Arbeitslosigkeit an der Seenplatte saisonbedingt leicht gestiegen

1. Dezember 2017

„Der Arbeitsmarkt in der Seenplatte hat im November von seiner Dynamik eingebüßt, zeigt sich aber weiter stabil. Saisonbedingt ist die Zahl der arbeitslosen Menschen zum Vormonat gestiegen, im Vergleich zum Oktober des Vorjahres aber deutlich gesunken. Zudem entlasten unsere arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen den Arbeitsmarkt nicht mehr so stark wie im Vormonat. Insbesondere für Fachkräfte bietet der Markt aber noch viele freie Jobs“, sagt der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, beider monatlichen Pressekonferenz.

Im November waren in der Seenplatte 393 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Oktober. Insgesamt 13.315. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,9 Prozent. Im Vergleich zum November des Vorjahres 1.775 Arbeitslose weniger.

Für den Agenturchef sind es im Wesentlichen drei Gründe, die die Zahl der Arbeitslosen zum Oktober steigen lassen haben: mehr Entlassungen, weniger Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit in Arbeit, Rückgang der Teilnehmerzahlen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, Agentur für Arbeit Neubrandenburg.

Von der Herbstbelebung ist im November auf dem Arbeitsmarkt in der Seenplatte nur noch wenig zu spüren. „Wir verzeichnen deutlich weniger Abmeldungen in Arbeit. Auch die Zahl der Entlassungen hat im Vormonatsvergleich zugenommen. Und unsere arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen entlasten nicht mehr so stark wie noch im Oktober. Insgesamt übertrifft die Zahl der Menschen, die sich arbeitslos melden mussten, die Zahl derer, die ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beenden konnten. Folglich stieg die Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich. Wir verzeichnen einen hohen Drehtüreffekt, insbesondere bei denen, die schon länger arbeitslos waren. Viele von ihnen sind gering qualifiziert. Und dennoch: Die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt weiter. Vorrangig werden Fachkräfte gesucht. Für die Wintermonate erwarte ich einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit, die frühestens mit der Frühjahrsbelebung 2018 wieder zurückgehen wird“, analysiert Thomas Besse die Situation auf dem Arbeitsmarkt im November.

Auf hohem Niveau bewegt sich auch weiterhin die Zahl der gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen. Insgesamt haben die Betriebe seit Jahresbeginn unserem Arbeitgeberservice-Team von Arbeitsagentur und Jobcentern im Landkreis 9.178 sozialversicherungspflichtige Arbeitsangebote gemeldet. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie bei den unternehmensnahen Dienstleistungen und im Gastgewerbe bestehen Einstiegschancen.

Saisonbedingt nachlassende Dynamik

Insgesamt übersteigen im November die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (1.457) die Arbeitsaufnahmen (745). Neben deutlich weniger Arbeitsabmeldungen, was saisontypisch ist, zeigt sich auch, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht durch den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen abgefedert werden konnte. So ist die Zahl der Menschen, die an arbeitsmarktpolitischen Programmen teilnehmen, zum Vormonat- und Vorjahresmonat gesunken. Dazu gehören beispielweise Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung, Beschäftigung schaffende Maßnahmen sowie Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit.

Bundesweite Woche der Menschen mit Behinderung vom 27.11. bis 01.12.2017

„Gerade für Menschen mit Behinderung hat der Arbeitsmarkt im Landkreis noch Entwicklungspotential. 9 Prozent der Arbeitslosen haben eine Schwerbehinderung, das sind 1.155 Menschen. Zwei Drittel dieser Menschen sind gut ausgebildete Fachkräfte. Hier möchten wir Arbeitgeber überzeugen, noch mehr auf die Qualifikation zu achten und nicht mögliche Defizite durch die Behinderung in den Fokus zu stellen. Gleiche Chancen in der Arbeitswelt sind mein erklärtes Ziel – auch im Hinblick auf den Fachkräfteengpass in einigen Branchen. Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, auf das Potential dieser Menschen zu verzichten“, so Besse.

