Baum des Jahres: Ritterschlag für die Fichte

13. Oktober 2016

Die Dr. Silvius Wodarz Stiftung hat heute die Fichte zum Baum des Jahres 2017 erklärt. Seit 27 Jahren wird dieser Titel vergeben. Die Fichte erhält den „Ritterschlag“ zum ersten Mal – und das obwohl sie die häufigste Baumart Deutschlands ist. Laut Stiftung hat dies Gründe: die Fichte polarisiert. Für die einen ist sie der Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft, für die anderen der Inbegriff naturferner Monokulturen und Kahlschlag.

fichte„Man kann von der Fichte halten, was man möchte – dennoch haben wir ihr vieles zu verdanken“, erinnerte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus. „Sie ist Symbolbaum für die gelungene Wiederbewaldung in Deutschland: Holznot im 18. und 19. Jahrhundert, Reparationshiebe und Wiederaufbau machten die Fichte in der Forstwirtschaft viele Jahre unersetzlich. Letztlich war sie es, die diesen Wirtschaftszweig zum ökonomischen Erfolg führte“, sagte er weiter. Die Auszeichnung „Baum des Jahres“ rückt sie wieder in den Mittelpunkt und regt Diskussionen über Vor- und Nachteile dieser Baumart an.

In Mecklenburg-Vorpommern wächst die Fichte auf rund sieben Prozent der Waldfläche und macht damit den zweitgrößten Anteil unter den Nadelbäumen hinter der Kiefer (37,6 %) aus. Die meisten dieser Fichten (33,5%) sind zwischen 41 und 60 Jahre alt und damit aus forstwirtschaftlicher Sicht noch recht jung. Auch verzeichnet die Fichte mit 16,75 m3/ha hierzulande einen der größten jährlichen Zuwächse bei den Nadelbäumen. Davor liegen die Tanne mit 25,44 m3/ha und die Douglasie mit 17,15 m3/ha.

Eine reine Fichtenwirtschaft zeichnet sich durch gute Holzerträge aus, jedoch ist das Risiko große Teile eines Bestandes durch Sturm und Forstschädlinge zu verlieren hoch. Es komme auf den richtigen Standort an, unterstrich Backhaus. Heute werden Fichten meist in Mischwäldern mit Buchen, Kiefern und Douglasien angebaut.

Schlecht gerüstet für Schwankungen

Auch gilt die Fichte als die heimische Baumart mit dem ungünstigsten Anpassungspotenzial an kommende klimatische Veränderungen. Sie benötigt nur wenige Nährstoffe, die Wasserversorgung hingegen muss gewährleistet sein. Damit ist sie für Schwankungen der Niederschläge schlecht gerüstet. Eine der größten Herausforderungen der Forstwirtschaft in Bezug auf die Fichte besteht deshalb darin, gefährdete Standorte zu erkennen und rechtzeitig mit klimaresistenten Baumarten aufzustocken.

In M-V stehen derzeit über 700 ausgewählte Forstsaatgutbestände und 15 forstliche Samenplantagen mit dem Ziel zur Verfügung, ausreichend Vermehrungsgut in sehr guter Qualität zu erhalten. In den Jahren 2011 bis 2014 konnten so beispielsweise 38, 7 t Kiefernzapfen geerntet und damit die Grundlage zur Aufforstung von rund 2.500 Hektar Waldbeständen geschaffen werden. Die Fichte brachte im gleichen Zeitraum eine Saatgutmenge von 7,2 t.

Fichtenholz ist relativ leicht, fest und elastisch. Es eignet sich für den Möbelbau und als Rohstoff in der Papierindustrie.


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