Ein Lichtblick im „Desaster“ der Regionalen Schule Waren/West

19. Juni 2021

„Ich bin wirklich schon so lange Schulleiterin, aber so eine Herausforderung wie in den vergangenen zwei Wochen habe ich zum ersten Mal erlebt.“ Das sagt Sylvia Hänsel, langjährige Direktorin der Regionalen Schulen Waren/West. Und sie meint damit nicht Corona & Co. Denn zu allem Unglück kam vor zwei Wochen noch ein heftiger Wasserschaden hinzu, der das Unterrichten in der Schule unmöglich macht (WsM berichtet). Doch gestern konnte Sylvia Hänsel auch wieder ein bisschen lächeln, denn ein Neubau auf dem Grundstück der Schule macht ihr Freude – dort entsteht ein eigenes Haus für das „Produktive Lernen“, gestern wurde das Richt- oder besser Dichtfest ein ganz kleines bisschen gefeiert.

Rund 630 000 Euro kostet der Neubau, die Stadt hat vom Land gut 404 000 Euro dazu bekommen. Der Rohbau steht, schon im Herbst soll das „Produktive Lernen“ dort starten. Das ist auch bitter nötig, denn im vergangenen Schuljahr, das gestern zu Ende ging, mussten die Lehrer und Schüler mit der „Hausmeisterwohnung“ über dem REWE-Markt in Waren Vorlieb nehmen. Eine Situation, die sehr anstrengend war, erst recht in der Corona-Zeit.

Beim „Produktiven Lernen“ handelt es sich um einen Bildungsgang, der sich bereits seit mehreren Jahren auch in MV bewährt hat. Im Vordergrund steht die Verbindung von praktischem und schulischem Lernen. Die Schüler besuchen an drei Tagen in der Woche selbst gewählte Praxislernorte und erhalten einen Einblick in die Praxis von Betrieben, Behörden und anderen Einrichtungen. An den übrigen Tagen kommen die Jugendlichen in die Schule, wo die gewonnenen Erfahrungen und Fachkenntnisse mit der Allgemeinbildung verknüpft werden. “Wir sind sehr froh, dass wir diese zusätzlichen Räume bekommen, denn der Bedarf für das ‘produktive Lernen’ ist wirklich groß. Alleine vier Kollegen kümmern sich in diesem Bereich um die Mädchen und Jungen, denen somit ein leichterer Start ins Leben ermöglicht wird”, sagte Sylvia Hänsel. Denn – viele der Schüler, die am ‘Produktiven Lernen’ teilnehmen, würden sonst ‘verloren’ gehen. Sie hätten keine Chance auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, ihre Zukunft wäre mehr als ungewiss.

Unterrichtsbeginn nach den Ferien noch ungewiss

In der Regionalen Schule Waren/West lernen derzeit 466 Mädchen und Jungen in insgesamt 20 Klassen. Im neuen Schuljahren kommen fünf 5. Klassen mit ingesamt 125 Mädchen und Jungen hinzu. Die Schülerzahl steigt weiter.

Und so gibt sich Sylvia Hänsel mit dem Neubau für das „Produktive Lernen“ auch noch nicht zufrieden. Sie möchte einen Neubau der Regionalen Schule und kündigte im Beisein von Warens Bürgermeister Norbert Möller an: „Ich kämpfe weiter, so lange ich kann – für eine neue Schule. Dieser schlimme Wasserschaden hat uns wieder einmal gezeigt, wie wichtig ein Neubau ist.“

Wie es mit der Regionalen Schule Waren/West weiter geht, soll sich in den kommenden Monaten entscheiden. Gutachter sollten überprüfen, ob ein kompletter Neubau sinnvoll ist, eine Erweiterung oder auch die kombinierte Nutzung mit dem Haus der jetzigen Kollwitz-Schule. Das Ergebnis will die Stadt im dritten Quartal präsentieren, doch Norbert Möller deutete gestern bereits an, dass man wohl am jetzigen Standort investieren wolle.

Doch zunächst will Möller mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dafür sorgen, dass die Regionalschüler nach den Ferien wieder in ihre Schule können. Denn ob es nach dem Wasserschaden nach den Ferien am 2. August wirklich wieder losgehen kann, steht momentan noch nicht fest.

Foto oben: Dichtfest gestern für das neue Haus des „Produktiven Lernens“ auf dem Gelände der Regionalen Schule Waren/West. Mit dabei Schulleiterin Sylvia Hänsel, Bürgermeister Norbert Möller, Bauamtsleiter Ingo Dann sowie Lehrer, Planer und Bauunternehmer.


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