An der Feisneck fallen für den Naturschutz in Kürze viele Bäume

26. September 2020

Voraussichtlich ab Anfang Oktober werden zwischen dem Naturbad und der Schafweide an der Feisneck umfangreiche Landschaftspflegearbeiten stattfinden. Mit der Maßnahme sollen die Bedingungen für eine Vielzahl bedrohter Pflanzenarten verbessert werden, die in diesem Abschnitt vor allem in den besonnten Hangbereichen wachsen. Die Veränderungen, so das Nationalparkamt, werden durch die anstehenden Baumfällungen gravierend sein und von vielen Anwohnern sicherlich als radikal empfunden.

„Bäume und Sträucher haben in den letzten Jahren stark zugenommen und beschatten nun die Flächen. Um die Bedingungen für die hier noch vorkommenden seltenen Halbtrocken-, Trocken- und Magerrasen zu verbessern, werden mehrere der seeseitig aufgewachsenen Bäume gefällt. Der Uferwald wird damit weitgehend verschwinden. Hangseitig sind es vor allem Schlehengebüsche, die immer weiter an den Weg und seitlich in die Offenflächen hineinwachsen. Diese sollen samt Wurzeln gerodet werden, um ein erneutes Austreiben zu verhindern“, kündigt das Nationalparkamt an.

Auch auf dem Hang selbst werde der Gehölzaufwuchs beseitigt. Die so entstandenen Offenflächen sollen in den Folgejahren regelmäßig gemäht werden, um einen erneuten Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern zu vermeiden.

Mit diesen radikal anmutenden Arbeiten wird sich das bislang gewohnte Bild der Landschaft deutlich ändern. „Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Landschaft jedoch noch viel offener, wie ein Foto (oben) von Anfang der 1980er Jahre zeigt.“

Träger dieser Maßnahmen ist die Deutsche Bahn. Es handelt sich um eine sogenannte Ersatzmaßnahme, denn bei den Arbeiten zur Umgestaltung des Warener Bahnhofs wurden Trockenbiotope zerstört. Daraus resultiert die Verpflichtung, solche Biotope an anderer Stelle neu anzulegen oder in einen guten Zustand zu versetzen.
Die Arbeiten sind im Vorfeld mit dem Nationalparkamt Müritz und der Stadt Waren abgestimmt. Das Ostufer der Feisneck zählt in diesem Bereich zur Pflegezone des Müritz-Nationalparks. Hier finden seit vielen Jahren verschiedene Maßnahmen zum Erhalt bedrohter Pflanzenarten, wie z.B. die Schafbeweidung statt.

Hintergrund: Am Ostufer der Feisneck wächst eine Vielzahl von seltenen und bedrohten Pflanzenarten, wie z.B. der Sumpfsitter (Epipactis palustris), die Ästige Graslilie (Anthericum ramosum) die Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) oder die Sand-Sommerwurz (Orobanche arenaria). Im Bereich des Pfennigberges kommen insgesamt 19 Pflanzenarten vor, die in der Roten Liste als gefährdet oder vom Aussterben bedroht aufgeführt werden. Diese Arten sind auf eine regelmäßige Pflege angewiesen. Ansonsten würden sie von konkurrenzstärkeren Pflanzenarten verdrängt. Die Landschaft wird deshalb bereits seit Ende der 1980er Jahre als Naturschutzfläche regelmäßig gepflegt. Viele der hier vorkommenden Pflanzengesellschaften sind durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der europäischen Gemeinschaft besonders geschützt und sind somit zwingend in einem guten Zustand zu erhalten.


7 Antworten zu “An der Feisneck fallen für den Naturschutz in Kürze viele Bäume”

  1. Susanne Pietschmann sagt:

    Das hört sich ja gut an mit den seltenen Pflanzen, aber was ist mit dem Strand der zum Baden genutzt wird? Darf man den da im nächsten Jahr noch baden gehen oder wird es da nicht mehr gesehen weil da seltene Pflanzen wachsen. Urlauber werden reingeholt und Strände verkommen, ich denke nur La Passionara .

  2. Nachdenklicher sagt:

    Hoffentlich sind die geplanten Arbeiten am Ende nicht so, daß das, was zu schützen ist, infolge der Veränderungen auch verschwindet. Allzu oft habe ich das in den letzten Jahrzehnten beobachten müssen. Ich denke da zum Beispiel an etwa 80 Prozent unserer Schilfflächen an unseren Seen. Die sind verschwunden. Zum Großteil weil man sie „schützte“, vor dem, was sie schuf und pflegte. Auch sehe ich das Mähen oben beschriebener Flächen immer sehr skeptisch. Sehr gut gegen Bäume und Sträucher, aber die Mähwerke, die oft zum Einsatz kommen, töten jedes Insekt und die Zeit, in der gemäht wird, oft unpassend.

  3. Ingolf sagt:

    Wenn es nicht Ende September wäre, könnte man fast einen Aprilscherz vermuten. Warum, in aller Welt, meint man nach vielen Jahrzehnten, hier plötzlich Bäume in Größenordnungen fällen zu müssen???

  4. Liz sagt:

    Bin hier auch skeptisch. Bäume, Sträucher dienen Vögeln als Nistplatz. Auch Insekten fühlen sich hier wohl. Paar Pflanzen angeblich retten und anderes Leben vertreiben? Kommt mir irgendwie komisch vor. Wurde vielleicht nur eine Ausgleichsfläche für die Bahn gesucht und parktischerweise zahlt sie für ein Vorhaben, was die Stadt sowieso wollte? Aufgrund der zahlreichen Vernichtung von Bäumen usw. in den letzten Jahren frage ich mich immer, was wirklich dahinter steckt.

  5. micha sagt:

    Natur ist ständiger Wandel… auf den Flächen. Lassen wir der Natur doch mal ihren Lauf!
    Nach der Logik müsste auch der Regenwald / Urwald abgeholzt werden, waren ja irgendwann auch mal Freiflächen.
    …demnächst muss dann in dem Gebiet neu gepflanzt werden um Errosion zu verhindern. Das DB und Stadt da keine Kompetenz haben, ok- aber zumindest beim NP hätte ich mir da mehr erhofft. Wäre es Kernzone, hätte man maximal die Wege frei gehalten. Kann da nur mir mit dem Kopf schütteln, da wahrscheinlich langfristig mehr Schaden als Nutzen zu verzeichnen ist.

  6. MH sagt:

    Ich habe den Beitrag eben zu Hause vorgelesen, und meine Tochter(5),sagte dann, „was ist mit der frischen Luft, wenn die Bäume gefällt werden“, ja da hat sie irgendwie recht, wichtig für Mensch und Tier, keine Frage!

  7. Simone“ sagt:

    Ihr zerstört unseren Wald und Müritz für Geld ,was bleibt unseren Kindern dann noch??