Einwohnerversammlung zeigt: Waren hat kein Flüchtlingsproblem

14. Dezember 2015

Das Interesse der Warener an der Flüchtlingspolitik in ihrer Stadt scheint sich in Grenzen zu halten. Zumindest war die Beteiligung an der heutigen Einwohnerversammlung zu diesem Thema doch eher mau.
Liegt aber vielleicht auch daran, dass in Waren erst rund 130 Flüchtlinge aufgenommen wurden. Zur heutigen Einwohnerversammlung jedenfalls kamen lediglich gut 100 Besucher – die Hälfte von ihnen in offizieller Mission.

Nachdem der Kreis-Sozialdezernenet Michael Löffler die Situation in Bund, Land und Kreis erklärte, konzentrierte sich Bürgermeister Norbert Möller auf die „Warener Verhältnisse“. Und die sehen so aus:
In der Müritzstadt leben derzeit 131 Flüchtlinge – die Zahl ändert sich beinahe täglich. Die meisten wohnen in der Europäischen Akademie, viele aber auch im „Teenotel“ in der Liebknechtstraße.

VersamAber – und auch das wurde heute mehr als deutlich – es werden mehr. So soll das Containerdorf auf dem 17 000 Quadratmeter großen ehemaligen GHG-Gelände an der Karl-Marx-Straße im dritten Quartal des nächsten Jahren fertig sein und dann 200 Flüchtlingen ein Zuhause bieten.
Die Verhandlungen zum Nölke-Verwaltungsgebäude ziehen sich immer noch hin, sind aber noch nicht ad acta gelegt worden. Darüber hinaus gibt’s Gespräche zu einem Bürogebäude in Waren-Ost.

„Nur drei kaputte Teller“

Viel Applaus erntete die neue Integrationslotsin der Stadt, Jasmin Glause. Sie ist erst wenige Wochen im Amt, hat sich aber innerhalb kürzester Zeit eingefuchst und vor allem eines schnell geschafft – einen heißen Draht zu den Ehrenamtlichen. Denn die Gruppe „Flüchtlinge – Willkommen an der Müritz“ fühlte sich bislang ziemlich allein gelassen. Seit die Integrationsbeauftragte im Dienst ist, hat sich das geändert.

Besonderes Interesse fanden die Ausführungen von Jörn Mothes, Chef der Europäisches Akademie, in der seit einigen Wochen knapp 70 Syrier leben. „Es sind Familien mit Kindern und auch unbegleitete Jugendliche – alle im Alter zwischen 1 und 70 Jahren“, so Mothes.

Er berichtete vom Deutschunterricht, den die Bewohner gerne annehmen, von den Schwierigkeiten beim Transport, denn die Akademie liegt alles andere als zentral, von den anfänglichen Problemen bei der gesundheitlichen Betreuung, aber auch von den vielen Gerüchten, die in Waren und Umgebung die Runde machen.

„Nein, unsere Einrichtung ist nicht zerschlagen, sondern wird von den Bewohnern gut gepflegt. Wir haben derzeit lediglich drei kaputte Teller und einen verschwunden Verteiler zu beklagen. Und nein, bei uns gibt es keine schweren Krankheiten, Epidemien und auch keine Läuse“, so Jörn Mothes.

Auch Warens Polizeichef Jörg Mielke räumte mit Vorurteilen und Gerüchten auf: „Wir mussten bislang keine steigende Zahl von Straftaten registrieren. Hier wird nicht mehr geklaut und auch nicht häufiger geschlagen“, so Jörg Mielke.

Schnelle Hilfe durch ehrenamtliche „Netzwerker“

Beeindruckend die Worte von Ritva Marx, die für die Gruppe „Flüchtlinge – Willkommen an der Müritz“ gesprochen hat. Innerhalb von nur wenigen Wochen fanden sich via Facebook mehr als 200 Freiwillige, die sich seither ehrenamtlich für die Flüchtlinge engagieren. Inzwischen in mehreren Gruppen.
Da gibt es diejenigen, die sich um die Sachspenden kümmern, da gibt es andere, die Kinder betreuen und wieder andere, die das handwerkliche Geschick der Flüchtlinge fördern. Und: Durch die gute Vernetzung ist innerhalb kürzester Zeit Hilfe da.
Wird dringend ein Auto für den Transport zum Arzt benötigt, findet sich schnell jemand, fehlt Personal bei der Kinderbetreuung, ist auch das fix zur Stelle. Und benötigen die Flüchtlinge bestimmte Kleidung, wird auch die organisiert.

Apropos benötigen: Derzeit, so Jörn Mothes, brauchen die kleinen Syrier Schulranzen und Federtaschen. Da wird sich doch bestimmt etwas finden lassen…


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