Berufsschulen: Hälfte der Lehrer geht in Ruhestand

25. Oktober 2018

An den Berufsschulen im Osten Mecklenburg-Vorpommerns, darunter auch an der Müritz, droht ein Lehrer-Notstand. Das hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg ergeben. So gehen in den nächsten zehn Jahren rund 230 Lehrer – etwa die Hälfte aller Berufsschulpädagogen – in den Ruhestand, wie Hauptgeschäftsführer Torsten Haasch auf einer Info-Veranstaltung der Kammer in Waren an der Müritz erklärte. „Wir haben derzeit die größten Klassen an Berufsschulen, die schlechteste Bezahlung der Lehrer und diese haben auch noch die höchsten Stundenzahlen landesweit“, beschrieb er die Probleme, die dazu führten, dass auch Lehrernachwuchs sehr schwer in die Region gelockt werden kann.

In der dünn besiedelten Kammerregion, die die Kreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald umfasst, gibt es fünf Berufsschulzentren mit sieben Standorten. Dazu gehören Waren und Malchin, aber auch Wolgast mit der Außenstelle Torgelow. Ein großes Problem sei auch, dass mit der bisher vorgeschriebenen Schülerzahl von 20 pro Klasse, viele Ausbildungsrichtungen im Land nur noch zentral an einem Ort ausgebildet werden. Das führe zu unzumutbar weiten Berufsschulwegen für die Azubis.

Das Land muss deutlich mehr Geld in die berufliche Bildung investieren, forderte Kammerpräsident Wolfgang Blank. „Wir brauchen eine dezentralere Schulstruktur, kleinere Klassen und mehr Berufsschullehrer,“ fasste Haasch zusammen. Die Unternehmen in der mit 10 000 Quadratkilometer größten Kammerregion, fast der Hälfte des Landes, seien bei der Nachwuchswerbung dadurch stark benachteiligt.

Ein Teil der Lösung könne sein, das die vorgeschriebene Zahl von 20 Schülern pro Klasse auf 15 Schüler abgesenkt wird. Dann könnten kleinere Klassen und mehr Standorte erhalten bleiben. Zudem sollte das E-Learning ausgebaut werden. Eine Zukunftsvorstellung wäre, dass Schüler an unterschiedlichen Orten sitzen und von einem Lehrer via Bildschirmarbeitsplatz angeleitet werden.

Als besonderes Negativ-Beispiel wurde die IT-Technikerausbildung genannt, die es nur noch in Rostock gebe. Dazu läuft auch ein Rechtsstreit zwischen dem Landkreis und dem Land. Wegen der weiten Berufsschulentfernung habe da selbst Kammer keinen Azubi gefunden.

Am 8. November sollen alle diese Probleme auf einer Bildungskonferenz in Neubrandenburg diskutiert werden. Die IHK vertritt die Interessen von rund 25 000 Firmen in der östlichen Hälfte des Landes.

Außerdem forderte Haasch die Unternehmer an der Müritz auf, sich an der Wahl zur IHK-Vollversammlung 2019 aktiv zu beteiligen. Eines der Zukunfsthemen sei auch, wie man die Innenstädte wieder beleben kann, die unter der Handelskonkurrenz auf der grünen Wiese und dem Internethandel stark leiden. Derzeit gebe es mehrere Mitglieder aus der Müritz-Region im Präsidium der Kammer, wie Manfred Urban (MMG) und Christoph Sten (Team-Gruppe).


2 Antworten zu “Berufsschulen: Hälfte der Lehrer geht in Ruhestand”

  1. Meckerkopp sagt:

    Hallo, wer hätte das gedacht, plötzlich und unerwartet im ganzen Land ein Schreckgespenst !
    LEHRERMANGEL !!

    Leider sind die “ Schlecker-Frauen“ schon im Chrashkursen zu Erzieherinnen umgeschult worden.
    Vielleicht sollte man in der Agentur für Arbeit außer sinnlosem Bewerbungstraining demnächst auch Schnellkurse zur Lehrerausbildung anbieten.

  2. Azubi sagt:

    „Ein Teil der Lösung könne sein, das die vorgeschriebene Zahl von 20 Schülern pro Klasse auf 15 Schüler abgesenkt wird.“

    Und damit wird der Lehrermangel noch so richtig verschärft!
    Wenn von 230 Lehrern in den nächsten Jahren nur noch 115 Lehrer verbleiben, dann muss man natürlich mehr Lehrer einstellen.
    Die wachsen aber nicht auf Bäumen und sind auch von anderen Seiten begehrt.
    Und dann noch mal die Klassengröße verkleinern. Die IHK an den Schuss wohl noch nicht gehört.