Aber es gibt sie. Auch In der Mecklenburgischen Seenplatte. Unternehmen, die erkennen, dass sich die Beschäftigung von Menschen mit Handicap lohnt. Denn Sie eröffnet nicht nur neue Fachkräftepotenziale, sie schafft auch Vielfalt in den Unternehmen. „Und genau darum haben wir am vergangenen Freitag sechs vorbildliche Praxisbeispiele aus dem Landkreis mit dem „Inklusionspreis“ gewürdigt.

 

Auch die Schwerbehinderten konnten vom Rückgang der Arbeitslosigkeit – im Vorjahresvergleich – profitieren. Im November waren 38 schwerbehinderte Männer und Frauen weniger arbeitslos gemeldet, als noch vor einem Jahr.

Eingliederungszuschüsse und Finanzhilfen

Für den Agenturchef fallen hier insbesondere zwei Aspekte ins Gewicht: „Schwerbehinderung geht oftmals mit zunehmenden Alter einher. Von allen im Landkreis arbeitslos gemeldeten schwerbehinderten Menschen sind über die Hälfte 50 Jahre und älter (41,1 Prozent bei allen Arbeitslosen). Insofern hat der Rückgang bei den Schwerbehinderten auch immer einen demografischen Aspekt“.

Dabei zeigt sich, dass es schwerbehinderten Arbeitslosen trotz einer vergleichbaren Qualifikation in geringerem Maße gelingt, als nicht schwerbehinderten Menschen, ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt zu beenden. Das zeigen die Abgangsraten* (gleitende Jahresdurchschnitte Nov– Okt) aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt sehr deutlich. Liegen diese bei schwerbehinderten Menschen bei 2,8 Prozent, sind sie bei nicht schwerbehinderten Menschen mit 6 Prozent fast doppelt so hoch. * Die Abgangsrate ermittelt sich aus dem Abgang jeweils von Nov – Okt bezogen auf den Bestand jeweils von Okt – Sep.

„Umso mehr freut es mich, dass die Arbeitsaufnahmen dieser Personengruppe gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen haben. Aber das reicht noch nicht. Trotz Fachkräftediskussion, gesetzlicher Vorgaben und staatlicher Hilfen stellen noch immer zu wenig Firmen Beschäftigte mit Behinderung ein“, beklagt Besse. Dabei bietet die Neubrandenburger Arbeitsagentur Arbeitgebern Eingliederungszuschüsse und Finanzhilfen für die behindertengerechte Ausstattung von Arbeitsplätzen. Um ihren Fachkräftebedarf zu sichern, sollten Firmen das Potenzial behinderter Arbeitnehmer in viel stärkerem Maße nutzen. „Auf die Stärken und Talente dieser Menschen können wir einfach nicht verzichten“, ist sich Besse sicher und appelliert damit an die Unternehmen und Behörden.

Zu- und Abgänge

Im November meldeten sich 3.115 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, das waren 266 weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 2.720 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 26 weniger als im November 2016. Seit Jahresbeginn gab es 31.069 Zugänge von Arbeitslosen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 1.033 Meldungen. Dem gegenüber stehen 33.460 Abmeldungen von Arbeitslosen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 624 Abmeldungen.

Im November meldeten sich 1.457 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 268 weniger als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 745 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 90 weniger als vor einem Jahr.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im November von –14 Prozent bei Frauen bis +10 Prozent bei Ausländern. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen (-1.345 oder 19,3 Prozent) und lag damit bei 5.642 Personen.

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist weiter auf 2.455 Stellen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies eine Zunahme 303 oder 14 Prozent. „Der Anstieg der Arbeitskräftenachfrage in einem November konnte nicht unbedingt erwartet werden. Passt allerdings zum aktuellen Wettbewerb um qualifiziertes Personal“, so Besse.

Die größte Nachfrage gab es im November aus den Bereichen: Callcenter und Zeitarbeit (811 freie Stellen im Bestand), Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (298), im verarbeitenden Gewerbe (295), im Baugewerbe (279), sowie Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (216).

 


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