum?
Weil sich dort immer nur die gleichen Leute auf die Schulter klopfen und ihre Thesen vorbringen.
Thesen, die völlig an der Realtität vorbeigehen und ein „wünsch dir was“ entspringen.
Warum sollte ich als Urlauber in Malchow übernachten?
Was bietet die Stadt wirklich an Mehrwert im Vergleich zu Waren, wenn die Seenplatte mein Ziel ist?
Wenn ich an die Ostsee will, warum nicht gleich in näherer Umgebung der Ostsee nächtigen?
Die Konkurrenz ist einfach groß und meiner Meinung nach könnte Malchow nur mit dem Preis punkten. Aber auch dort ist natürlich irgendwann Ende.
Im Winter/Herbst oder auch frühes Frühjahr bietet Malchow einfach zu wenig im Vergleich.
Und das wird auch immer so sein. Malchow bleibt eine Kleinstadt mit kleinen Möglichkeiten (bezogen auf Tourismus), egal wer Bürgermeister ist.
Auch eine Moorbehandlung in einem Hotel wird nicht die Massen anziehen, denn diese Behandlungen kosten nicht wenig und dann kann ich auch in andere Städte fahren. Das bietet nämlich schon einige Städte an.