Arbeitslosigkeit steigt an der Seenplatte saisonbedingt

4. Januar 2020

„Mit Beginn des Winters ist die Arbeitslosigkeit in der Mecklenburgischen Seenplatte gestiegen. Aber: Derzeit spricht viel dafür, dass sich die gute Lage der Wirtschaft, verbunden mit der steigenden Nachfrage nach gut ausgebildetem Personal, in den kommenden Monaten fortsetzt. Nach meiner Einschätzung wird sich der Arbeitsmarkt im Jahr 2020 weiter gut entwickeln. Allerdings werden sich die enormen Rückgänge der Arbeitslosenzahlen der vergangenen Jahre abflachen. Eine moderate Abschwächung der Dynamik ist auch nicht auszuschließen. Dennoch erwarte ich einen Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit, “ sagt der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, bei der monatlichen Pressekonferenz.

Im Dezember waren in der Seenplatte 503 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im November. Insgesamt 11.222. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres 843 Arbeitslose weniger.

„Die gute Konjunktur im Landkreis hält weiter an. So konnte die Zahl der Arbeitnehmer nach letzten verfügbaren Daten (30. Juni 2019) auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau von gut 94.000 gehalten werden. Anhand der offenen gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen spricht viel dafür, dass der Arbeitsmarkt auch im neuen Jahr aufnahmefähig bleibt. Zwar wirken sich in den Kernwintermonaten Januar und Februar immer auch saisonale Einflüsse dämpfend aus, aber die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt ungebrochen. Unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung bleiben wichtige Herausforderungen am Arbeitsmarkt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte auch in Zukunft von Bedeutung. Dazu gehören neben der Digitalisierung die zunehmend knapper werdenden Arbeitskräfte, aber auch strukturelle Probleme wie die Integration von Langzeitarbeitslosen und Geflüchteten“, sagt der Arbeitsagenturchef.

„Die Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes sind günstig“, sagt Besse, um auch langzeitarbeitslosen Menschen einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu eröffnen. Die Bundesagentur für Arbeit verfolgt unterschiedliche Ansätze, da die Ursachen von Langzeitarbeitslosigkeit vielfältig sind und sich je nach Region unterschiedlich gute Möglichkeiten für eine Arbeitsaufnahme bieten.

„Dabei setzen wir auf präventive Ansätze, den systematischen Abbau der individuellen Integrationshemmnisse, Ansätze intensiver Betreuung sowie Konzepte für eine verbesserte soziale Teilhabe,“ sagt der Agenturchef. „Dazu hat uns der Gesetzgeber die Möglichkeit der Förderung über das neue Teilhabechancengesetz eingeräumt. Mit dieser Möglichkeit konnten bis zum August 2019 insgesamt bereits 162 Langzeitarbeitslose eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen. Weiterhin bietet uns das Qualifizierungschancengesetz eine Möglichkeit Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gerade im Hinblick auf den Strukturwandel zu unterstützen.“

Größte Herausforderung: Langzeitarbeitslose mit offenen Stellen zusammenbringen

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Situation: 38 Prozent (4.304) der Arbeitslosen sind ein Jahr und länger arbeitslos. Viele von ihnen haben keine Ausbildung. „Um diese Menschen müssen wir uns kümmern“, betont Besse. Allein unter den 15- bis unter 25-Jährigen sind es insgesamt 135. Nach meiner Einschätzung wird sich der Arbeitsmarkt im Landkreis weiter gut entwickeln. Allerdings werden sich die enormen Rückgänge der Arbeitslosenzahlen der vergangenen Jahre abflachen. Aller Voraussicht nach kommt es zu einer moderaten Abschwächung der Dynamik. Und es gibt Abwärtsrisiken. Trotzdem wird die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stabil bleiben und die Arbeitslosigkeit sinken.“

Zu- und Abgänge

1.134 Männer und Frauen mussten sich im Dezember nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 154 weniger als im Dezember 2018.

522 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 74 weniger als im Vorjahresmonat. Damit übersteigen im Dezember die Arbeitslosmeldungen aus Beschäftigung (1.134) die Arbeitsaufnahmen (522).

Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Personengruppen

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Dezember 2018 recht unterschiedlich. Die Spanne der Veränderungen reicht im von -12,7 Prozent bei den Langzeitarbeitslosen bis +4,1 Prozent bei 15- bis unter 25- Jährigen. Die Arbeitslosenquote der Jüngeren ist binnen Jahresfrist um 0,4 Prozentpunkte gesunken. Damit liegt sie 2,1 Prozent über dem Wert der allgemeinen Quote.

Die Zahl der Älteren (50 bis unter 65 Jahre) ist rückläufig. Ihre Zahl sank – zum Vorjahr – um 321 oder 6,5 Prozent auf 4.599. Neben dem demografischen Aspekt zeigt sich, dass Unternehmen deutlich öfter die Potentiale lebenserfahrener Arbeitnehmer schätzen. Die anteilige Arbeitslosenquote Älterer sank von Dezember 2018 auf Dezember 2019 um 0,6 Prozentpunkte auf jetzt 8,3 Prozent. Damit liegt sie leicht unter dem Niveau der allgemeinen Quote (8,5).

