Auch an der Müritz bleiben Opfer von Straftaten nicht allein

30. Oktober 2016

wr1Eine betagte Rentnerin, die bestohlen wurde. Ein 12-Jähriger, dem von einem gleichaltrigen Jungen der Kiefer zweimal gebrochen wurde, eine junge Frau, die Weihnachten vergewaltigt wurde.
Das sind einige der Fälle, um die sich die ehrenamtlichen Mitglieder der Außenstelle Müritz des „Weißen Ringes“ in den vergangenen Monaten gekümmert haben.
Der „Weiße Ring ist ein bundesweit tätiger, gemeinnütziger Verein, der Opfern von Kriminalität und Gewalt hilft. Vor 40 Jahren vom Fernsehjournalisten Eduard Zimmermann (XY ungelöst) gegründet, gibt es ihn in Mecklenburg-Vorpommern inzwischen seit 25 Jahren, an der Müritz leitet Kriminaloberkommissar Thomas Kronenberg die Außenstelle. Er gab „Wir sind Müritzer“ jetzt einen Einblick in seine und die Arbeit der anderen ehrenamtlichen Helfer.

Dienstlich hat Thomas Kronenberg täglich mit Kriminalität und Gewalt zu tun. Und dennoch wollte der 40-Jährige auch nach seiner Arbeit im Kriminalkommissariat Waren etwas tun. Und zwar für die Opfer von Straftaten. „Als Kripobeamter sind meine Möglichkeiten begrenzt. Da geht es in zuerst um Aufklärung. Beim ‚Weißen Ring‘ kann ich gezielt helfen, wenn Hilfe nötig ist“, erzählt der Familienvater, der vor einigen Jahren nach Waren gezogen ist und sich an der Müritz nach eigenen Aussagen sehr wohl fühlt.

Ihm zur Seite stehen beim „Weißen Ring“ acht weitere ehrenamtliche Mitglieder – teilweise Polizisten, aber nicht nur. Zum Einsatz kommen sie, wenn Opfer von Straftaten ihre Unterstützung benötigen. Entweder, weil sie einfach nur jemandem zum Zuhören brauchen oder aber auch beim Gang zu Gerichtsverhandlungen nicht alleine sein wollen. Außerdem hat der „Weiße Ring“ die Möglichkeit, Soforthilfen auszuzahlen, Schecks für die anwaltliche Erstberatung zu vergeben oder auch für psychologische Beratungen.

thomaskronenberg„Über diese Dinge können wir hier vor Ort selbst entscheiden, größere Unterstützungen stimmen wir mit der Bundesgeschäftsstelle ab. Beispielsweise den Urlaub, den wir Müritzern, die  sexuell missbraucht wurden, finanzieren konnten“, berichtet Thomas Kronenberg (Foto rechts).

Der „Weiße Ring“, der deutschlandweit über 60 000 Mitglieder zählt, finanziert sich zum einen aus Mitgliedsbeiträgen, zum anderen erhält der Opferverein Geld von den Gerichten oder besser gesagt von Verurteilten. Heißt: Wenn das Gericht Geldbußen verhängt, legt der Richter fest, wer dieses Geld bekommt, häufig ist der „Weiße Ring“ der Empfänger.

In Mecklenburg-Vorpommern hat der Verein im vergangenen Jahr rund 300 Menschen unterstützt, und zwar mit insgesamt fast 164 000 Euro. Zumeist handelte es sich um Opfer von Körperverletzungen und Sexualdelikten.

Doch häufig, so weiß Thomas Kronenberg, geht’s nicht in erster Linie ums Geld. „Viele Menschen sind geschockt und traumatisiert. Da ist es einfach wichtig, wenn jemand mit ihnen redet, ihnen zuhört.“ So war es auch bei der Rentnerin, die im Frühjahr Opfer eines Raubes in Waren-West geworden ist. Ein Unbekannter riss ihre Tasche mit Geld, Papieren und Schlüssel aus ihrem Rollator. Der finanzielle Schaden war nicht sehr hoch, wohl aber der psychische, den diese Tat ausgelöst hat.

Um rechtliche Fragen geht es dagegen bei dem 12-jährigen Müritzer, dem von einem Gleichaltrigen der Kiefer zweimal gebrochen wurde. „Er ist von dem anderen Jungen so geschlagen worden, dass er ein halbes Jahr lang nur Suppe essen kann. Strafrechtlich wird das keine Konsequenzen haben, weil der Täter noch minderjährig ist, aber wir beraten die Familie unter anderem in Sachen Zivilrecht“, so Außenstellenleiter Thomas Kronenberg.

Er freut sich über weitere Helfer, Mitglieder und natürlich Spender, damit den Opfern von Straftaten auch künftig schnell, unkompliziert und vor allem mit ganz viel menschlicher Wärme geholfen werden kann.


Eine Antwort zu “Auch an der Müritz bleiben Opfer von Straftaten nicht allein”

  1. w sagt:

    Es gibt immer wieder wunderbare Menschen, die sich für Andere und das Gemeinwohl engagieren. Das ist der wohltuende Gegensatz zu der Spezies, die ewig zusammenrafft, sich mit Luxus darstellt oder sich einigelt, der nach Feierabend schnurz ist, war ringsum passiert oder es nur aus dem Sessel interpretiert.

    Herr Kronenberg hat nach Dienstschluss sicher einen schönen Feierabend verdient. Was macht er? Er kümmert sich weiter um das Thema Kriminalität und bringt sicherlich Wertvolles in den Weißen Ring ein. Ich danke ihm dafür und hoffe, stellvertretend für Viele, hier ganz herzlich. Und nicht nur hier. Ich werde ihn direkt kontaktieren, nur zum selben Zweck.