Posse um neues Hortzentrum in Malchow: Erst kein Essen für Kinder, jetzt nichts zu trinken

15. September 2021

Man mag es als Außenstehender kaum glauben, aber die Fakten sprechen für sich: Malchow hat für viel Geld ein neues Hortzentrum gebaut. Doch mit der Einweihung wurde die Situation für einige Kinder nicht besser, sondern schlimmer. In den ersten beiden Wochen gab’s für die Mädchen und Jungen, die nicht vom neuen Hortträger betreut werden, dort aber laut Plan essen gehen sollen und müssen, kein Mittag. Das konnte nach einigem Hin und Herr nach 14 Tagen geregelt werden, doch dann der nächste Hammer: Jetzt dürfen die betreffenden Kinder zwar dort essen, aber nicht trinken. Sie dürfen sich weder einen Becher Saft noch ein Glas Wasser zum Essen nehmen. Zwar hatte Bürgermeister René Putzar vor rund einem Monat angekündigt, dass auch dieses Dilemma geklärt wird, geändert hat sich bis heute aber nichts: Nach wie vor kein Trinken für die Kids.

Nachdem die AWO im Jahr 2018 die Einstellung der Mittagsversorgung und die Reduzierung der maximalen Betreuungskapazitäten ab dem Schuljahr 2019/2020 angekündigt hat, musste ein neues Hortzentrum inklusive Essensraum her.

Es wurde, wie in Malchow ja üblich, intensiv beraten und gestritten, mit dem Resultat, dass zum Schuljahresbeginn in kürzester Zeit ein neues Hortzentrum fertig wurde.

Soweit, so gut. Doch kurz vor Schuljahresbeginn kam dann für einige Eltern und deren Kinder das böse Erwachen. Zwar hatte Malchows Bürgermeister René Putzar noch Mitte Juni auf der letzten Stadtvertretersitzung versichert, dass es für alle Kinder eine Essensversorgung gibt, zwei Tage vor dem Ferienende musste man dann aber informieren, dass nur die Kinder des Hortträgers TWSD, der den neu errichteten Hort betreibt, ein warmes Mittagessen bekommen.

Der Grund: Der neue Träger hat nur für „seine Kinder“ die Essensausgabe beantragt. Der Landkreis stellte dann fest: Das neue Hortzentrum ist viel zu klein, um an alle Kinder ein warmes Mittagessen auszugeben.

Anbau innerhalb von drei Jahren

Zwei Wochen lang bekamen die betreffenden rund 90 Kinder dann kein warmes Mittagessen. Nur unter Einsatz des Landkreises wurde eine Lösung gefunden, und es gibt jetzt nun eine Ausnahmegenehmigung. Allerdings muss die Stadt Malchow nun dringend weiter bauen. Das neue Hortzentrum ist und bleibt zu klein und muss innerhalb von drei Jahren erweitert werden.

Die politische Aufarbeitung beginnt hier nun, jedoch soll der Malchower Bürgermeister den Stadtvertreter bis dato die Akteneinsicht verweigern. Die vorliegenden Protokollauszüge der letzten drei Jahre zeigen nach Aussage von Stadtvertretern aber, dass es vor dem Bau des neuen Hortzentrums immer um eine Lösung für alle Kinder ging und der Malchower Verwaltungschef dies auch immer zugesichert hat.

Wer nun aber denkt, dass hier durch die Ausnahmegenehmigung für den Moment alles geklärt wäre, der irrt.

Zwar bekommen nun alle Kinder, die es wollen, ein warmes Mittagessen in den Räumen des Hortbetreibers TWSD. Aber wenn ein Kind zum Mittagessen einen Becher Wasser haben möchte, gibt es eine klare Trennung. Denn für die Versorgung mit Getränken wurde keine Lösung gefunden. Sozusagen eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ am Mittagstisch – die einen dürfen trinken, die anderen nicht.

Viele Eltern der betroffenen Kinder sind verärgert, denn ihnen wurde bis heute keine Möglichkeit aufgezeigt, um einen Vertrag zu schließen, so dass ihre Kinder zum warmen Essen nun auch etwas trinken dürfen.

Der Malchower CDU Stadtvertreter André Zimmermann, der auch Vater eines betroffenen Kindes ist, hatte vor über einen Monat hier bereits entsprechende Anfragen an den Bürgermeister gestellt.

In der Antwort vom 20. August schreibt René Putzar: „…Das Trinken ist jedoch ein kostenpflichtiges Zusatzangebot für die Hortkinder.
Selbstverständlich ist das twsd auch bereit, Trinken für die Schulkinder bereitzustellen. Mit dem Hortträger ist abgestimmt, dass Sie künftig, wie früher auch in der Schule, Trinken angeboten bekommen. Dazu werden derzeit Flyer vorbereitet und verteilt werden.“ Und: „Um künftig alle Kinder und natürlich die Eltern, gleich zu behandeln, werden auch die letzten Unterschiede in den nächsten Tagen beseitigt.“

Das war wie gesagt am 20. August. Bis heute gibt es aber weder etwas zu trinken für die Schüler noch einen Flyer.

Klar, dass das Unverständnis über die unbefriedigende Situation im neuen Hortzentrum von Tag zu Tag wächst.


3 Antworten zu “Posse um neues Hortzentrum in Malchow: Erst kein Essen für Kinder, jetzt nichts zu trinken”

  1. Marco Schramm sagt:

    Dafür fehlen mir einfach nur die Worte.
    Das ist traurig sowas zu hören und das es sowas heutzutage in Deutschland noch gibt.

  2. Kinder haben auch Rechte sagt:

    Typisch für den Verwaltungschef von Malchow. Er braucht sich ja nicht weiter kümmern. Sein Kind hat ja einen Hortplatz. Wo der Bürgermeister mit dem Dienstwagen der Stadt sein Kind abholt.Schon interessant das der städtische Fuhrpark für private Zwecke genutzt werden darf.
    Der Herr Bürgermeister kümmert sich nur dann, wenn es angeblich um die Entwicklung der Stadt geht (Bettenanzahl erhöhen,Parkhaus auf der Insel oder die „tolle Lachsfarm“).
    Aber wenn man so einen Artikel veröffentlicht sollte man doch bitte erst beim Träger nachfragen wie sich der Sachverhalt darstellt. Der Artikel lässt Interpretationen zu, dass die Schuld beim Träger liegt.
    Einfach alle zuständigen dazu befragen (Landkreis,Stadtverwaltung,Träger) und dann erst schreiben.

  3. Klotzi sagt:

    Ja für die Kinder in Deutschland ist nicht genug Geld da. Gestern hat unser Außenminister mal eben 100 Millionen Euro für Afghanistan zugesagt. Einfach so ,ohne zu wissen wofür es genutzt werden soll. Bestimmt nicht für neue Waffen….!!!