Wenn der Tod zur Ausbildung gehört

1. November 2015

Es gibt viele Traumberufe. Bestatter gehört ganz gewiss nicht dazu. Schon gar nicht bei jungen Mädchen. Für Gina Drohm aus Waren ist Bestatterin ein Traumberuf. Die 20-Jährige hat im August ihre Ausbildung zur Bestattungsfachkraft begonnen und gehört damit zu den ganz wenigen Frauen in Deutschland, die diesen Beruf lernen. Doch wie kommt ein junges und noch dazu sehr attraktives Mädchen mit dem Abitur in der Tasche dazu, einen Job zu wählen, bei dem der Tod täglich präsent ist?

„Das Thema Tod ist bei vielen nach wie vor tabu. Ich finde, wir sollten damit offener umgehen, denn der Tod gehört ebenso wie auch alle positiven Dinge, die einem widerfahren, zum Leben“, nennt die sympathische Warenerin einen Grund für ihre außergewöhnliche Berufswahl.

Während ihrer Schulzeit hat Gina zweimal in den Krankenhaus-Alltag hinein geschnuppert. Einmal auf der Inneren und das andere Mal auf der Entbindungsstation. „Ich habe beim Praktikum gemerkt, dass diese Berufe nicht so mein Ding sind“, erzählt die Auszubildende, die wenig später bei dem Warener Bestatter Uwe Engelhardt angeklopft und nach einem Praktikumsplatz gefragt hat. Der reagierte am Anfang zwar auch erst etwas verdutzt, gab der Gymnasiastin dann aber die Chance, den Beruf kennenzulernen.

Gleich am ersten Tag, so erinnert sich Gina Drohm, ist sie dann auch mit dem Tod konfrontiert worden. Das allererste Mal in ihrem Leben überhaupt. „Es war schon komisch, als wir in den Kühlraum kamen und ich dort als erstes Füße mit einem Zettel ‚dran gesehen habe. Doch das gehört nun mal dazu“, erinnert sie sich.
Der würdevolle Umgang mit den Toten im Bestattungshaus, aber auch die Vielfalt des Berufs habe sie letztendlich überzeugt und ihren Wunsch verstärkt, Bestatterin zu werden.

Ein Beruf mit vielen Facetten

Klar, dass sie dafür in ihrem Freundeskreis kritisch beäugt wurde. Auch heute erntet Gina häufig erstaunte Blicke, wenn sie erzählt, was  sie lernt. „Die meisten sagen dann, dass ich gar nicht aussehe wie eine Bestatterin Aber wie sieht eine Bestatterin denn aus?“

Den Beruf selbst bezeichnet die 20-Jährige, die für den theoretischen Unterricht ins bayerische Bad Kissingen fahren muss, als sehr vielseitig. Denn es gehört viel, viel mehr zum Job, als die Bestattungen. Vor allem ist das einfühlsame Umgehen mit den Angehörigen unwahrscheinlich wichtig. Aber auch jede Menge rechtliche Fragen müssen täglich geklärt werden.

„Der Verlust eines geliebten Menschen bringt sowohl Trauer und Fassungslosigkeit als auch bürokratische Faktoren mit sich. Darum sehe ich es als wichtig an, dass es Menschen gibt, die sich mit allen Facetten des Todes auseinandersetzen und die Angehörigen unterstützend auf diesem Weg begleiten“, meint die junge Warenerin, die auch für die Zeit nach der dreijährigen Ausbildung schon Pläne hat.
Zunächst möchte Gina ihren Meister machen und anschließend  Thanakologin werden. Thanatologen sind Spezialisten für die kurzzeitige Konservierung von Verstorbenen und auch für das Kaschieren der Verletzungen von Unfalltoten.

Bis dahin wird die 20-Jährige durch ihre aufgeschlossene unkomplizierte Art sicherlich viele Menschen ermuntern, anders, vor allem offener mit dem Thema Tod umzugehen.

Mehr über die Arbeit des Bestattungshauses: https://www.wir-sind-mueritzer.de/partner/bestattungshaus-engelhardt/

Gina


Eine Antwort zu “Wenn der Tod zur Ausbildung gehört”

  1. Emma sagt:

    Wichtig ist auch, dass andere Menschen einen Einblick in das Arbeitsleben erhalten. Meiner Freundin wurde geraten, dass sie nicht Bestatter werden soll, als sie sich dafür entschied. Es ist wichtig, dass die Leute, trotz des sensiblen Themas, davon erfahren.