DHL-Betrüger muss sich bewähren und eine viertel Million zurückzahlen

6. Juni 2020

Die Justiz kann einen ungewöhnlichen Fall mehr abhaken — nun muss es aber auch mit der Bewährung klappen: Das Urteil gegen den sogenannten DHL-Betrüger ist jetzt rechtskräftig (WsM berichtete). Weder die Staatsanwaltschaft, noch die beiden Verteidiger des 40-jährigen Wiederholungstäters in Sachen Betrug haben innerhalb der gesetzlichen Frist ein Rechtsmittel eingelegt. Zu gut Deutsch: Alle sind mit dem Urteil, das etwa sechs Jahre nach den ersten Ermittlungen fiel, zufrieden. Der Neubrandenburger, der schon 2014 wegen gewerbsmäßigem Betrug mit Markensportschuhen vor einem Landgericht stand, war Ende Mai in Neubrandenburg zu einem Jahr und vier Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Doch der gelernte Kfz-Mechaniker hatte auch diesmal Glück: Weil das Verfahren sich so lange hinzog, er ein Geständnis für mehr als 120 Betrugsfälle ablegte und eine positive Sozialprognose vorlag, wurde die Strafe wieder auf Bewährung ausgesetzt.

Er sei gerade zum ersten Mal Vater geworden, sagte er. Zwei Jahre soll sich der schlanke Mann, der derzeit als Zeitarbeiter bei einem Paketdienst arbeitet, nun „bewähren.“

Er hatte gestanden, die DHL-Paketdienstkonten anderer Nutzer “gehackt” und sich so Zugang zu den gelben Schließfächern verschafft zu haben. Die Anleitung dazu gab es im “Darknet”. Um nicht aufzufallen, fuhr er für Versandware zwischen 30 und 200 Euro immer zu gelben Paketanlagen in der gesamten Seenplatte, aber auch nach Rostock, Greifswald oder Güstrow. Die Kleidung, Medizinprodukte — darunter auch Schwangerschaftstests — oder Anderes verkaufte er, um „flüssig zu ein.“ Es gab 123 Fälle, dabei waren 17 Versuche — die Händler wurden vorsichtig — und 106 Mal klappte es. Den Schaden schätzte das Gericht diesmal auf 10 870 Euro, was der Mann auch zurückzahlen soll.

Mit dem Geständnis umging das Gericht eine aufwendige Beweisaufnahme: Der Verurteilte soll sich nebenbei auch unzählige Male Steuerspar-Software (Wiso-Steuersparbuch) besorgt und diese weiterverkauft haben, ohne dass die Rechteinhaber davon wussten. Die „Gelackmeierten“ waren auch die Käufer: Sie mussten das bezahlte Programm bei einem Verlag freischalten lassen, was dieser meist aber nicht tat.

Dieser Anklageteil wurde mit Rücksicht auf die lange Ermittlungs- und Anklagezeit aber fallengelassen.

So bleibt der 40-Jährige erneut auf freiem Fuß, sein finanzieller Spielraum ist aber noch enger geworden. Von den rund 1080 Euro brutto, die er im Augenblick mit reduzierter Stundenzahl bei einem Paketdienst im Lager verdient, soll er die neuen und auch noch die alten Schulden abtragen: Aus dem Prozess mit den lukrativen, gefälschten Markensportschuhen muss er noch 242 000 Euro zurückzahlen.


Eine Antwort zu “DHL-Betrüger muss sich bewähren und eine viertel Million zurückzahlen”

  1. AA sagt:

    Bei dem Lohn zahlt er vielleicht monatlich 200 € ? Dann hat er ja „“locker““ seine gesamten Schulden in ca.1264 Monaten abgezahlt…