Adressbuch, die Dritte?

4. Juni 2015

Das Kapitel „Adressbuch der Stadt Waren“ ist immer noch nicht zugeschlagen. Zwar hat die Verwaltung das fehlerhafte Heft im Winter aus dem Verkehr gezogen (WsM berichtete), doch was damit passiert steht offenbar in den Sternen. Möglich ist derzeit sogar, dass es wieder in den Handel kommt – verziert mit einem Berichtigungsblatt.

Eigentlich hatte Bürgermeister Norbert Möller nach der erneuten, bereits zweiten Adressbuch-Panne verkündet, dass er dieses Nachschlagewerk nicht mehr auf dem Markt sehen möchte. Doch da macht ihm der Städteverlag als Herausgeber offenbar einen Strich durch die Rechnung.
Denn es geht – natürlich – um Geld. Zum einen sind da die Erstellungs- und Druckkosten, zum anderen haben in dem Büchlein mehr als 100  Firmen der Müritzstadt geworben und dafür gut 44 000 Euro hingeblättert. Klar, dass sie ihr Geld wieder haben wollen.

Adress15Doch die Stadt schiebt die meiste Schuld von sich: Die deutlich Mehrzahl der Fehler, nämlich 88, seien durch eigene Erhebungen des Verlages verschuldet worden, lediglich vier durch die Stadt und auch nur, weil Gewerbetreibende ihr Gewerbe nicht abgemeldet haben.

Um einer gerichtlichen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, versuchen sich Verlag und Stadt – beide arbeiten auch an anderer Stelle zusammen – zu einigen. Und so eine Einigung wäre der Verkauf der Bücher mit einem Berichtigungsblatt oder besser Berichtigungsblättern, denn auf eines dürften nicht alle korrigierten Einträge passen.

„Die Rückerstattung der Anzeigenkosten wird jedenfalls nicht durch die Stadt erfolgen. Herausgeber ist nicht die Stadt Waren (Müritz), sondern der Städteverlag“, betont der Jurist der Stadt, Marc-Olaf Stibbe.

Ob sich die Unternehmen, die im Adressbuch werben, damit zufrieden geben, darf bezweifelt werden. Denn zum einen hat die Stadt den Städteverlag wärmstens empfohlen und ihm so bei der Anzeigenwerbung Tür und Tor geöffnet, zum anderen ist ein Adressbuch mit langer Berichtigungs-Liste sicher nicht das Produkt, in dem sie ihr Unternehmen darstellen wollten.

Zur Erinnerung: Kurz nach dem Erscheinen der zweiten Auflage hat „Wir sind Müritzer“ aufgedeckt, dass in dem Heftchen unter anderem zahlreiche Firmen aufgelistet werden, die es zum Teil seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gibt oder die anders heißen.
Unter anderem ist da sogar noch vom „Dieselmotorenwerk Rostock“, von der Drogerie Walther und sogar von dem Kieft & Kief Filmtheater (seit Ewigkeiten CineStar) die Rede.
Und in der Erstauflage erschienen Namen, die dort nie hätten erscheinen dürfen.


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