Erste Zeugin im Prozess gegen Kokain-Bande: Angeklagte verrieten sich durch persönliche Details

20. Juli 2021

Im Prozess gegen drei Männer aus der Region Stavenhagen und Schwerin, denen bandenmäßiger Drogenhandel vorgeworfen wird (WsM berichtete), ist jetzt die erste Zeugin gehört worden. Es handelte sich um eine 43-jährige Drogenermittlerin vom Landeskriminalamt in Schwerin. Die Expertin hatte Mitte 2020 Daten vom Bundeskriminalamt erhalten, wonach der 59-jährige Hauptangeklagte,  der an der Müritz kein Unbekannter ist, und insgesamt drei Komplizen mit dem Kokain-Schmuggel aus Holland zu tun hatten. Zwei VW Phaeton wurden für sie getürkt. Das heißt,  es wurden raffinierte Verstecke eingebaut.

Die Daten stammten von einer Datenabfangaktion französischer Ermittler, denen es gelungen war, eine Plattform namens „Encrochat“ zu knacken. Seit diese Daten den Sicherheitsbehörden vorliegen wird EU-weit gegen mehr als 1800 Drogen-Verdächtige ermittelt.

Die Verdächtigen müssen sich sehr sicher gefühlt haben, weil sie lange sogenannte Krypto-Handys verwendeten, die lange als abhörsicher galten. „Der Hauptverdächtige nannte sich „Chita S.“, sagte die Zeugin. Weil  der Mann im Alter von 57 Jahren Anfang 2020 nochmal Vater geworden war, sprach er auch im Chat darüber. Auch ein Bild von seinem Haus fand sich dort.

Bei dem inzwischen 39-jährigen Stavenhagener, der der Hauptverteiler der Drogen gewesen sein soll, war es ähnlich. Er postete, dass er Hausaufgaben mit einem Jungen machen müsse und nannte auch dessen Vornamen, den kannte die Polizei aber auch. Der Schweriner Tatverdächtige nannte den Namen der Tochter seiner Lebensgefährtin. Auf ihn waren auch zwei Autos zugelassen, von denen eines die Buchstaben von ihm und seiner Lebensgefährtin auf dem Kennzeichen hatte.

Präparierte Türschweller am Auto

Auch auf den vierten Tatverdächtigen aus dem Süden der Müritz-Region, dessen Verfahren abgetrennt wurde, fanden sich Hinweise. Dieser Mann habe zudem nach der Durchsuchung am 6. November 2020 auch das Versteck in einem der VW Phaeton  genannt. Weil im ersten Auto immer nur ein Kilogramm Kokain auf einmal geschmuggelt werden konnte, brauchte die Bande ein neues Versteck. Da dachte man sich aus: Man präparierte die Türschweller des nächsten Schmuggelautos, die aber nur über eine sehr gut versteckten Knopf zu öffnen waren. Mit diesem Auto hätte man 14 Kilogramm auf einmal holen können.

„Wir haben dann aber nur zwei Kilogramm gefunden“, sagte die Zeugin.  Allein der Wert dieser Ware wurde auf eine sechsstellige Summe geschätzt. Die Angeklagten, die im November 2020 gefasst wurden, schweigen vor Gericht immer noch. Deshalb wird die Beweisaufnahme vermutlich sehr lange dauern.

Die drei Angeklagten werden jedes Mal mit Fußfesseln in den Saal geführt und jeder von zwei Wärtern bewacht. Ihre damals lange abhörsicheren Kryptohandys haben sie vermutlich entsorgt, denn von dem Betreiber der Internetplattform gab es noch eine Warnung an alle „Kunden“ kurz vor Abschaltung.

Inzwischen sollen sich die Männer sogenannte  Diamond Secure-Handys besorgt gehabt haben. Diese wurden beschlagnahmt. Wie diese funktionierten und wie die Daten aus Frankreich zu bewerten sind,  soll ein BKA-Beamter dem Gericht in Kürze erklären.


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