Das Warener Müritz-Klinikum ist noch nicht im „Notstand“

10. April 2021

In den Kliniken Mecklenburg-Vorpommerns wird es langsam eng. Das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg muss bereits planbare Operationen absagen (WsM berichtete), andere können keinen Corona-Patienten mehr aufnehmen. Aber wie sieht es an der Müritz aus? Auch im MediClin Müritz-Klinikum wächst die Zahl der Corona-Patienten, allerdings ist die Situation noch nicht so angespannt wie in anderen Häusern. Das erklärte Klinik-Sprecherin Jenny Thoma auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“.
Die kontinuierliche Steigerung der Fall-Zahlen sei aber besorgniserregend. Zugute kommt dem Warener Klinikum eine besondere Anschaffung: Im Herbst vergangenen Jahres investierte das Haus in ein eigenes PCR-Gerät. Das ist nicht ganz billig, macht es aber möglich, Corona-Fälle viel schneller und sicherer zu identifizieren und somit eine Ausbreitung zu verhindern.

Mit Stand von gestern musste ein Corona-Patient auf der Intensivstation des Müritz-Klinikums behandelt werden, sieben weitere Covid-Patienten liegen auf der Corona-Station, das heißt, sie sind so schwer erkrankt, dass sie sich nicht zu Hause auskurieren können. Anders als in anderen Häusern Mecklenburg-Vorpommerns können in Waren auch nach wie vor planbare Eingriffe vorgenommen werden.

58 Prozent der Klinik-Mitarbeiter sind geimpft

Das Corona-Management das Hauses scheint sich bewährt zu haben. Schon seit vielen Monaten können sich die Mitarbeiter des Hauses jeden Tag freiwillig testen lassen, was auch alle in Anspruch nehmen würden. Dadurch konnten bereits einige Beschäftigte, die ein positives Ergebnis hatten, frühzeitig isoliert und ein größerer Ausbruch verhindert werden. „Die meisten Mitarbeiter, die sich mit Corona infiziert hatten, wurden nicht in der Klinik, sondern zu Hause angesteckt“, so Jenny Thoma.

Von den Mitarbeitern des MediClin-Müritz-Klinikums haben bislang 389 eine Erstimpfung erhalten, das seien rund 58 Prozent. „Für große Verunsicherung hat natürlich die Diskussion um den AstraZeneca-Impfstoff gesorgt. Wir haben aber vor wenigen Tagen wieder Biontech bekommen, und da haben sich auch jene für eine Impfung entschlossen, die zuvor skeptisch waren“, berichtet die Klinik-Sprecherin.

Um einen größeren Ausbruch im Krankenhaus auf dem Weinberg zu vermeiden, muss schon vor der Aufnahme eines Patienten überprüft werden, ob er an SARS-CoV-2 erkrankt ist oder nicht.

Dazu führt das Müritz-Klinikum bei Aufnahme der Patienten einen Antigen-Schnelltest durch. Bei diesem Test können aber auch Fehler auftreten. Daher reicht ein Schnelltest nicht aus, und es wird zur Sicherung der Diagnose zusätzliche ein PCR-Testung durchgeführt.

Der Test gibt ein eindeutiges Ergebnis an. Die PCR-Tests werden zumeist ins zuständige Labor nach Schwerin geschickt. Die Herausforderung für das Klinikum besteht darin, dass es 24 bis 36 Stunden dauern kann, bis das Ergebnis vorliegt. Patienten mit positivem Ergebnis im Antigen-Schnelltest werden auf die Corona-Verdachtsstation verlegt, bis ein eindeutiges Ergebnis der PCR vorliegt. So sind andere Patienten im Krankenhaus keiner Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Um Platz und Personalressourcen für die Corona-Verdachtsstation zu schaffen, wurde Mitte vergangenen Jahres Jahres die Kinderstation mit der Gynäkologie und Geburtshilfe zusammengelegt.

