Warum „fahren“ so viele Jugendliche aufs Müritz-Klinikum ab?

1. April 2024

Viele offenen Lehrstellen an der Mecklenburgischen Seenplatte und in ganz Deutschland – vor allem an die Pflegeberufe trauen sich die Schulabgänger offenbar nicht heran. Kein Wunder, denn das allgemeine Image ist alles andere als einladend: Lange Arbeitszeiten, geringe Bezahlung, Schichten, körperlich schwere Arbeit und wenig Anerkennung, so das gängige Klischee. Doch ist es wirklich so?
Das MediClin Müritz-Klinikum hat seit vielen Jahren keine Probleme, genügend Bewerber für die unterschiedlichen Ausbildungsberufe zu finden. Die Abbrecher-Quote ist deutlich geringer als anderswo, die Jugendlichen kommen nicht nur aus der Müritz-Region. Und – viele von den jungen Frauen und Männern unterschreiben nach der Ausbildung einen Arbeitsvertrag im Warener Krankenhaus. Doch warum ist das so, was machen die Verantwortlichen für Ausbildung und Co. besser als in anderen Kliniken? Wir haben uns bei Praxisanleiterin Jeanette Romer erkundigt und auch Stimmen von Auszubildenden eingefangen.

Das MediClin Müritz Klinikum ist ein Haus der Grund- und Regelversorgung. Es gehört zu den größten Arbeitgebern der Müritz-Region. Derzeit beschäftigt das Klinikum 702 Mitarbeiter, darunter 91 Azubis. Ausgebildet werden neben Pflegefachfrauen und -männern auch Operationstechnische Assistenten (OTA) sowie Medizinisch-technische Radiologieassistenten (MTRA).

Wer die Pflegeausbildung wählt, hat keine weiten Wege – die Praxis läuft auf verschiedenen Stationen des Müritz-Klinikums, die Theorie vermittelt das Regionale Berufliche Bildungszentrum (RBB) in Waren.

„Das Spektrum gerade in der Pflege ist sehr groß, die junge Leute durchlaufen sämtliche Stationen des Klinikums und können dann am Ende der Ausbildung entscheiden, in welchem Bereich sie die praktische Prüfung ablegen wollen“, so Praxisanleiterin Jeanette Romer. Sie ist – wenn man sich in den Fluren das Warener Klinikums so umhört – die „Mutti“ der Auszubildenden, kümmert sich um viel mehr als nur die betrieblichen Belange ihrer Schützlinge, ist quasi rund um die Uhr für sie als Ansprechpartnerin da. Das zahlt sich aus. Denn die jungen Leute fühlen sich im Klinikum verstanden, ernst genommen und wie in einer Familie.

Doch natürlich gehören auch noch andere Anreize und Vorteile zu den Dingen, die von den Azubis geschätzt werden. Sie erhalten ein überdurchschnittlich hohes Ausbildungsgehalt, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld sowie Schichtzulagen. Außerdem gibt’s verschiedene Vergünstigungen bei namhaften Anbietern sowie ermäßigte Preise im Mitarbeiter-Casino, freie Getränke im Stationsbereich (Tee, Wasser, Kaffee) stehen zur Verfügung. 

Nicht zu unterschätzen: Gefällt es den Nachwuchskräften, haben sie beste Chancen, übernommen zu werden. In diesem Jahr bekommen alle, die möchten, einen Arbeitsvertrag. Das wird sich nach Auskunft von Jeanette Romer auch in den nächsten Jahren nicht ändern, denn viele Mitarbeiter des Müritz-Klinikums verabschieden sich nach und nach in den Ruhestand.

Auch nicht zu verachten: Azubis in der Pflege erhalten nach dem Bestehen des Examens eine Prämie von 2500 Euro als Startkapital für den neuen Lebensabschnitt.

Die examinierten Pflegefachfrauen/-männer können nach erfolgreicher Ausbildung zwischen verschiedenen Fachabteilungen (z. B. Pädiatrie, Anästhesie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Funktionsabteilung, Chirurgie, Innere Medizin, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Röbel) wählen. Außerdem besteht die Möglichkeit, im „Flex-Pool“ zu arbeiten, das heißt, sie schreiben ihren Dienstplan eigenständig in Abstimmung mit der Pflegedirektion und sind autark in der Urlaubsplanung. In einigen Bereichen ist sogar der Dienst in nur einer Schicht möglich – Langschläfer können also beispielsweise permanent die Spätschicht wählen.

