Wo Wasser und Benzin wichtiger sind als Skalpell und Tupfer

23. Januar 2016

Vor6Diesen Anblick gibt es auch nicht alle Tage: Zwei Chefärzte stehen vor einem großen Publikum. Allerdings nicht in weißen Kitteln, sondern in Motorrad-Kluft. Dr. Toralf Bauer, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Müritz-Klinikum und Dr. Norbert Braun, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, berichteten in dieser Woche im bestens besuchten „Haus des Gastes“ über ihre abenteuerlichen Motorrad-Touren.

Vor4Bei Dr. Toralf Bauer und seinen Bikerfreunden werden die Harleys nicht nur geputzt, wie es im Volksmund hin und wieder heißt, sondern auch gefahren. Der Mediziner ist in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne mit der Harley unterwegs und auch auch Mitglied im Motorradclub Müritz Chapter Germany. Jedes Jahr unternimmt er mit Freunden eine Tour in einem anderen Land. Eine Motorradreise durch den grandiosen Himalaya gehört zu den beeindruckendsten Abenteuern dieser Welt und stand 2014 auf seinem Programm.

In einer 16-tägigen Reise im Himalaya-Gebiet zwischen Tibet und Indien bezwangen er und seine 14 Biker-Kameraden die höchsten befahrbaren Pässe der Welt von bis zu 5600 Metern Höhe.

Vor9Mit dem Flugzeug im indischen Leh angekommen und kurz akklimatisiert, ging es auf den vor Ort angemieteten Royal Enfields-Maschinen – der ältesten noch produzierenden Motorradmarke der Welt – auch direkt los. Die Route ist sehr anspruchsvoll, und in Indien gibt es nur wenige Tankstellen, die auch nur begrenzte Benzinmengen vorhalten.
Es empfiehlt sich demnach einen ortskundigen Fahrer dabei zu haben. Begleitet von einem Guide genossen die leidenschaftlichen Fahrer „heißer Öfen“ in den darauffolgenden Tagen die Dauerkulisse des Himalaya-Gebirges. „Es ist einfach atemberaubend, obwohl der indische Himalaya recht karg und wüstenähnlich, staubig und trocken ist. Das Wort gigantisch bekommt hier eine echte Bedeutung“, schwärmte Dr. Toralf Bauer in seine Erzählung.

Echte Biker wollen Kurven fahren

Vor5Die Straßen waren wegen der vielen Löcher, des immensen Anstiegs und der Kurven eine echte Herausforderung. Ab und an musste die Bikertruppe auch knietiefe Flüsse durchqueren, um ihrer geplanten Strecke zu folgen. So war Dr. Toralf Bauer auf der höchsten Passstraße der Welt, auf einer Höhe von 5602 Meternunterwegs, schlief hoch oben im Gebirge im Zelt und genoss jede Menge indischer Köstlichkeiten.  „Wir haben so viel Indisch gegessen, dass alle Teilnehmer danach bestimmt ein Jahr lang die Straßenseite gewechselt haben, wenn sie ein indisches Restaurant gesehen haben“, sagt der Weltenbummler schmunzelnd-

Mit Gebetsfähnchen zwischen den Seitenspiegeln der Royal Enfields erlebte die muntere Truppe aus 14 Männern und einer Frau die fast dreiwöchige Reise, die mit der Besichtigung des berühmten Taj Mahal in Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh endete.

8000 Kilometer quer durch die USA

vor2Auf der anderen Seite der Welt und auf sich alleine gestellt war Dr. Norbert Braun in den Vereinigten Staaten von Amerika unterwegs. Ausgerüstet mit erste Hilfe Kit, Reparaturwerkzeug, Landkarten, Wasservorratsbehältern und vielem mehr durchquerte er auf 8000 Kilometern Nebenstraßen, Waldwegen und Wüstenpisten, von New York bis nach Los Angeles, die USA. Einen Teil seiner Ausrüstung hatte er an diesem Abend im „Haus des Gastes“ dabei und zeigte sie dem interessierten Publikum. In einem lebhaften Vortrag berichtete er von besonderen Begegnungen mit den Einheimischen und Auszüge nie vergessener Erlebnisse.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAGestartet in Chicago und nach der Durchquerung des sogenannten Badlands, schlug Dr. Norbert Braun in den Rocky Mountains trotz Warnung vor freilaufenden Bären sein Zelt zum Übernachten auf. Eine ruhige Nacht wurde es für ihn aber nicht. Mehrmals wachte er von verschiedenen Geräuschen auf, doch zum Glück traf er auf keinen Bären.

Auf dem Weg von Utah nach L.A. stand dem Biker dann die Durchquerung der Mojave Wüste bevor, eine Regenschattenregion mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 13mm.

Verlängertes Wochenende für den Tankstellenbesitzer in der Wüste

„Ich hatte mein Motorrad frisch betankt, meine Wasservorräte aufgefüllt und machte mich auf den Weg.  Ich steuerte gezielt die nächste Tankstelle an, um diese Wüste zu durchqueren. Es war Freitagnachmittag und weil dort ohnehin nicht viele Fahrzeuge unterwegs sind, dachte der Tankstellenbesitzer sich wohl ein verlängertes Wochenende zu machen – die Tankstelle war also geschlossen“, erzählte der Hobby-Biker.

Tankstelle in der Mojave WüsteUnd so steuerte er den nächsten Ort an, für den auf seiner Karte eine Tankstelle eingezeichnet war. Das Benzin sollte locker ausreichen. Doch an der Stelle der vermutlichen Tankstelle stand nur noch eine Ruine und sein Tank war leer. So verharrte er mit nur noch wenig Wasserreserve bei Temperaturen über 40 Grad den ganzen Nachmittag und fast die ganze Nacht mit eingeschalteter Warnblinkanlage am Straßenrand. Mitten in der Nacht kam dann endlich ein Fahrzeug vorbei und konnte Benzin aus dem eigenen Tank zur Verfügung stellen. „Ich hatte zwar viele Wasserbehälter dabei auf meiner Reise, aber das nächste Mal nehme ich dann auch noch einen Reservetank mit“, scherzt der Mediziner.

Glücklicherweise ist noch einmal alles gut gegangen, und Dr. Norbert Braun konnte im weiteren Verlauf seiner Reise die Landschaft, gesäumt von Joshua Trees und seine Ankunft in Los Angeles genießen. Dort brachte er dann seine BMW wie geplant wieder zum Containerhafen, von wo aus sie dann zurück nach Deutschland verschifft wurde.

Text und Fotos: Jenny Thoma, MediClin Müritz-Klinikum

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