„Wendedenkmal“ braucht Platz – Zwei City-Parkplätze weniger

14. August 2020

„Das kann doch nur ein Schildbürgerstreich sein“, vermuten Anwohner der Warener Kirchenstraße und meinen die dortige Baustelle. Seit einigen Tagen wird im Bereich der Georgenkirche nämlich gebuddelt. Das alleine ist nicht ungewöhnlich, allerdings, so heißt es in den Schreiben an „Wir sind Müritzer“, befürchten die Anwohner, dass in der Kirchenstraße dadurch zwei Parkplätze wegfallen. Und sie haben Recht, wie eine Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ in der Stadtverwaltung ergab.

Die jetzigen Arbeiten sind die Vorbereitungen zum Aufstellen des so genannten „Wendedenkmals“. Und dieses Denkmal braucht offenbar viel Platz. Wie Stadtsprecherin Steffi Schabbel auf Nachfrage erklärte, fallen dadurch zwei Parkplätze weg, eine Stellfläche für Behinderte werde zudem umverlegt.

Anwohner und Warener, die häufig in der Innenstadt unterwegs sind, halten das für keine gute Entscheidung. Schließlich seien Parkplätze in der Altstadt schon jetzt rar. Auch der Fraktionsvorsitzende der FDP/MUG-Fraktion, Toralf Schnur, zeigt sich über diese Arbeiten verwundert. Er hat im Stadtentwickungsausschuss nachgefragt und erfahren, dass der Platz für das Denkmal benötigt wird.

„Darüber ist im Vorfeld nicht mit uns gesprochen worden. Das höre ich zum ersten Mal. Vor einem Jahr hieß es, dass man das neue Denkmal dort hinstellen möchte, wo der alte Gedenkstein seinen Platz hatte. Dass dadurch auch Parkplätze wegfallen, hat man den Stadtvertretern nicht gesagt“, so Toralf Schnur.

Das Mahnmal, das in Waren an die Friedliche Revolution von 1989 erinnern soll, heißt: „Perspektiven zur Freiheit“ und stammt von den Stuttgarter Künstlern Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper. Es ist von einer Jury aus zehn verschiedenen Vorschlägen ausgewählt worden.

Das Denkmal ist eine begehbare Installation aus Stelen und Tafeln mit Losungen der Friedlichen Revolution sowie Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Die Stelen und Tafeln assoziieren in ihrer großen Zahl eine friedliche Demonstration mit Transparenten.


6 Antworten zu “„Wendedenkmal“ braucht Platz – Zwei City-Parkplätze weniger”

  1. Claus sagt:

    Ein Wendedenkmal in Waren von Künstlern aus Stuttgart??? Na ja…

  2. Robert Warta sagt:

    Wenn ich mich recht erinnere, ging aus der veröffentlichten Bauzeichnung hervor, wie viel Platz benötigt wird.

  3. Norbert Bluhm sagt:

    Aus den mir vorliegenden originalen Ausschreibungsunterlagen geht hervor, dass bestenfalls der Behindertenparkplatz „Opfer“ des Wendedenkmals werden würde, keinesfalls jedoch weitere an der Straße.
    Abgesehen von den wegfallenden Parkplätzen – was ist mit dem wegfallenden Vermögen und den Einnahmen? Oder gar mit dem „Ersatz“ dieser innerstädtischen Parkplätze?

  4. Peter Sohr sagt:

    Die Vergabe des Auftrages an keinem hiesigem Künstler der die Zeit vor Ort nicht miterlebte und somit kaum mit einer lokalen Identität mit Bezug zur Region aufwarten kann, war mir schon bei der Preisvergabe ein Dorn im Auge. Auch erahnte ich, das die geplanten Elemente bestehend aus einer großen Zahl von Stelen und Tafeln irgendwie zuviel kostbaren Platz an einer der ohnehin engsten Stellen im Kernbereich der Innenstadt einnehmen werden. Genaue Pläne sah man aber nie. Vorstellungen welche tatsächlichen Ausmaße diese Skulptur aufweisen würde waren daher kaum machbar. Das eine Stellfläche für Behinderte umverlegt werden müsse sei schon allein tragisch genug.
    Jetzt noch durch die Bauausfertigung mit einen dauerhaften wirtschaftlichen Folgeschaden durch Wegfall von Parkraum aufzuwarten krönt dieses Vorhaben noch. Wäre diese Planung bei der Preisvergabe publiziert worden, hätte das sicherlich eine klare Absage ergeben. Über Kunst kann man trefflich streiten. Wenn aber Kunst Platzprobleme bereitet die zuvor nicht vorhanden waren, dann ist Kunst an dieser stelle unangebracht. Diese Ausführung sollte entweder vom Künstler mit Hinblick auf die Platzverhältnisse überarbeitet oder eben in Richtung Kirchvorplatz verschoben werden.

    • Simon Simson sagt:

      In jeder Großstadt, die ein großes Museum oder mehrere davon hat, wehklagen die Bewohner täglich, dass dort keine Parkhäuser stehen. Oh Mann. Kunst so gestalten, dass es keinen Parkplatz kostet? Ist so, wie wenn Leonardo in der Leinwand mit der Mona Lisa ein Loch gelassen hätte, damit man, falls dort mal eine Tür ist, nicht drumherum gehen muss. Ich will mich nicht über das Kunstwerk äußern. Aber sollten wir ein Parkplatzproblem haben (was ich, der nur mit dem Rad ins Stadtzentrum fährt, nicht wahrnimmt), liegt es kaum am Übermaß an Kunst in dieser Stadt. Es liegt daran, das die Entscheider die Notwendigkeit einer Verkehrswende ignorieren. Eine Lösung wäre, dass mehr Leute gern auf einen halbwegs verfügbaren Nahverkehr, das Rad oder e-Bike steigen und so Parkplätze frei blieben. Die brauchen auch nicht für einen Appel und ein Ei zu besetzen sein. Wer eigentlich gibt Autofahrern das Recht, Innenstadtstraßen den ganzen Tag mit ihrem heil´gen Blech zuzustellen? Die Frage ist hier nicht populär. Stattdessen verbannte die Stadt die einzige öffentliche Luftpumpe auf einen Campingplatz, weil sie oft kaputt war. Mag sein! Aber darin sieht man nicht nur, dass hier der Vandalismus, sondern bei jeder Entscheidung (im Gegensatz zu den Sonntagsreden) die Ignoranz gegenüber der Klimaproblematik siegt. Bei den Bürgermeisterkandidaten kann das auch nur so bleiben. Ein Spruch geht ungefähr so: Fortschritt ist nicht, wenn der Arme Mercedes fährt, sondern der Reiche Bus. Davor scheuen hier aber die, die es halbwegs geschafft haben, zurück. Schlimm kann es also mit dem Parkplatzangebot nicht sein. Allet bliwt bin‘ ollen.

  5. Doktor Alban sagt:

    Es sei erlaubt, zwei passende Zitate anzuführen:
    „Geschichte schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.“
    (Johann Wolfgang von Goethe)

    und ebenso tiefsinnig:
    „Die meisten Denkmäler sind hohl.“
    (Stanislaw Jerzy Lec)

    …von Letzterem stammt übrigens:
    „Autoverkäufer verkaufen Autos, Versicherungsvertreter Versicherungen. Und Volksvertreter?“