Schnellere Ergebnisse, weniger Risiko

Damit das Müritz-Klinikum das Ergebnis vom PCR-Test schneller erhält, hat MediClin in ein sogenanntes POCT PCR-Gerät investiert. POCT ist die Abkürzung für das Englische „Point of Care Testing“. Dahinter verbirgt sich eine patientennahe Labordiagnostik, sprich eine diagnostische Untersuchungen, die nicht in einem extra Zentrallabor, sondern direkt im Krankenhaus selbst stattfindet. Nun liegen die Testergebnisse schon innerhalb einer Stunde vor. Diese Anschaffung machte es möglich, zum Januar dieses Jahres die Corona-Verdachtsstation zu schließen und die Kinderstation wieder zurück zu verlegen.

Das Gerät ist im hauseigenen Labor untergebracht und steht ausschließlich für die Testung von Verdachtspatienten zu Verfügung.

Doch was bedeutet eigentlich PCR?

Die PCR ist die Abkürzung für zu Deutsch Polymerase-Ketten-Reaktion. Dabei handelt es sich um die wichtigste Labormethode zur Untersuchung der molekularen Feinstruktur der Erbsubstanz von Zellen. Diese ist aus der DNA aufgebaut und enthält den genetischen Code bei allen Lebewesen.

In der Humanmedizin wird die PCR zur Abklärung von Erbkrankheiten und genetischen Fragestellungen, wie z.B. einem Vaterschaftstest, aber auch in der Diagnostik von zahlreichen Infektionskrankheiten eingesetzt. Das PCR-Verfahren stellt ein direktes labormedizinisches Nachweisverfahren dar. Als Untersuchungsmaterialien werden in erster Linie Blut, aber auch Nasen-/Rachenabstriche und Spülflüssigkeiten verwendet.

Wie funktioniert die PCR?

Die Medizinisch Technische Assistentin (MTA) – selbstverständlich in Vollschutz – entnimmt mit einer Pinzette die PCR-Probe. Diese wird mehrfach sorgfältig in Kochsalzlösung geschwenkt, um das Abstrichmaterial in die Flüssigkeit zu überführen. Anschließend wird mit einer Pipette eine definierte Menge dieser Flüssigkeit entnommen und in eine dafür bereitgestellte Kartusche gefüllt. Darin befinden sich alle für die PCR benötigten Reaktions-Flüssigkeiten – die sogenannten Reagenzien. Dann stellt sie die Kartusche in das PCR-Gerät.

Die Probe, die in Form einer RNA vorliegt, wird in eine doppelsträngige DNA umgewandelt. Wenn das geschehen ist, wird die DNA in mehreren Zyklen immer wieder verlängert. Anhand eines Fluoreszenzfarbstoffes wird das Testergebnis sichtbar gemacht und man erhält ein Ergebnis, ob der Patient an SARS-CoV-2 erkrankt ist oder nicht in. Dabei handelt es sich um eine quantitative PCR, weil die Substanz, die im Doppelstrang der DNA eingelagert ist nur bei Anregung mit Licht in einer bestimmten Wellenlänge fluoresziert. Bei jeder Verlängerung der DNA wird die Menge der DNA mehr und das Fluoreszenssignal wird stärker. Wenn ein Mensch mit SARS-CoV-2 infiziert ist, dann ist, je höher die Viruslast ist, desto mehr Substanzen des Virus im Ausgangsmaterial der DNA bereits eingelagert.

Für das Müritz-Klinikum in Waren ist das PCR-Gerät eine große Bereicherung, da nun schneller Untersuchungsergebnisse vorliegen. Das Gerät verfügt über eine hohe Sensitivität. Das bedeutet, dass es bereits mit einer geringen Mengen an Erbgut eines Krankheitserregers, wie z.B. des SARS-CoV-2 Virus, ein zuverlässiges Ergebnis darstellen kann. Somit ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein falsch positives oder falsch negatives Ergebnis zustande kommt.

Fotos: Karoline Sünwoldt im Labor des MediClin Müritz-Klinikums am PCR-Gerät.


Kommentare sind geschlossen.