Entsetzen nach Störung von Gedenkveranstaltung in Waren

11. November 2022

Großes Entsetzen gestern in Waren, nachdem bekannt wurde, dass die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am Mittwoch durch stadtbekannte Nazis gestört worden ist und Stadtpräsident Rüdiger Prehn sowohl verbal als auch körperlich angegangen wurde. Zudem sind die Gestecke und Kränze schon kurze Zeit nach der Veranstaltung gestohlen bzw. zerstört worden. Zahlreiche Warener haben gestern erneut Blumen am Gedenkstein zur Erinnerung an die Warener Synagoge am Tiefwarensee niedergelegt, um damit ein eindeutiges Zeichen gegen Rechts zu setzen. Sowohl Bürgermeister Norbert Möller als auch der SPD-Ortsverein haben zudem aufgerufen, am kommenden Sonntag bei der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag ab 11 Uhr am Kietz Gesicht zu zeigen. Außerdem gibt es heute ein Treffen zwischen der Polizei, dem Bürgermeister und dem Stadtpräsidenten, um das Geschehen am Mittwoch auszuwerten.

Wie Stadtpräsident Rüdiger Prehn im Gespräch mit „Wir sind Müritzer“ schilderte, ist einer der drei Störer schon vor Beginn der Veranstaltung mit dem Rad um den Gedenkstein und die Teilnehmer gefahren und habe auf den Gedenkstein gespuckt. Außerdem habe er geäußert, dass die niedergelegten Gebinde und Blumen Müll seien, den man sofort entsorgen müsse. Nach der Veranstaltung sei Prehn dann von einem der Männer geschubst worden, darüber hinaus habe man ihn am Verlassen des Parkplatzes hindern wollen. Schon wenig später seien die Gebinde entfernt oder zerstört worden. Die beiden anwesenden Polizisten, so Prehn, hätten zunächst weit weg gestanden und nicht eingegriffen. Auf seine Bitte seien sie dann aber näher gekommen, um die Störungen zu unterbinden.

Nach Auskunft der zuständigen Pressestelle der Polizeiinspektion Neubrandenburg sei für die Beamten während der Veranstaltung keine Situation erkennbar gewesen, die ein Einschreiten ihrerseits erforderlich gemacht hätte. Nach der Veranstaltung hätten sie den Ort des Geschehens dann auch gleich verlassen. Nachdem die Beschädigungen der Kränze gestern bekannt geworden seien, habe man eine Strafanzeige aufgenommen.

Um in Ruhe über die Vorgänge zu sprechen, treffen sich Revierleitung, Bürgermeister und Stadtpräsident heute Vormittag.

Die SPD im Kreis Mecklenburgische Seenplatte und der Ortsverein Waren zeigen sich entsetzt über die jüngsten Ereignisse zum Gedenken der Novemberpogromnacht in Waren. Wir solidarisieren uns mit dem Präsidenten der Stadtvertretung, Rüdiger Prehn. Es ist absolut nicht akzeptabel, dass abermals eine Gedenkveranstaltung von Ewiggestrigen gestört, die Kränze und Gebinde verschwinden oder zerstört und Bedrohungen gegen Menschen ausgeübt werden. Wir alle müssen zeigen, dass wir diese Taten nicht tolerieren und dagegen zusammenstehen.
Wir hoffen auf ein starkes Zeichen am kommenden Sonntag zum Volkstrauertag und rufen alle Demokraten auf, gemeinsam zu mahnen und zu gedenken“, so Nadine Julitz im Namen der Sozialdemokraten.

Ähnlich klingt es bei Bürgermeister Norbert Möller, der aufgrund einer Dienstreise am Mittwoch nicht persönlich an der Gedenkveranstaltung teilnehmen konnte, dafür aber sein Stellvertreter. Er verurteilt ausdrücklich solch ein Handeln von Leuten, die der rechten Szene zuzuordnen sind und unterstützt alle nur möglichen Handlungen, die zur Aufklärung und gegebenenfalls zu einer strafrechtlichen Verfolgung führen.

Am Mittwoch wurde aus seiner Sicht eine Grenze überschritten, die mit Toleranz nicht entschuldigt werden könne und die eine rechtliche Aufklärung der Geschehnisse nach sich ziehen müsse, nicht zuletzt auch im Interesse des Ansehens des Präsidenten der Stadtvertretung und somit für das Ansehen der Stadt Waren. Gleichzeitig bittet Möller die Warener, mit ihm zusammen ein demokratisches Zeichen im Gedenken der vielen Toten der Weltkriege und gegen extremistisches Handeln bei der Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag am Sonntag um 11 Uhr am Gedenkstein am Kietz zu setzen und lädt deshalb nochmals alle zur Teilnahme ein.


Eine Antwort zu “Entsetzen nach Störung von Gedenkveranstaltung in Waren”

  1. CADB sagt:

    Was muss denn noch passieren, damit die Polizei eingreift ? Für mich total unverständlich. Mitten am Tag bei einer Gedenkveranstaltung mit Zeugen…wie weit dürfen es die Rechten noch treiben?