Einblick in eine Warener Apotheke: Wo kommt das Desinfektionsmittel her?

8. April 2020

Es ist momentan mindestens genauso begehrt wie Toilettenpapier und Nudeln – Desinfektionsmittel. Seit Wochen gibt’s das sozusagen nur noch unter der Hand oder zu horrenden Preisen. Und so mussten sich auch die Apotheker umstellen. Sie produzieren seit einiger Zeit selbst Desinfektionsmittel. Das hört sich aber leichter an, als es ist.

Wir haben mit Heike Daut, Inhaberin der Apotheke am Papenberg, gesprochen. Sie hat uns einen kleinen Einblick in die augenblickliche Arbeitswelt der Apotheken-Mitarbeiter gegeben.

In Apotheken gibt es immer strenge Hygiene-Vorschriften – auch ohne Pandemie. Dennoch ist bei Heike Daut und ihrem 14-köpfigen Team jetzt einiges anders. „Wir haben schon sehr früh Plexiglas-Scheiben von der Decke abhängen lassen. Außerdem nutzen unsere Mitarbeiter Desinfektionsmittel und Mundschutz. Einen unserer beiden Eingänge zu unserem Kundenraum haben wir geschlossen, Zugang bekommen nur drei Kunden gleichzeitig. Jeder, der zu uns kommt, soll sich die Hände desinfizieren“, zählt die erfahrene Apothekerin einige Maßnahmen auf. Angst hätten ihre Mitarbeiter nicht, aber einen gesunden Respekt vor Corona.

Und sie mussten schnell lernen. Denn das Herstellen von Desinfektionsmitteln zählt normalerweise nicht zum Alltag von Apothekern. „In meinen 24 Jahren als selbstständige Apothekerin gab es so etwas noch nicht, aber der Mensch wächst ja mit seinen Aufgaben, und so hatten wir den Dreh schnell ‚raus“, berichtet Heike Daut.

Das benötigte Bioethanol wird von der Zuckerfabrik in Anklam geholt. Dort heißt es für die Apotheker sogar Schlangestehen, denn es reisen Apotheker aus dem gesamten Bundesland und darüber hinaus an, um den reinen Alkohol zu kaufen. „Anfangs haben wir unsere eigenen Behälter mitgebracht, jetzt bekommen wir Bioethanol im Kanister“, so die Chefin der Apotheke am Papenberg.

Das Desinfektionsmittel werde dann mit weiteren „Zutaten“, die ebenfalls nicht so leicht zu bekommen sind, hergestellt. So gehören auch Wasserstoffperoxid, Glycerin und destilliertes Wasser in die „Mischung“.

Bislang hat die Apotheke damit nur medizinische Einrichtungen in der Müritz-Region wie Arztpraxen, Pflegeheime und Pflegedienste beliefert, aber auch Banken wurden schon versorgt.

Jetzt ist es Heike Daut gelungen, kleinere Flaschen „zu besorgen“. Das Abfüllen ist zwar sehr aufwändig, doch so bekommen bei ihr nach Ostern auch wieder „Ottonormalverbraucher“, Desinfektionsmittel. Genügend Bioethanol ist gerade vorhanden, erst vor wenigen Tagen hat die Apotheke am Papenberg 100 Liter von der Zuckerfabrik Anklam geholt.


5 Antworten zu “Einblick in eine Warener Apotheke: Wo kommt das Desinfektionsmittel her?”

  1. Martin Meyer sagt:

    Ist nichts Besonderes, habe selber Desinfektionsmittel in der Fontane Apotheke in der Altstadt in der Langen Straße gekauft. Die stellen das auch selber her und haben sogar auch Mundschutz. Man muss also nicht extra auf den Papenberg, wenn man da nicht wohnt.

  2. OMALINA sagt:

    Danke an die fleißigen und immer freundlichen Mitarbeitern der Papenberg-Apotheke …
    und natürlich auch allen anderen Apotheken-Mitarbeitern…
    Euch allen ein frohes Osterfest und bleibt gesund!

  3. Armin Noeske sagt:

    Toll dass ein Artikel über Apotheken gibt, die zur Zeit viel zu tun haben. Fleißig im Hintergrund ohne Beifall…alle Apotheken.

  4. Erfreuter Bürger sagt:

    Schön was alles gemacht wird in der Not schön, wenn so etwas auch mal würdigend erwähnt wird. Bei mir löste dieser Beitrag schöne alte Erinnerungen aus, an die Kindheit, als ich mit Omas Rezept zur Apotheke lief und dort gesagt bekam: es dauert aber etwas, es muss erst angemischt werden. Sie beherrschen er also noch, das Abmischen, unsere Apothekerinnen. Schön!