Arbeitslosigkeit an der Seenplatte in zehn Jahren halbiert

31. Mai 2018

„Wir dürfen uns heute über einen Rekord freuen: Erstmalig seit der Wiedervereinigung sind weniger als 12.450 Menschen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte arbeitslos gemeldet. Damit haben wir die Arbeitslosigkeit  in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Zugleich gehen immer mehr Menschen einer bezahlten Arbeit nach.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften befindet sich weiterhin auf sehr hohem Niveau. Im weiteren Jahresverlauf rechne ich mit neuen Höchstständen bei der Zahl von Beschäftigten bei gleichzeitig sinkender Arbeitslosigkeit. Bei guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickelt sich auch der Arbeitsmarkt weiter günstig.“, sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse,bei der monatlichen Pressekonferenz.

„Die positive Geschäftslage der Unternehmen und der wirtschaftliche Aufschwung zum Frühjahr haben zu mehr Beschäftigung und einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit geführt“, bilanzierte der Agenturchef. Viele Betriebe, vor allem in den Außenberufen, den Hotels und Gaststätten haben Einstellungen nachgeholt, die sie über die Wintermonate aufgeschoben hatten. Damit konnten deutlich mehr Männer und Frauen im Mai ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme eine Arbeit auf dem 1. Arbeitsmarkt beenden (1.369) als sich nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes neu oder erneut arbeitslos melden mussten (726) Im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 136.

Erfreulich ist, dass die Arbeitslosigkeit bei allen Altersgruppen- und Personengruppen (bis auf Ausländer) im Vorjahresvergleich sinkt. „Speziell die Arbeitslosigkeit bei den älteren Arbeitslosen (50 Jahre und älter) hat im Vorjahres vergleich – mit einem Minus von 725 oder 13 Prozent – deutlich abgenommen“, so Besse.

Dass im Frühjahr Arbeitslosigkeit abgebaut wird, ist „saisonal üblich“, sagte Besse „Aussagekräftiger wird die aktuelle Zahl, wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet: „In den vergangenen zehn Jahren haben wir die Arbeitslosenzahlen halbiert.“
Besse erwartet einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahlen bis in den Oktober.

Ohne Abschluss ist es schwer

Davon profitieren werden allerdings meistens nur die arbeitslosen Männer und Frauen mit einem verwertbaren beruflichen Abschluss. Denn es zeigt sich: „Ein höherer schulischer- und beruflicher Abschluss verbessert die Chancen am Arbeitsmarkt erheblich. Ein niedrigeres Qualifikationsniveau bedeutet also umgekehrt, ein erhöhtes Risiko arbeitslos zu werden bzw. zu bleiben“, so Besse.

Von den 12.419 Arbeitslosen im Mai haben 4.384 – also 35 von 100 – keinen Berufsabschluss. „Sie riskieren, gerade wenn noch weitere Vermittlungshemmnisse dazu kommen, längere Zeit arbeitslos zu bleiben.“ So hat sich die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit von Arbeitslosen von 528 Tagen in 2007 auf 549 Tage 2017 erhöht. Bundesweit 2017: 490 Tage, in Mecklenburg-Vorpommern 452 Tage.

Nach wie vor sind 5.500 Menschen länger als zwölf Monate ohne Arbeit. Im Jahr 2007 lag die Anzahl der Langzeitarbeitslosen noch bei über 16.000. Zweifelsohne ist für den Agenturchef eine Besserung der Lage durchaus erkennbar. „Wer glaubt, die (Langzeit)Arbeitslosigkeit sinkt nur wegen der Demographie, der irrt. Richtig ist, dass jährlich mehr Menschen in Rente, als neu in das Berufsleben strömen.

Nachfrage auf Rekordniveau

„In den kommenden Jahren wird sich unsere Arbeitskräfte Prognose um mindestens  16.000 verringern. Da liegt der Schluss nahe, die Arbeitslosigkeit gehe nur deshalb zurück, weil immer weniger Menschen nachrücken. Wer genauer hinsieht, stellt fest: mit einer schrumpfenden Bevölkerung lässt sich nicht begründen, warum nicht nur die Menge der Arbeitslosen sinkt, sondern auch die Zahl der Menschen, die Arbeit haben, wächst.“ Jetzt, wo qualifizierte Arbeitnehmer knapp sind, appelliert Thomas Besse an die Wirtschaft „den ganzen Arbeitsmarkt auszuschöpfen und damit auch den schwächeren eine Chance zu geben“. Oft handelt es sich um Personen mit Qualifikationsdefiziten, Ältere, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Personen mit einer Kombination aus diesen Merkmalen.

