Bahn-Pläne entsetzen Ausschussmitglieder

27. November 2014

Die gute Nachricht zuerst: Die Bahn investiert in den Warener Bahnhof. Nun die schlechte: Was sie vor hat, wird kaum jemandem gefallen. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses jedenfalls zeigten sich nach der Vorstellung der Pläne zum Teil richtig entsetzt.

Doch erst mal zu den Fakten: Das Projekt nennt sich „Ertüchtigung des Streckenabschnittes Bahnhof Waren – Ausbau des Mittelbahnsteigs“. Alles klar? Mit dem Substantiv Ertüchtigung hat sogar der Duden Probleme, aber das nur nebenbei. Die Bahn meint damit, dass sie die Strecke innerhalb Warens modernisieren will. Zwar nicht, damit der ICE künftig auch mit 160 km/h durch Waren brettert. Das wird er nicht, aber es geht auch um Lasten, die von den Gleisen getragen werden müssen. Also nicht unbedingt ein freiwilliger Ausbau, sondern ein Muss.

Mit einfachen Worten: Die Bahn  baut den Mittelbahnsteig 2/3 aus und andere zurück und will dafür möglichst wenig Geld ausgeben und sich dafür dann auch noch feiern lassen. Denn eigentlich, so betonten die Vertreter des Unternehmens im Stadtentwicklungsausschuss, müsse die Bahn gar nicht für Barrierefreiheit sorgen, denn das sei erst ab etwa 1000 Aussteigern pro Tag nötig. In Waren würden aber nur etwa 400 bis 600 Leute pro Tag aus den Zügen klettern. Aber die Bahn ist ja großzügig und will eine so genannte Aufzugsbrücke platzieren. Die beginnt am heutigen Bahnhofsgebäude und führt ‚rüber zum Mittelgleis 2/3. Eine Konstruktion, die auch noch über Eck geht, etwa eine Million Euro kostet, eine Nottreppe hat und nicht nur nach Meinung des Stadtvertreters Christian Holz „potthässlich“ ist.

„Da wird mir übel“

Doch damit noch nicht genug: Die Stadt hat schon seit langem ein Interesse daran, dass auch nicht so mobile Menschen von der Teterower Straße hinüber zum Bahnhof ohne Barrieren kommen. Eine lange geplante Rampenlösung hat sich als zu teuer erwiesen. Das Schweriner Wirtschaftsministerium meint nun, dass die Stadt an beiden Seiten Fahrstühle bauen soll. Kostenpunkt: 750 000 Euro pro Aufzug – Förderung durch das Ministerium 75 Prozent.

Das Ganze sieht dann nach der Fertigstellung so aus: Die Mama mit dem Kinderwagen kommt aus Richtung Teterower Straße am Tunnel an, fährt mit dem Aufzug hinunter, durchquert den Tunnel, fährt mit dem Aufzug hoch, geht in Richtung Bahnhofsgebäude, fährt mit dem Aufzug der neuen Brücke hoch, geht hinüber und fährt dann an ihrem Bahnsteig wieder ‚runter…..

Den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses fehlten da nicht nur aufgrund der unansehnlichen Konstruktion die Worte. „Wenn ich daran denke, dass wir zu Sozialismus-Zeiten so einen Tunnel hinbekommen haben und jetzt dieses Ding sehe, wird mir übel“, kommentierte Rainer Espig.

Apropos Tunnel: Zu diesem Sanierungsfall wollten sich die Bahnvertreter lieber nicht äußern. Es muss also befürchtet werden, dass die Bahn keinen Cent in die abgelatschten Stufen investiert.

Ach ja: Personal soll es auf dem Bahnhof künftig auch nicht mehr geben: Das wird, wie das kleine Wärterhäuschen wegrationalisiert.

Die Pläne der Bahn liegen derzeit öffentlich in der Stadtverwaltung aus. JEDER, aber wirklich JEDER hat hier die Möglichkeit, dazu seine Meinung zu sagen. Wir finden: Je mehr, desto besser.

Foto: So ähnlich soll unsere „moderne“ Fußgängerüberführung am Bahnhof aussehen. Nur noch ein bisschen komplexer, denn die Warener Variante geht noch über Eck.

Überführung


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