„Generell schätzen die jungen Leute das sehr familiäre Klima bei uns, das wird uns bei den vielen Gesprächen immer wieder gesagt“, berichtet die Praxisanleiterin, die auch stolz darauf ist, dass viele „ihrer“ Azubis sehr erfolgreiche Abschlüsse erreicht haben. Erst vor wenigen Monaten ist Susanne Rodi-Karberg vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgezeichnet worden. Die junge Frau aus Sietow, die im Müritz-Klinikum gelernt hat, gehört zu den bestens Pflegefachfrauen in Deutschland.

Doch lassen wir doch einmal einige Auszubildende und Praktikanten zu Wort kommen, die gerade im Klinikum lernen:

Friedrich John, Cora Oppermann und Leonard Ensat sind FSJ-ler, absolvieren also ein Freiwilliges Soziales Jahr im Warener Krankenhaus. Sie arbeiten in Begleitung der Fachkräfte auf den Stationen sowie im Patiententransport.

Sie meinen:

  • die Praxisanleitungen im Schulungsgebäude und auf den Stationen sind super
  • das FSJ ist sehr abwechslungsreich
  • es gibt ein sehr gutes Arbeitsumfeld im Klinikum
  • Leonard (möchte Ingenieur werden) findet das FSJ sehr lehrreich: „Meine Persönlichkeitsentwicklung wird hier gefördert.“
  • Friedrich (geht im Anschluss in die Ausbildung zum Pflegefachmann): „Hier gibt es sehr nette Kollegen.“
  • Cora (möchte Humanmedizin studieren): „Die Ärzte zeigen mir sehr viel.“

Emil Grapenthin studiert Humanmedizin an der Charité, hat ein Studiensemester bereits abgeschlossen: „Ich bekomme hier einen Überblick über die Stationsabläufe. Durch die sehr guten Praxisanleitungen im Klinikum kann ich mir zu meinem Theoriewissen sehr viel Praxiswissen aneignen.“

Jasmin Rosenberger möchte nach dem bestandenen Examen auf der Kinderstation oder der Gynäkologie des Klinikums eingesetzt werden. Das Erlernen von  Beratungs- und Anleitungsprozessen ist auch ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann. „„Mir gefällt besonders die sehr gute Begleitung und Fürsorge während meiner Ausbildung. Auch die sehr gute Verknüpfung zwischen Praxis und Theorie ist sehr lobenswert.“

Enya Marie Tirgrath ist Auszubildende im zweiten Lehrjahr: „Ich pflege mit Herz im Klinikum. Auf den Stationen herrscht ein Wohlfühlklima. Mir gefällt hier besonders gut die 1:1 Praxisanleitung.“

Johanna Rüter, Azubi 2. Ausbildungsjahr, und Alina Schmidt, 3. Ausbildungsjahr ,sind derzeit in Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin eingesetzt.

Alina: „Mir gefällt besonders die Dankbarkeit der Patienten. Danke, dass Sie mich pflegen, habe ich schon sehr oft gehört.“

Johanna: „Das Schöne an diesem Beruf ist der Kontakt zu den Patienten. Mir gefällt im Klinikum besonders gut das Miteinander. Ich habe hier im Klinikum sehr viel Praxisanleitung, habe Spaß an meiner Arbeit. Während meiner Frühstückspause auf der Intensivstation genieße ich den wunderbaren Ausblick auf den Tiefwarensee. Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen.“

Wer mehr über die Ausbildung im Müritz-Klinikum erfahren möchte, wendet sich am besten an Jeanette Romer, Berufspädagogin für Gesundheitsfachberufe und Leiterin der Praxisanleiter.

Telefon 03991 77 2410 | Fax +49 3991 77 2406 | E-Mail jeannette.romer@mediclin.de

www.mueritz-klinikum.de

 


Eine Antwort zu “Warum „fahren“ so viele Jugendliche aufs Müritz-Klinikum ab?”

  1. Ulrike Ziem sagt:

    Sehr schöner Bericht – danke!
    Es macht Hoffnung junge Menschen zu sehen, die sich für einen Beruf im medizinischen Sektor interessieren.