Christoph de Boor erhält heute den Landesorden MV

13. Januar 2020

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wird auf ihrem Neujahrsempfang heute in Stralsund drei Landesorden verleihen. Darunter auch an Christoph de Boor, der in Waren 1989 zu den ersten gehörte, die im Herbst 1989 für eine friedliche Revolution auf die Straße gegangen sind.
„Mit dem Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern wollen wir Menschen ehren, die etwas ganz Besonderes, etwas Herausragendes geleistet haben für unser Land und für unser Miteinander hier in Mecklenburg-Vorpommern, so wie es die drei neuen Ordensträger getan haben“, erklärt die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig im Vorfeld.

Christoph de Boor, Hannelore Kohl und Reno Tiede seien auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Land verbunden. Sie seien aktiv. „Sie wollen bewegen und mitgestalten. Für ihr großes Engagement wollen wir ihnen heute mit der höchsten Auszeichnung, die das Land zu vergeben hat, danken. Ich gratuliere sehr herzlich.“

Christoph de Boor, Jahrgang 1961, habe die Friedliche Revolution in Waren von Anfang an begleitet, mitgestaltet und mit seinem Einsatz ein Stück ermöglicht. „Seine Wohnung war ein Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution in Mecklenburg-Vorpommern. Das war mutig. Wer kam, musste damit rechnen, verhaftet zu werden. Aber das hat die Menschen nicht aufgehalten. Es kamen immer mehr. Die Wohnung war bald zu klein“, sagt die Regierungschefin. Es folgten Versammlungen in den Räumen der Gemeinde und schließlich die erste Demonstration in Waren: „Bei all diesen Momenten, die uns heute noch bewegen, war Herr de Boor dabei und als Warener Bürger und Vikar fast immer mittendrin.“

1990 bis 1994 habe er für den Landkreis Waren als Sozialdezernent Verantwortung in der Politik übernommen. Von der Kirche habe er sich aber nie entfernt und seit 1994 seinen Platz in der Diakonie gefunden. Herr de Boor ist ein Brückenbauer: bei der Zusammenlegung zweier Werke der Diakonie, bei der Fusion der Nordkirche als Mitglied der verfassungsgebenden Synode, dann als Synodaler der ersten Landessynode der Nordkirche und seither in vielen weiteren kirchlichen Gremien“, hebt Schwesig hervor.

„Herr de Boor war 1989 ein mutiger Wegbereiter für ein demokratisches Mecklenburg-Vorpommern in Freiheit und für eine offene, einige, den Menschen zugewandte Kirche. Herzlichen Glückwunsch zu der hohen Auszeichnung.“

Nicht nur hohe Ämter, sondern auch Ehrenämter

Hannelore Kohl, Jahrgang 1948, sei lange das Gesicht der Rechtsprechung im Land gewesen. Sie war von 1997 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2013 Präsidentin des Oberverwaltungsgerichtes Mecklenburg-Vorpommern und damit die erste Frau an der Spitze eines deutschen Oberverwaltungsgerichtes. Von Ende Januar 2008 bis Ende Januar 2017 war sie außerdem Präsidentin des Landesverfassungsgerichtes. „In diesen hohen Ämtern hat sie Eigenschaften ausgeführt, die sich schon Sokrates für Richter wünschte: Höflichkeit, Weisheit, Vernunft und Überparteilichkeit. Dabei hat sie nie die Bodenhaftung verloren. Sie hat sich stets auf das besonnen, worauf unsere Gesellschaft wahrlich fußt: auf Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, lobt die Ministerpräsidentin.

Trotz hoher Ämter habe sich Frau Kohl immer ehrenamtlich engagiert. Sie ist Mitglied der Bürgerinitiative „Bunt statt braun“ in Rostock und außerdem Leiterin der regionalen Arbeitsgruppe des Vereins „Gegen das Vergessen – für Demokratie e.V.“ Auch die Kunst habe einen wichtigen Platz in ihrem Leben. Seit 2014 ist sie ehrenamtliche Vorsitzende der Caspar-David-Friedrich-Gesellschaft in Greifswald, die das Erbe des Malers pflegt. Darüber hinaus gehört sie weiteren Gesellschaften und Fördervereinen an.

Schwesig: „Mit ihrem herausragenden Einsatz gehört Frau Kohl zu den 43 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, die sich ehrenamtlich engagieren. Diese Menschen möchte das Land u.a. mit der Ehrenamtsstiftung unterstützen, die 2015 gegründet wurde. Frau Kohl war von Anfang an dabei. Mit ihren vielfältigen Aktivitäten und Erfahrungen ist sie geradezu prädestiniert, das Ehrenamt und die Engagementförderung im ganzen Land voranzubringen.“ Als ehrenamtliche Vorsitzende habe sie den Aufbau und die Etablierung der Stiftung maßgeblich vorangetrieben. „Besonders wichtig ist ihr, dass sich die Engagierten untereinander austauschen und Ideen teilen können, dass sie mit der Bürokratie, die Ehrenamt auch mitbringt, nicht allein sind. Mit ihrem Engagement zeigt Frau Kohl eindrucksvoll: Ehrenamt ist eine wunderbare Aufgabe. Ehrenamt bereichert ungemein. Und dieses Engagement wollen wir heute verdient würdigen.“

Rostock als DIE Goalball-Stadt

„Ausprobieren, sich nicht abbringen lassen, egal, was für Hürden einem in den Weg gestellt werden – so könnte man sicher den Lebensweg von Reno Tiede beschreiben“, betonte die Ministerpräsidentin in ihrer Laudatio auf den Leistungssportler mit Sehbehinderung.

Seit seiner Jugend sei der Goalballer erfolgreich, „in einer Sportart, die nicht so populär ist wie Fußball oder Handball. Aber durch seine Erfolge wurde ihr Bekanntheitsgrad deutlich gesteigert. Herr Tiede ist Jugendweltmeister, Kapitän der Nationalmannschaft, Vizeweltmeister und frischgebackener Europameister. Letztes Jahr hat er mit seiner Mannschaft den Titel bei der Heim-EM in Rostock gewonnen. Dazu herzlichen Glückwunsch!“

Es seien aber nicht nur die eigenen sportlichen Erfolge, die den Goalballer auszeichnen würden. Tiede, Jahrgang 1990, wolle seine Sportart insgesamt nach vorn bringen, sie in die Mitte der Gesellschaft rücken. Schwesig: „Herr Tiede setzt sich ein für nachhaltige Wettkampfstrukturen in ganz Deutschland und hat großen Anteil daran, dass nach einer längeren Pause wieder in einer 1. Bundesliga gespielt wird und eine 2. Bundesliga eingeführt wurde. Und seine Heimatstadt Rostock will er als Goalballstandort Nummer 1 entwickeln.“ Mit der Gründung des Rostocker Goalballclubs Hansa 2014, den er leitet, habe er dafür beste Grundlagen geschaffen. Seit drei Jahren sei Rostock einer von zwei paralympischen Trainingsstützpunkten in ganz Deutschland.

„Lieber Herr Tiede, Ihr Engagement ist wirklich ein gutes Beispiel dafür, dass Sport Menschen verbinden kann, hinweg über sprachliche und kulturelle Barrieren, über Unterschiede des Alters und des Geschlechts hinweg. Dieses herausragende Engagement für Integration und Teilhabe wollen wir heute würdigen.“

Fotos: Staatskanzlei MV


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