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

Im Dezember konnten 4.295 Männer und Frauen mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen unterstützt werden. Darunter 1.212 Menschen, denen die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit gefördert wurde. 898 wurden in beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen fit für den Arbeitsmarkt gemacht. Insgesamt 216 Förderungen weniger als vor einem Jahr.

Die Unterbeschäftigung zeichnet ein realistischeres Bild von der Verfassung des Arbeitsmarktes. Dabei werden neben Arbeitslosen auch Teilnehmer in Maßnahmen, Weiterbildungen und arbeitsunfähig Erkrankte erfasst. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Dezember bei 14.742 das waren 392 oder 2,7 Prozent mehr als im Vormonat – 1.295 oder 8,1 Prozent weniger als im Dezember 2018.

Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Förderinstrumente läge die Zahl der Arbeitslosen – ausgewiesen durch die so genannte „Unterbeschäftigung“ – um 3.520 höher und die Arbeitslosenquote bei 10,9 Prozent.

Gemeldete Arbeitsstellen

Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen ist auf 2.468 Stellen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat (Dezember 2018) bedeutet dies einen Anstieg von 123. Die Arbeitskraftnachfrage der Unternehmen lässt sich eindeutiger am Zugang an offenen gemeldeten Stellen seit Jahresbeginn ablesen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Stellenzugang um 88 oder 0,9 Prozent.

Die größte Nachfrage gab es im Dezember aus den Bereichen: Callcenter und Zeitarbeit (595 freie Stellen im Bestand), Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (332) im verarbeitenden Gewerbe (331) im Baugewerbe (300) sowie Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (247).

Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber- Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.

Im Agenturbezirk Neubrandenburg entwickelte sich der Arbeitsmarkt im Dezember unterschiedlich. In allen Regionen war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang zu verzeichnen. Am günstigsten war die Veränderung der Arbeitslosigkeit in Röbel; dort sank der Bestand an Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 15,5 Prozent. Demgegenüber steht die Entwicklung in Waren mit einer Abnahme von 0,6 Prozent.

Ausländerarbeitslosigkeit

Im November waren in der Seenplatte 699 Ausländer (-63 zum Vorjahresmonat) arbeitslos gemeldet. Mehr als jeder zweite (407 oder 58,2 Prozent) arbeitslos gemeldete Ausländer lässt sich auf die Flüchtlingseffekte aus den sogenannten nichteuropäischen Asylzugangsländern* zurückführen.

Derzeit sind Arbeitslosenquoten für Ausländer aufgrund der starken Zuwanderung verzerrt. Sie werden deshalb unterhalb der Bundesländerebene nicht ausgewiesen. Bis auf weiteres werden betroffene Werte daher nicht angezeigt („X“) bzw. insgesamt betroffene Zeilen oder Spalten ausgeblendet.

*Das Aggregat beinhaltet die 8 nichteuropäischen Herkunftsländer, deren Bürger/- innen in den letzten Jahren die meisten Asylerstanträge gestellt haben. Es umfasst folgende Länder: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien.


3 Antworten zu “Arbeitslosigkeit steigt an der Seenplatte saisonbedingt”

  1. Schulz sagt:

    Alles schön & gut was die Arbeitsagentur von sich gibt.
    Aber komischerweise ist im Winter die Arbeitslosigkeit gestiegen & plötzlich im Sommer wieder gesunken??
    Ist doch klar denn im Winter werden die deutschen Arbeitslosen zur Maßnahme – Schulungen verdonnert.
    Im Sommer sind diese Maßnahmen – Schulungen wieder vorbei.
    Dann ist die plötzlich die Arbeitslosen – Zahlen wieder auf dem niedrigen Stand!!
    Wer das glaubt der wird selig..

  2. DirkNB sagt:

    Offensichtlich hängt die Zahl der Arbeitslosen nicht nur an den Maßnahmen. Größer dürfte der Effekt aus den wetter- bzw. jahreszeitabhängigen Branchen wie Bau und Gastronomie sein, wo Mitarbeitende über Winter entlassen und im Frühjahr, wenn Gäste- oder Auftragszahlen wieder steigen, wieder eingestellt werden.

  3. Schulz sagt:

    Sehr geehrte Herr DirkNB

    Eins möchte ich noch dazu betonnen , das meine Person selber aus dem Gastronomie / Hotelwesen komme & war auch nicht Arbeitslos gewesen.
    Was es mit dem Bau – Branche auf sich hat, da gebe ich Ihnen auch recht. Das eben durch die Witterung Verhältnisse ( Winter) auch die Mitarbeiter entlassen werden mussten oder im Urlaub gehen müssen..
    Auftrag Zahlen steigen im Bau wieder im Sommer ; ja , aber auch im Winter sind auch Gäste vor Ort aber eben nicht so viele wie im Sommer!!
    So muss man es auch mal sehen..
    Jedenfalls wird man sehr wohl an Maßnahmen verdonnert wenn man sobald Arbeitslos ist. Dies wird dazu gerechnet als nicht als Arbeitslose, weil die eben weg vom Arbeitslosenmarkt sind über den Zeitraum & somit auch dann behauptet wird durch Medien / Presse / Tagesschau Zahlen wieder angeblich gesunken wäre..