Elternräte diskutieren über neue Schließzeiten in AWO-Kita

8. Dezember 2018

Der Kita-Elternrat des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte (KitaErMSE) lädt am kommenden Montag, 10. Dezember, die Elternräte aller 16 Einrichtungen der AWO-Müritz nach Waren in die Geschäftsstelle der AWO-Müritz ein. Nachdem der Elternrat um Hilfe und Unterstützung gebeten wurde, soll auf der Versammlung mit den Elternräten der Einrichtungen gemeinsam darüber diskutieren, wie sie auf die von der AWO-Geschäftsführung angekündigten zukünftigen Schließzeiten und Beitragerhöhungen reagieren können und wollen.

Nach Ansicht des Vorsitzendes des KitaErMSE Monty Schädel sind die Emotionen bei den Eltern durch einen entsprechenden Aushang des Geschäftsführers der AWO-Müritz, Stephan Arnstadt, in der letztenWoche in den Kitas hochgekocht (Wir sind Müritzer berichtete). „Viele Eltern fühlen sich von der Ankündigung der Schliesszeiten einfach überrumpelt. Sie hatten ihre Kinder auch deshalb in eine Kita der AWO-Müritz angemeldet, weil die AWO bisher immer auf Schliesszeiten verzichtete.“

In den Verhandlungen mit dem Landkreis über die künftigen Anteile des Landkreises und Landes zur Finanzierung der Kitas wird die Einführung der Schliesszeiten jetzt allerdings von diesen gefordert, um Kosten beim Personaleinsatz zu sparen. Das setzt die AWO-Müritz – bei all den anderen bekannten Problemen – weiter unter Druck. Die Berechnungen des Landkreises beruhen dabei auf Grundlagen, die der Landkreis weder dem Träger noch anderen gegenüber öffentlich macht und richtet sich nach einer Handreichung des Sozialministeriums aus dem Jahre 2004, mit den Vergleichszahlen von 2004.

„AWO nur bedingt schuldig“

Ein Auskunftsersuchen des KitaErMSE nach dem Informationsfreiheitsgesetz auf die Herausgabe der verwendeten Berechnungsgrundlage für die Berechnung des Personals in den Kitas im Landkreis MSE werde seit Juni diesen Jahres im Jugendamt hin und her geschoben ohne konkret beantwortet zu werden.

„Bei vielem“ so Schädel, “was man der AWO-Müritz vorwerfen kann, sind sie an der aktuellen Situation nur bedingt schuldig. Ganz klar, und das hat Herr Arnstadt uns gegenüber bedauernd zum Ausdruck gebracht, gab es wieder einmal ein Kommunikationsproblem der AWO gegenüber den Eltern. Es ist allerdings das Land, das seit Jahren das System Kita nicht ausreichend finanziert und es ist der Kreis, der Personalberechnungen zugrunden legt, die das Mindestmaß qualitativ guter Arbeit in den Kitas weit unterschreiten. Und weil der Kreis das weiß, weigert er sich, diese Berechnungen öffentlich zu machen, verweist stattdessen auf allgemeine Papiere.“

Nach einer ersten Verständigung mit dem Elternrat der Kita „Spielhaus Kunterbunt“ in Waren unter Beteiligung des KitaErMSE am Donnerstagabend, will die AWO-Müritz mit den Elternräten nunmehr in eine aktive Kommunikation eintreten. So war es für Stephan Arnstadt selbstverständlich, dass der Versammlungsraum in der Warener Geschäftsstelle für die Versammlung der Elternräte auch dann zur Verfügung gestellt wird, wenn niemand aus der Geschäftsführung an der Versammlung teilnehmen wird.

Termin mit dem Geschäftsführer

„Unser Eindruck nach dem Gespräch mit Herrn Arnstadt ist der, dass der AWO-Müritz nicht nur an einer schnellen Auflösung der emotional gespannten Lage gelegen ist, um den Betrieb in den Einrichtungen in hoher Qualität fortsetzen zu können, sondern dass sie daneben mit den Verhandlungen auch erreichen wollen, dass die Erzieher angemessen entlohnt werden können. Damit sind die Zielvorgaben der Eltern wie auch der AWO-Müritz in der Theorie nahezu identisch.“ erklärte Schädel.

Zur Abstimmung mit der AWO-Geschäftsführung ist für den kommenden Mittwoch ein gemeinsamer Termin der Elternvertreter mit Geschäftsführer Arnstadt vereinbart.

Zielrichtung des Protestes der Eltern nach der Versammlung wird deshalb voraussichtlich auch nicht vordergründig die AWO-Müritz, sondern vor allem der Landkreis und das Land sein. Durch deren finanziellen Druck und die strukturelle Unterfinanzierung des Kitasystems, werden Kita-Träger wie die AWO in Situationen gebracht, so dass sie zwischen qualitativer Arbeit, personellem Einsatz sowie Öffnungszeiten wählen müssen.

Vor dem Hintergrund der Verabschiedung des neuen Kindertagesförderungsgesetzes (KiföG) in der kommenden Woche im Landtag und der damit von der Landesregierung propagierten Elternentlastung, kommt diese Diskussion in den Kitas der AWO-Müritz zum richtigen Zeitpunkt, um auf die gravierenden Fehler im Kitasystem M-V hinzuweisen.

KitaErMSE-Vorsitzende Schädel: „Wer nicht absichern kann, dass die Kita auch das ganz Jahr zu den für Eltern notwendigen Zeiten geöffnet ist, braucht uns nichts von Entlastung vorzusingen. Die Landesregierung verteilt populistisch Kuchen und Torten, während der Grundbedarf für Personal, Öffnungszeiten und Qualität nicht einmal mit Brotkrumen abgedeckt werden kann.“

Hier geht’s zu unserem ersten Artikel über die beabsichtigten Schließzeiten der AWO: https://www.wir-sind-mueritzer.de/allgemein/120337/


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