Die starke Nachfrage nach Arbeitskräften hat die Zahl der Beschäftigten auf ein Rekordniveau gehoben. Im September 2017 wurden im Landkreis MSE 94.836 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gezählt. Das waren 1.314 Menschen oder 1,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

726 Männer und Frauen mussten sich im Mai nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte arbeitslos melden. Das sind 136 weniger als im Mai 2017.
1.369 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit beenden. Das sind 148 weniger als im Vorjahresmonat.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im Mai von –13 Prozent bei 50-Jährigen und Älteren bis +7 Prozent bei Ausländern.

Viele Ausbildungsplätze offen

Im Landkreis der Mecklenburgischen Seenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Zurzeit gibt es 2.782 freie Arbeitsstellen. 20 weniger als im Vormonat aber 262 mehr als im Mai des Vorjahrs.

Die größte Nachfrage gab es im Mai aus den Bereichen:   Callcenter und Zeitarbeit (904 freie Stellen im Bestand); Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie Verkehr und Lager (442); Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (286); im Baugewerbe (276); im verarbeitenden Gewerbe (275) sowie im Gastgewerbe (211). Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Der Ausbildungsmarkt ist im Mai noch stark in Bewegung. Deshalb ist es für eine fundierte Bewertung noch zu früh. Aktuelle Daten weisen für das neue Berufsberatungsjahr 2017/18 auf eine stabile Situation hin. Von Oktober 2017 bis Mai 2018 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 1.313 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 82 oder 7 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Gleichzeitig waren 1.545 Ausbildungsstellen gemeldet, ähnlich viele wie im Vorjahresmonat. Am häufigsten waren Ausbildungsstellen gemeldet für angehende Kaufleute im Einzelhandel (79); Verkäuferinnen und Verkäufer (70); Koch/Köchin (62) und Fachkräfte – Lagerlogistik mit 49 Ausbildungsangeboten.
Top 10 der unbesetzten Ausbildungsstellen:
Kaufmann/-frau im Einzelhandel
Verkäufer/in
Koch/Köchin
Fachkraft – Lagerlogistik
Kaufmann/-frau – Büromanagement
Restaurantfachmann/frau
Kfz.-mechatroniker – PKW Technik
Hotelfachmann/-frau
Mechatroniker/in
Kaufmann – Groß-/Außenhandel – Großhandel


4 Antworten zu “Arbeitslosigkeit an der Seenplatte in zehn Jahren halbiert”

  1. Rainer sagt:

    Es ist doch wirklich nicht zu fassen. Pinoccio hätte seine helle Freude daran gehabt.

  2. Peter Sohr sagt:

    Freie Ausbildungsplätze auf der einen Seite und abwandernde junge Menschen auf der anderen Seite. Wenn die Ausbildung beendet und der Arbeitgeber sich seiner billigen Arbeitskräfte saisonal bedingt entledigt, sind diese Menschen unhaltbar für unsere Region verloren. Sieht man sich einen Teil der freien Ausbildungsplätze an wird schnell deutlich, es sind Ausbildungsplätze in Bereichen, die ohnehin nicht sonderlich begehrt sind da sie aus verschiedenen Gründen unattraktiv sind. Hier eine Abänderung zu erfahren würde bedeuten, das auf dem Arbeitsmarkt signalisiert wird, hier habt ihr als Auszubildende später eine Chance, finanziell und ideell auf eigene sichere Beine zu stehen und das Zeug dazu zu haben um eine eigene Familie hier in der Region sicher über die Runden zu bringen. Neben finanziellen Ausgleich über stets wechselnden Arbeitszeiten oder erschwerten Arbeitsbedingungen sind das soziale Umfeld, die Wohnungsverhältnisse und Freizeitmöglichkeiten wichtiges Entscheidungskriterium, um eine derartige Ausbildung überhaupt in Angriff zu nehmen. Passen die Bedingungen nicht, werden junge Menschen eher dort eine Ausbildung machen, wo ihnen bessere Bedingungen während und nach der Ausbildung in Aussicht gestellt werden. Hier sind noch mächtige Reserven vorhanden die zum Beispiel eine IHK oder DeHoGa allein nicht schaffen kann. Jeder Ausbildungsbetrieb, ob öffentlich oder privat, wird hier Überlegungen treffen müssen, wie kann ich Personal finden, halten und pflegen? Wie kann ich das negativ aufgebaute Weltbild über meiner zu suchenden Personaldecke verbessern? Zu selten stellt sich ein Ausbildungsbetrieb diese Fragen und wenn doch, fehlt es an tatsächlicher Durchführung diese negativen Umstände abzuändern die das Image des „Unattraktiven“ ausmerzt. Daher ist das Problem einer nicht gedeckten Zahl an Auszubildenden und der späteren Fluktuation im Arbeitsprozess nicht von der Hand zu weisen.