Auszeit vom Alltag: Poppes Phantasie-Töpfergarten ist offen

22. Juli 2020

„Im Prinzip stürzte damals die ganze DDR ab“, sagt Franz Poppe bei einem kleinen Rundgang durch den Skulpturengarten am Ufer der Müritz in der Warener Gerhart-Hauptmann-Allee. Der über die Müritz-Region hinaus bekannte Kunsthandwerker, der auch für den Brunnen auf dem Neuen Markt die Verantwortung hatte, steht vor einer Mauersteinsäule, die von rostigen Ketten gehalten wird und scheinbar umzustürzen droht.
In seinem Garten hat der 81-Jährige wieder eine Vielzahl von Kunstwerken versammelt, denn es ist eine besondere Saison: Der „Garten der Kugelphantasien“ begeht 2020 sein 20-jähriges Jubiläum. Und er hat nichts an Kreativität eingebüßt. Poppe gelingt es, Historisches – wie 30 Jahre Mauerfall –, Aktuelles – wie Kritik an der Verschwendung von Lebensmitteln –, und Gebrauchskunst miteinander zu verbinden. Für den Besucher, der sich die Zeit nimmt, an uralten Obstbäumen vorbei mit Poppe durch den Garten zu gehen, ist das auch gleich ein kleiner Gang durch die ostdeutsche Zeitgeschichte.

Das „Wende-Denkmal“ hatte Poppe eigentlich an der Georgenkirche aufstellen wollen. Der Warener gehörte zu den zehn Künstlern, die in die Endrunde gelangten, aber gewann nicht. So hat er eine etwas kleinere Version seines Kunstwerkes in den Garten gestellt. “

Viele Besucher sagen, das sei beängstigend, wenn man ihnen die damalige Situation in der DDR erläutert und sie die Steinsäule sehen“, lautet Poppes Erfahrung. „Wir wussten damals ja wirklich nicht, ob wir mit dem Protest vielleicht letztlich in Sibirien enden.“ Der streitbare Kunsthandwerker gehörte 1989 zu den demokratischen Aktivposten. Er sei gespannt, wie der Siegerentwurf aus Metall denn wirken wird, wenn er mal an St. Georgen aufgestellt ist. In Waren sind 1989 die Menschen als Erste in Mecklenburg-Vorpommern für mehr Freiheit, Reisefreiheit und Demokratie auf die Straßen gegangen.

Wenige Meter weiter im phantastischen Garten steht ein Warener Original: Das Wildschwein „Willi“, das jehrzehntelang als Klettergerüst für Kinder am Tiefwarensee diente. Poppe hat es ein bisschen saniert und mit kleinen Fliesen überzogen. „Wenn man es streichelt, wirkt das wie Borsten.“ Der „Willi“ durfte nicht mehr auf dem Spielplatz bleiben, er hätte keinen „TÜV“ mehr bekommen. Dafür stehen andere Tierfiguren Poppes noch: In Klink, in Schwerin, Sassnitz, Malchin oder in Neubrandenburg.

Rund 20 000 Besucher, schätzt der Warener, haben sich seit der Öffnung seinen Phantasiegarten schon angesehen. Inzwischen stellt seine Tochter, die in der Freizeit töpfert, auch mit aus, vor allem Gebrauchskeramik.

Wer sich ein Stück Auszeit vom Alltag nehmen will, kann gern vorbei schauen, sagt Poppe. Den Garten – in dem man bei genügend Abstand auch ohne Maske unterwegs sein kann – öffnet er in der Regel ab 10 Uhr – fast jeden Tag. Man kann sich telefonisch anmelden, es ist aber nicht zwingend nötig.

 


Eine Antwort zu “Auszeit vom Alltag: Poppes Phantasie-Töpfergarten ist offen”

  1. Petzibär sagt:

    Meine Bewunderung für diesen großartigen Künstler, sein Lebenswerk und seine Einstellung. von DDR Zeiten bis zum heutigen Tag. Bleiben Sie gesund und weiter so ????