Besondere Ausstellung: Weiße Falt-Bilder, ein Brandzimmer und ein bisschen Illusion

11. Dezember 2016

Wer gern einmal  grazile weiße Falt-Kunst im Bildformat mit historischem Bezug sehen will, der kann das derzeit in der Kunstsammlung in Neubrandenburg. Unter dem Motto „Fragmente einer Sammlung“ stellt Simon Schubert – der als Deutschlands einziger Papierfalt-Künstler gilt – Arbeiten aus. Der 40-Jährige liebt Geheimnisse und verarbeitet diese gern in seinen, manchmal schemenhaft und etwas geheimnisvoll wirkenden weißen Blättern.

papier1Besucher staunen immer wieder, wie der Kölner, der auch Bildhauerei studiert hat, feine Strukturen wie geflieste Böden, Säulengänge, einen bestimmten Lichteinfall durch Fenster oder ganze Häuser auf seine Blätter zaubert. In bisher 13 Jahren Arbeit hat Schubert eine Professionalität erlangt, die Experten schätzen und mitunter schon zu Gebäude-Serien führten – wie beim zerstörten Berliner Stadtschloss.

Das Papier, das Schubert benutzt, stammt aus einer alten italienischen Papiermühle. Es muss eine bestimmte Stärke und Faserlänge haben sowie einen bestimmten Leimanteil enthalten. Etwas stärker als gutes Kopierpapier, etwas dünner als die klassische Einladungskarte.

Nach Neubrandenburg kam Schubert, weil Kunsthistorikern Elke Pretzel seine Arbeiten auf einer Kunstmesse sah und ihn ansprach. Er stieß auf die tragische Geschichte der Neubrandenburger Kunstsammlung – und  die Idee mit der Ausstellung war geboren.

Die aus etwa 10 000 Stücken bestehende Kunstsammlung der Stadt war bei einem bisher ungeklärten Transport am Ende des Krieges 1945 verloren gegangen. Neubrandenburgs Zentrum wurde durch Brände fast völlig zerstört. Bei Ausgrabungen für eine Tiefgarage am Markt wurden überraschend 2006 zwischen Schutt auch Teile der Porzellansammlung gefunden. Einzelne Skulpturen werden über Spenden und mit Hilfe aus Meißen restauriert.

papier4Die Ausstellung zeigt 16 weiße Faltungen unterschiedlichster Motive. Hier empfehlen die Aussteller einen Besuch, wenn es draußen dunkel ist – wegen der komplizierten Belichtung der Falt-Bilder. Am aussagestärksten dürfte das „Brandzimmer“ sein. Schubert hat die Papierwände mit Graphit geschwärzt. Auf einem Tisch liegen verrußte Porzellanscherben und die restaurierte Figur „Hero am Monument Leanders“. An den dunklen Wänden hat der Künstler „brennende Fensterfronten“ entstehen lassen.

Und eine Überraschung gibt es im größten Ausstellungsraum. Hier können Besucher „Die verbotene Reprobation“ betreten und wundern sich, warum im Spiegelbild nicht ihr eigenes Bild erscheint. Ein Stück Illusion – oder verloren gehende Illusion – auf jeden Fall eine Überraschung.

Wie Schubert seine gefalteten Bilder genau herstellt, sagt er aber nicht, das sei Berufsgeheimnis . Bis Ende Februar ist die Ausstellung zu sehen.

Die Kunstsammlung ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet, ab 2017 nur noch Mittwoch bis Sonntag.

Kunstsammlung Neubrandenburg
Große Wollweberstraße 24
17033 Neubrandenburg

Tel.: 0395-555 1290

 


Kommentare sind geschlossen.