Brief an den Bürgermeister sorgt für Entsetzen und Empörung

8. März 2022

Nachdem etliche Warener erst vor zwei Wochen ein Propaganda-Schreiben der Reichsbürger-Szene in ihrem Briefkasten gefunden haben, erhielten viele Einwohner am Wochenende erneut Post. Als Absender steht dort „Neue Wege Waren – Bürger informieren Bürger“. Dazu wird eine Handy-Nummer angegeben, über die man per SMS Kontakt zu den Verfassern aufnehmen kann. Auch hinter dem zweiten Schreiben steckt offenbar das Portal „Volldraht“, das als Verlautbarungsorgan der Reichsbürger Mecklenburg-Vorpommerns gilt und sich unter anderem zuständig für das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz sowie Mecklenburg-Schwerin fühlt. Verantwortlich für “Volldraht” ist laut Impressum unter anderem ein Jörn Baumann und der ist auch bekannt dafür, im Netz rechtsradikale Propaganda und krude Verschwörungstheorien zu verbreiten. So ist es wenig verwunderlich, dass “Volldraht” auch im Verfassungschutzbericht MV auftaucht.
Im aktuellen Schreiben, das vielen Warener ungefragt ins Haus flatterte, bezichtigen die Verfasser Warens Bürgermeister Norbert Möller der Täuschung, werfen ihm bürgerverachtendes Verhalten vor, drohen mit strafrechtlichen Konsequenzen und fordern ihn sogar zum Rücktritt auf. Norbert Möller selbst lässt den Brief derzeit juristisch überprüfen.

In dem vierseitigen Brief, der vor allem in den großen Wohngebieten Warens verteilt wurde, geht es hauptsächlich um die Corona-Politik. Die Verfasser schreiben von „Vortäuschung einer epidemischen Notlage“, von „Dreckszeug“ in Bezug auf das Impfen und sogar von Menschen, die in den Suizid getrieben werden.

Viele Warener zeigten sich gegenüber „Wir sind Müritzer“ entsetzt über das Schreiben, einige von ihnen haben sogar Anzeige bei der Polizei erstattet. „Ich bin bestimmt kein Fan von Herrn Möller, aber das hier geht eindeutig zu weit“, so ein Warener in einer Mail an unsere Redaktion.

Warens Bürgermeister selbst hatte das Schreiben nach eigenen Angaben schon Ende vergangener Woche in der Dienstpost.

Er distanziert sich mit Entschiedenheit von den dort aufgeführten Behauptungen, die ihm rechtswidrige Amtsführung unterstellen. „Sie entsprechen nicht den Tatsachen und entbehren jeglicher rechtlichen Grundlage“, so Möller.

Der Bürgermeister behält sich alle rechtlichen Schritte vor, die aktuell geprüft werden – auch, um Schaden vom Amt des Bürgermeisters fernzuhalten.

Doch nicht nur um Corona geht’s in dem „Wisch“, wie gleich mehrere Leser dieses Schreiben bezeichnen, sondern auch um den Krieg in der Ukraine. Unter anderem behaupten die Verfasser: „Russlands Präsident Putin hat diesem Völkermord ein Ende gesetzt, jagt die Faschisten und beendet das Verbrechen an der Menschheit.“ Und: „Dazu werden jetzt Menschen unter dem Vorwand der Humanitären Hilfe eine Welle von Flüchtlingen aller Nationalitäten in das Land geholt, die hier gezielt als gesellschaftliches Eskalationspotenzial platziert werden.“

Sätze, die bei den Warener Empfängern für Unverständnis, Wut und sehr große Empörung sorgen.


6 Antworten zu “Brief an den Bürgermeister sorgt für Entsetzen und Empörung”

  1. lutra sagt:

    Ich habe es auch bekommen.
    Ich bin mit der Landes- und Bundespolitik bei 95% der Themen seit Jahren nicht einverstanden. Das heißt aber noch lange nicht, dass mich das verteilte dümmliche Blättchen irgendwie ansprechen würde.
    Leider ist es auf ziemlich glattem Glanzpapier gedruckt, so dass es für die einzig sinnvolle Verwendung auch nicht geeignet ist …..

  2. Schmädicke sagt:

    Sehr geehrte Frau Rußbüldt-Gest,

    Sie betreiben politische Meinungsmache! Von Dummen für Dumme gemacht! Sie sollten Ihre Sinne schärfen, bevor sie diesen Schwachsinn veröffentlichen!
    Dieser Brief belegt Fakten! Eine Medaille hat immer zwei Seiten, dazu eine Portion gesunder Menschenverstand – und dann fügt sich alles wie ein Puzzle zusammen! Eine Frage noch, sind Sie Journalistin????
    Sie gehören in einen Crashkurs!!

    Aufrichtige Grüße

  3. Stefan sagt:

    Moment!

    Damit ich das richtig verstehe:

    Menschen, die die Souveränität dieses Staates anzweifeln, für die unser Grundgesetz keine Verfassung ist, die behaupten, dass deutsche Reich existiere noch und wir würden von den Siegermächten, explizit den USA, ferngesteuert, schreiben einen, von ihnen nicht gewählten, für sie nicht repräsentativen und vor allen in ihrer Ideologie nicht rechtmäßigen, Bürgermeister an, um von ihm die Rücknahme von Gesetzen und Verordnungen, die für sie nicht bindend sind, da von einem rechtlich nicht existenten Staat erlassen, zu fordern?

    Genau mein Humor!

  4. Simon Simson sagt:

    Unsere Covidioten haben, da sich die pandemische Lage früher oder später in eine endemische wandeln wird, rechtzeitig ihr neues Thema entdeckt, auf das sie umsatteln, das ihre Weiterexistenz mit ihren Alternativwahrheiten über die Zeit bringt. Sie sind jetzt das, was wir dringend brauchen: Putinfreunde und -versteher, oder nur seine nützlichen Idioten? Nennt man die schon Putidioten?

  5. Waltraud sagt:

    Putidioten – witzig….
    Die Verfasser des Briefes sollte man an der russischen Grenze aussetzen. Wenn hier in Deutschland alles so schlecht ist, dann geht es Ihnen da vielleicht besser. Die Wahrheit ist sicherlich immer auf beiden Seiten zu finden, aber der Brief ist sowas von dümmlich und realitätsfern….
    Meinungsmache hat dieser Beitrag auch nicht betrieben. Er hat informiert, mehr nicht.

  6. H. sagt:

    @ Schmädicke,

    der gesunde Menschenverstand hat offensichtlich um Sie einen Bogen gemacht. Die drei Affen machen oder Kopf in den Sand helfen nicht beim Erkennen der Realität („Vortäuschung einer epidemischen Notlage“). Zwei Seiten einer Medaille? Die Erde ist ein Geoid – die Erde ist eine Scheibe? Zwei mal zwei ist vier – da gibt es aber auch ganz andere Meinungen?