Besondere Ausstellung: Ein Schlachtfeld zum „Anfassen“

15. Mai 2020

Am Eingang sieht man eine Fläche, auf der viele Knochenreste liegen. Eine Grabungsfläche. Ein Gemälde dahinter zeigt, wie ein Reiter über einen Steg reitet, auf dem bereits ein Mann vom Schwert getroffen stirbt. Eine mit Fellen bekleidete Gruppe stürmt mit Knüppeln bewaffnet auf den Reiter zu. „So haben sich vor rund 3250 Jahren bereits Menschen im Tal der Tollense nordöstlich von Neubrandenburg bekämpft“, erklärt Rolf Voß, Leiter des Neubrandenburger Regionalmuseums.
In dem Haus im ehemaligen Kloster unweit vom Bahnhof ist jetzt eine der modernsten Geschichtsausstellungen in Norddeutschland eröffnet worden. Bis zum 20. September können Interessierte die interaktive Schau „Blutiges Gold“  besichtigen, in der moderne Hörstationen und andere Medien vor allem Schülern deutlich machen, wie spannend Archäologie sein kann.

Der Anlass ist ein Großer: Vor etwa 40 Jahren hat ein Bodendenkmalpfleger an der Tollense Waffenreste und Knochen entdeckt. Die Gegend an einer Flusswindung bei Weltzin entpuppte sich bei systematischen Grabungen ab 2009 als eine Fundgrube für Historiker, als eine Art großes Schlachtfeld. Neben Bronzeschmuck und Waffenresten wurden allein rund 12 000 Knochen entdeckt. Insgesamt sollen sich damals zwischen 2000 und 6000 Menschen dort bekämpft haben.

Und das Erstaunliche: Bisher konnten Forscher belegen, dass es vor allem in der Zeit der Römer zu vielen bewaffneten Auseinandersetzungen in Europa gekommen war. Diese Schlacht unter noch unbekannten Völkern der Bronzezeit lag jedoch noch einmal rund 1000 Jahre davor.

Das ist die Zeit, in der kurz zuvor die große Schlacht bei Kadesch zwischen Ägypten unter dem Pharao Ramses dem II. und den Hethitern stattgefunden hat, weiß der Museumsleiter. Diese Schlacht galt bisher als die älteste nachgewiesene.

Also müsse es schon damals Handelsbeziehungen aus dieser Region mit dem Mittelmerrraum gegeben haben, denn für Metallverarbeitung war die Gegend an der Tollense damals noch nicht bekannt. Schwerter gab es zwar schon, aber sie kamen wohl über den Handel in den Norden und waren Zeichen von Macht, wie oft auch Schmuck.

Die Schau in Neubrandenburg verbindet auch andere archäologische Schätze aus Güstrow, Thürkow und Neustrelitz mit dem damaligen Geschehen. Und wer will, kann sein Gesicht zudem sozusagen einem Bronzezeit-Menschen „leihen“ und das auch fotografieren.


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