„Abschied ist etwas Normales“: Franziskanerbruder verlässt Waren

4. August 2018

Die Müritz-Region verliert einen auffälligen und bei vielen Leuten beliebten Seelsorger. Der Franziskaner „Bruder Gabriel“, der seit zwölf Jahren Jugendliche, katholische Gläubige und über Jahre auch Häftlinge im einzigen Jugendgefängnis des Landes in Neustrelitz betreute, geht weg. „Die Menschen hier sind mir ans Herz gewachsen, aber Abschied ist auch etwas Normales“, sagte der Geistliche gegenüber „Wir sind Müritzer“. Er hoffe ganz stark, dass bald ein Nachfolger für die Franziskaner nach Waren komme.

Denn ab September ist Bruder Martin Walz, der die katholische Heilig-Kreuz-Gemeinde betreut, dann vorübergehend allein. Gestartet waren die Franziskaner vor 14 Jahren mit damals vier „Brüdern“, zu denen Bruder Martin von Anfang an gehörte. 2019 soll ordensintern entschieden werden, ob und wann jemand wieder nach Waren zu „Bruder Martin“ wechselt.

„Normalerweise bleiben Franziskaner sechs bis acht Jahre an einem Ort“, erklärte „Bruder Gabriel“. Er sei schon zwölf Jahre in Mecklenburg, davon erst vier Jahre in der Jugendseelsorge – wozu auch Reisen zum Papst und zu Kirchentagen weltweit gehörten – und bereits acht Jahre in den Gefängnissen in Bützow, Neubrandenburg und dem landesweit einzigen Jugendgefängnis in Neustrelitz.
Letzter Höhepunkt, der „Bruder Gabriel“ landesweit bekannt machte, war im Februar (WsM berichtete) die Ehrung mit dem Siemerling-Sozialpreis. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung nahm der gebürtige Randberliner auf eigenen Wunsch in der „Jugendanstalt Neustrelitz“ entgegen, wohin fast 100 Gäste kamen.

„Bruder Gabriel handelt nach dem Grundsatz: Jeder Mensch soll auch wie ein Mensch behandelt werden“, erläuterte Landesinnenminister Lorenz Caffier (CDU) bei der Ehrung. Seine „Jungs“, wie Bruder Gabriel die Häftlinge nennt, mit denen er zu tun hat, waren auch dabei. Seine „Jungs“, die vor allem Vertrauen lernen sollen, nimmt der Geistliche auch mal zu Gottesdiensten oder auf Wallfahrten wie nach Lübeck mit, was vorher im Strafvollzug nicht üblich war.

Die Preisverleihung war für ihn auch Anlass zurückzublicken und Resümee zu ziehen, so dass er den Wechsel nach Fulda auch mittragen kann, sagte Zörnig. Dort soll er das verbands- und kirchenunabhängige „Antonius Netzwerk Mensch“ betreuen, wo sich rund 1000 Mitarbeiter um Behinderte in Werkstätten, einem Biohof und anderen Arbeitsstätten kümmern. Es gibt eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit den Franziskanern. Der Vorgänger aus den Reihen der Franziskaner war gestorben.

An die Müritz-Region wird er sehr gern zurückdenken. „Ich war oft im Müritzeum, wo ich gern eine Ecke sehen würde, die an die Schöpfung erinnert“, meinte Zörnig. Generell gelte: Wer Ehrfurcht vor der Schöpfung habe, gehe auch sorgsamer mit Tieren und der Natur um. Auch mit seinen „Jungs“ und seiner „Familienkarte“ war Bruder Gabriel dort. Dazu kamen viele Stadtführungen und das fast tägliche Baden in der Müritz. Waren findet der „Bruder“ als idealen Ausgangsort, um Ordensarbeit zu leisten, die in das ganze Land hinaus ausstrahlt.

Loslassen musste er nun aber auch den FC Hansa, wo Bruder Gabriel schon zum festen Fanstamm in Rostock gehörte. Dort habe er sich auch verabschiedet.

In der Gemeinde findet der offizielle Abschied am 26. August nach der Sonntagsmesse statt. Am 31. August soll dann der Transporter nach Fulda fahren. Mehr hat ein Franziskaner nicht mitzunehmen. „Da wo ich bin, ist das Wichtigste und Schönste“, lautet sein Motto. Aber im Urlaub mal wiederkommen an die Müritz, das will er schon.

Mehr über die Franziskaner und Waren: https://franziskaner.net/tag/waren/


Eine Antwort zu “„Abschied ist etwas Normales“: Franziskanerbruder verlässt Waren”

  1. Phillip Berchert sagt:

    Ich bin ja in der Jugendanstalt in Neustrelitz und ich bin traurig dass so ein toller Mensch er ist einfach nicht mehr da sein wird.