2020 schon viele Wolfsattacken und ein Abschussantrag

9. Juni 2020

Die alte Weisheit – je mehr Wölfe, desto mehr Angriffe auf Schafe, Rinder und andere Nutztiere – scheint sich auch 2020 wieder zu bewahrheiten. Wie „Wir sind Müritzer“ von den zuständigen Behörden erfuhr, hat es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits fast so viele Angriffe auf Schafe, Damwild, aber auch kleine Kälber gegeben, wie im gesamten Jahr 2019.
Die zuständigen Behörden haben durch DNA-Tests herausgefunden, das 36 mal Wölfe hinter den Attacken stecken oder nicht mit Sicherheit als Verursacher ausgeschlossen werden können. Dabei wurden mindestens 154 Nutztiere getötet und zu großen Teile auch gefressen sowie 35 Schafe, Rinder und andere Tiere verletzt.

Damit hat diese Statistik schon fast die Höhe des Jahres 2019 erreicht. Damals wurden 43 Attacke auf die Raubtiere zurückgeführt, bei denen etwa mehr als 200 Nutztiere gerissen oder verletzt wurden. Es war der bisher höchste Wert im Land.

Als besonderer Schwerpunkt stellt sich dabei immer mehr der dünn besiedelte Süden von Mecklenburg und Vorpommern heraus, dort wo die Wälder und Seenlandschaften an das ebenso dünn besiedelte Nordbrandenburg angrenzen. Hier jagen mehrere Rudel. Vor allem in den Kreisen Ludwigslust-Parchim und in der Uecker-Randow-Region häufen sich solche Attacken. So wurden einem Schafhalter bei Strasburg (Uckermark) zuletzt etwa 50 Tiere gerissen, die in einem Landschaftsschutzgebiet grasten.

Antrag auf Abschuss

Für politische Brisanz sorgen unterdessen mehrere Wolfsattacken auf Mutterkuhherden in der Region Penkun. Da dieser Betrieb seit 2019 bereits etwa 15 Kälber durch Raubtiere eingebüßt hat, wurde nun ein Antrag auf Abschuss gestellt. Wenn solche naturnahe extensive Weidehaltung von Kühen und ihrem Nachwuchs überhaupt noch eine Chance haben soll, müsse konsequent gegen Wölfe vorgegangen werden, verdeutlichen Praktiker. In diesen Fällen, wo die Mutterkühe nicht verhindern konnten, dass ihre Kälber getötet wurden, hätten Wölfe ihre Jagd spezialisiert.

Die Alttiere gäben ihre Erfahrungen an die Jungwölfe weiter, so dass die Weidehaltung auch in anderen Regionen immer stärker gefährdet wäre. Einfach gesagt: Man müsse auch Raubtieren wirklich Grenzen setzen.

Nun prüft die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis den Fall. Auch das Landesministerium ist eingeschaltet. Das lässt Erinnerungen an 2019 wach werden. Damals war ein Wolf in Schleswig-Holstein zum Abschuss freigegeben worden, weil er immer wieder Schafherden angegriffen hat, obwohl die Halter sogar angeblich „wolfssichere Zäune“ hatten. Der Antrag wurde zwar genehmigt, doch der Wolf nicht gefunden.

Dann riss dieser Wolf ein Nutztier bei Schwerin, aber die Behörden in MV konnten über Monate nicht entscheiden, ob das Tier nun auch in Mecklenburg-Vorpommern geschossen werden darf. Letztlich beendete ein Unfall an einer Straße das Hin und Her: Der „Problemwolf“ wurde im Januar 2020 in Niedersachsen von einem Auto angefahren und verendete.


Eine Antwort zu “2020 schon viele Wolfsattacken und ein Abschussantrag”

  1. Nachdenklicher Bürgerer sagt:

    Ja, die Weisheit am Anfang stimmt. Wo kein Wolf, da kein Wolfsriss. Der merkt doch auch schnell, was er sich alles erlauben kann.