Backhaus: Wir müssen alles für den Schutz unserer Alleen tun

6. November 2019

Die Alleen in Mecklenburg-Vorpommern brauchen Hilfe. Viele von ihnen sind lückenhaft. Die Ursachen: klimatische Veränderungen, Überalterung, Baumkrankheiten oder Fällungen aus Gründen der Verkehrssicherheit.
„Alleenschutz ist und bleibt eine schwierige Aufgabe“, konstatiert Umweltminister Dr. Till Backhaus, der heute an der 15. Fachtagung Baum- und Alleenschutz des BUND in Güstrow teilnimmt. Er betont, dass der Schutz von Menschenleben im Straßenverkehr oberste Priorität habe. Dennoch müsse gerade Mecklenburg-Vorpommern – mit 4.400 Kilometer Alleen neben Brandburg das alleenreichste Land der Bundesrepublik – alles dafür tun, um dieses kulturelle und ökologische Alleinstellungsmerkmal zu erhalten und zu schützen.

Gemeinsam mit dem Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung seien in den vergangenen Jahren wichtige Fortschritte erzielt worden, an die es anzuknüpfen gilt. Seit gut zehn Jahren ist bei Neupflanzungen an Bundes- und Landesstraßen ein positiver Trend zu beobachten, da mehr Bäume nachgepflanzt als gefällt werden. 2018 kamen auf knapp 2.480 Fällungen rund 3.120 Neuanpflanzungen.

Schutz- und Pflegemaßnahmen des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt würden sich deshalb auf Alleen an kommunalen Straßen und ländlichen Wegen fokussieren. Dort stünden etwa 42 Prozent der hiesigen Alleen. Seit 2012 sind mit Mitteln aus dem Alleenfonds dort insgesamt rund 2.000 Bäume nachgepflanzt worden. Dafür wurden mehr als 650.000 Euro ausgereicht.

Pflege statt Fällung

Ein Schwerpunktthema ist auch der Umgang mit geschädigten älteren Alleebäumen, sagt Backhaus. „Grundsätzlich sollten beispielswese durch Sturm geschädigte ältere Alleebäume nicht gefällt werden, sofern nicht gravierende Gründe der Verkehrssicherungspflicht dies erfordern. Stattdessen sollten diese Bäume mit entsprechenden Pflegemaßnahmen – je nach Einzelfall – so lange es geht erhalten werden; nicht zuletzt, um den Bäumen die Chance zum Wiederaustrieb zu geben“, erklärt er weiter. Dies gelte insbesondere für Baumartenwie Linde, Weide und Pappel.

Für die Erhaltung geschädigter Bäume seien allein in 2019 genau 19 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 500.000 Euro bewilligt worden.

Am Beispiel der Stadt Lübtheen verdeutlicht Backhaus die hohe naturschutzfachliche Bedeutung von Alleen in Zeiten des klimabedingten Artensterbens. Baumgutachten in vier Alleen hätten dort eine hohe Diversität von 283 Käferarten – davon 40 Rote Liste-Arten und mehr als 100 im Holz lebende Arten – offengelegt.

„Alleen vernetzen einzelne Biotope und Lebensräume vieler teils gefährdeter Tiere und Pflanzen. Außerdem sind Alleen ein außergewöhnliches Kulturerbe, das Touristen in die oft schwach strukturierten Gebiete holt. Nicht umsonst ist der Alleenschutz in der Verfassung unseres Landes verankert“, führt Backhaus aus.

Erst kürzlich wurde die Rosskastanienallee zwischen Eickelberg und Eickhof im Landkreis Rostock zur schönsten Allee Deutschlands 2019 gewählt. Die Entscheidung fiel auf Grundlage eines Fotowettbewerbs. Insgesamt lagen der Jury 252 Motive aus dem gesamten Bundesgebiet vor. Ausgeschrieben wird der Wettbewerb alljährlich vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Hintergrund: Im Alleenfonds liegen Mittel für die Neuanpflanzung und Pflege von Alleen an Bundes- und Landesstraßen, aber auch an kommunalen Straßen bereit. Von 1997 bis 2019 wurde über den Alleenfonds die Anpflanzung von ca. 160 km Baumreihe allein an kommunalen Straßen und ländlichen Wegen finanziert. Insgesamt beträgt der Zugewinn an allen Straßen und Wegen bis 2019 rund 565 km Baumreihe. Seit Bestehen des Alleenfonds (1994) wurden bis Oktober 2019 fast 13,4 Mio. Euro in den Alleenfonds eingezahlt. Rund 11 Mio. Euro wurden davon bislang ausgereicht.


Kommentare sind geschlossen.