Arbeitsmarkt an der Seenplatte erholt sich – Pandemie ist aber weiterhin deutlich zu spüren

30. Oktober 2020

„Die aktuellen Zahlen zeigen einen Arbeitsmarkt, der sich weiter stabilisiert. Allerdings: Die Krise ist noch nicht vorbei. Zwar schwächen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie ab, aber die wirtschaftlichen Folgen – vor allem in den besonders von der Krise gebeutelten Branchen – werden immer deutlicher. Und mit dem Anstieg der Infektionszahlen wächst die Nervosität der Wirtschaft im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte“, schätzt der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse, ein. Im Oktober waren in unserem Landkreis 230 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im Oktober. Insgesamt 10.690. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,4 Prozent. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres 546 Arbeitslose mehr.

Thomas Besse: „Zum ersten Mal in diesem Jahr ist die Zahl der arbeitslosen Menschen in der Seenplatte unter die 11.000er-Marke gefallen. Aber keinesfalls dürfen die Auswirkungen der Pandemie am Arbeitsmarkt heruntergespielt werden. Die Krise ist noch nicht vorbei. Das spüren wir auch an der großen Verunsicherung unserer Unternehmen. So ist die Zahl der seit Jahresbeginn gemeldeten Arbeitsstellen um insgesamt 1.797 oder 22% gesunken. Ein untrügliches Zeichen für die Nervosität der Wirtschaft im Seenplattelandkreis. In der Corona-Pandemie zeigt sich: Für die soziale Absicherung der Arbeitnehmer sind maßgeblich zwei Sozialleistungsinstrumente der Bundesagentur für Arbeit (BA) von Bedeutung: Das Arbeitslosengeld I (ALG I) und das Kurzarbeitergeld (KUG). Allerdings konnten wir in den vergangenen vier Monaten erfreuliche Zeichen für eine schrittweise Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt beobachten.“

Kurzarbeit wird weiter ein Thema bleiben

Und dieser Eindruck setzt sich auch zu Herbstbeginn fort: So ging die Arbeitslosigkeit im Oktober stärker zurück, als im Durchschnitt der vergangenen fünf konjunkturstarken Jahre. Eine ähnliche Entwicklung zum Herbstbeginn gab es zuletzt 2016. Zudem haben weniger arbeitslose Menschen ihre Arbeit verloren
(-142) als vor einem Jahr. Und mit 727 haben beinahe genauso viele Menschen aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Arbeit gefunden, wie im Oktober des Vorjahres. Dennoch ist die Entwicklung des Arbeitsmarktes stark vom Covid-19-Pandemiegeschehen und den damit einhergehenden Entscheidungen abhängig.

Und weiter sagt Besse: Dass Personal gesucht und gebraucht werde, erkenne man auch an der erfreulichen Entwicklung der Arbeitslosigkeit junger Menschen unter 25-Jahren. Hier sei im Monatswechsel der größte Rückgang zu beobachten: „Das liegt daran, dass viele Schulabgänger im Endspurt ihren Ausbildungsplatz gefunden haben, viele frisch gebackene Azubis im Oktober bei ihrer Suche nach einer Fachkraftstelle fündig geworden sind. Davon geht ein wichtiges Signal aus: Der Fachkräftemangel bleibt ein Dauerthema für Arbeitgeber. Trotz konjunktureller Risiken setzen die Unternehmer in der Seenplatte auf Nachwuchs. Deshalb läuft in diesem Jahr der Ausbildungsmarkt auch im Herbst auf Hochtouren weiter. Eine coronabedingte Lücke bei der Ausbildung kann sich die Wirtschaft in der Seenplatte nicht leisten.“

Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) – über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit von 2020 auf 2021 – nimmt die Arbeitslosigkeit 2021 in M-V, nach dem coronabedingten Anstieg im Jahr 2020 wieder ab.

„Und dennoch“, sagt Arbeitsmarktexperte Besse, „auch im kommenden Jahr werden wir das Instrument der Kurzarbeit brauchen. Wir sichern damit Arbeitsplätze und geben Unternehmen Planungssicherheit. Denn sie brauchen die Fachkräfte in den Betrieben, damit sie nach der Krise wieder voll durchstarten und die Wirtschaft in Gang bringen können. Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosigkeit noch einmal deutlich höher. Bis Mitte Oktober wurde für 27.869 Menschen im Landkreis vorsorglich Kurzarbeit angezeigt. Nach aktuellen Hochrechnungen befanden sich im Mai 2020, 11.864 Mitarbeitende – aus 1.711 Unternehmen – in Kurzarbeit.

Zu- und Abgänge

716 Männer und Frauen mussten sich im Oktober nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in der Seenplatte neu oder erneut arbeitslos melden. Das sind 142
(-17 Prozent) weniger als im Oktober 2019. 727 Arbeitslose konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt beenden. Das sind 4 (-0,5 Prozent) weniger als im Oktober 2019.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Oktober von +0,4% bei 50-Jährigen und Älteren bis +15% bei 15- bis unter 25-Jährigen.

Insgesamt 3.474 Personen erhielten im Oktober 2020 Arbeitslosengeld, 823 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) lag im Oktober bei 15.229. Gegenüber Oktober 2019 war dies ein Rückgang von 1.240 Personen.

Gemeldete Arbeitsstellen

Seit Jahresbeginn haben die Betriebe den gemeinsamen Arbeitgeberservice-Teams der Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis 6.438 sozialversicherungspflichtige Arbeitsangebote gemeldet. Die Zahl liegt damit um 1.797 unter dem Vorjahreswert.

601 Arbeitsstellen wurden dem ArbeitgeberService von Arbeitsagentur und Jobcenter im Landkreis im September gemeldet. Insgesamt sind 2.537 freie Stellen registriert. 256 weniger als vor einem Jahr. Die größte Nachfrage gab es im Oktober aus den Bereichen: Zeitarbeit (275 freie Stellen im Bestand); im Baugewerbe (320;) im verarbeitenden Gewerbe (297); im Gesundheits- und Sozialwesen (278) und Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (272).

Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.


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