Erfolgreicher Neustart ins Arbeitsleben an der Seenplatte

29. Januar 2019

„Da muss man durch“ sagt die 48-jährige Arbeitnehmerin in einer der Museumseinrichtungen des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. Nach zweijähriger Teilnahme am ESF-Förderprogramm für Langzeitarbeitslose hat sie hier seit 2017 ein festes Arbeitsverhältnis.
Gemeinsam mit ihrem Team kümmert sie sich um den Service für Besucher, ist inzwischen eine unverzichtbare Mitarbeiterin. „Ich hätte nicht gedacht, das zu schaffen“. Jahrelang hatte es so ausgesehen, als würde sie nirgends dauerhaft gebraucht. „Darunter habe ich sehr gelitten.“ Heute ist sie sichtlich stolz, dass es ihr trotz so mancher Anfangsschwierigkeit gelungen ist, eine feste und regelmäßige Arbeit zu haben. „Das Wichtigste ist, gebraucht zu werden, neue Kontakte zu knüpfen, das die Familie stolz ist, wie ich mich da rein gearbeitet habe und heute wieder viel mehr schaffe.“

Der Landkreis als Arbeitgeber zeigt sich ebenfalls sehr zufrieden, dass es durch dieses Förderprogramm möglich war, einer Langzeitarbeitslosen damit eine Chance für ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis zu ermöglichen. Sabine Lauffer als Vertreterin des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte sagt: „Es ist erstaunlich, wie motiviert und dankbar diese Menschen sind, welche Talente und Fähigkeiten sich erfolgreich entwickeln lassen, wenn ein Neustart ins Arbeitsleben gelingt.“
Der Landkreis setzt damit auch ein wichtiges Signal – zeigt er doch, dass es auch in öffentlichen Einrichtungen möglich ist, langzeitarbeitslosen Menschen eine reale Chance auf eine dauerhafte Beschäftigung zu geben.

Individuelle Förderung

Durch die im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd beauftragte Betriebsakquisiteurin Claudia Dietrich wurden im Rahmen des Projektes gezielt Arbeitgeber in der Region angesprochen, um sie für die Beschäftigung von langzeitarbeitslosen Frauen und Männern zu gewinnen. Ihre Akquise stellte sie unter den Leitspruch „Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt es nicht“ (Konrad Adenauer).

So ist es ihr im Förderzeitraum von 2015 bis 2018 gelungen, in der Stadt Neubrandenburg und dem Umland zehn engagierte Unternehmen zu finden, die im Rahmen des ESF-Bundes-programms sieben Männern und drei Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen langzeitarbeitslos waren, einen Neustart zu ermöglichen.

Sie fanden Beschäftigungen als Servicemitarbeiter in touristischen Einrichtungen, als Elektrikerhelfer, Datenbearbeiter, als Grünanlagen- und Tierpfleger und im Bereich der hausmeisterlichen und hauswirtschaftlichen Dienstleistungen.

Unterstützt wurden über das Förderprogramm nicht nur die Arbeitgeber durch Lohnkostenzuschüsse, sondern insbesondere auch die Arbeitnehmer. Dazu gehörte unter anderem die Förderung ihrer Mobilität durch Erwerb des Führerscheins o d e r eines geeigneten Pkw o d e r  in besonderen Fällen sogar eines E-Bikes, wenn dies aufgrund unzureichenden öffentlichen Nahverkehrs zur Erreichung des Arbeitsortes erforderlich war.

Ohne eine solche Hilfe – so eine im Schichtdienst eingesetzte Teilnehmerin an diesem Programm –  hätte sie insbesondere in Ferienzeiten oder an Wochenenden ihren Arbeitsort nicht erreicht.

Darüber hinaus sah das Förderprogramm eine beschäftigungsbegleitende Unterstützung der geförderten Arbeitnehmer durch einen Coach vor.

Im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd war diese bislang neuartige Aufgabe eng verknüpft mit der Stelle der Betriebsakquisiteurin. Damit gab es im gesamten Förderzeitraum des ESF-Bundesprojektes hier für Arbeitgeber und die vermittelten Langzeitarbeitslose eine feste Ansprechpartnerin. Wie diese Aufgabenkombination in der konkreten Praxis funktioniert hat, schildert ein Teilnehmer am Programm in einem persönlichen Erfahrungsbericht.

Gemeinsam beim Bewerbungsgespräch

„Ohne die Türöffner-Rolle meines Jobcoach hätte ich bei meinem heutigen Arbeitgeber nie einen Fuß in die Tür bekommen. Ich hatte das bereits viele Male versucht. Es ist ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken, mit der sie um eine Chance für mich beim Arbeitgeber geworben hat“.

Im nächsten Schritt, so erzählt er weiter, hat sie mich auch auf mein seit langem erstes Bewerbungsgespräch sehr gut vorbereitet. „Da musste ich mir echt einen Kopf machen, weshalb ich mir zutraue, nach acht Jahren Arbeitslosigkeit bei diesem Arbeitgeber zu arbeiten. Zu ihrer ‚Rolle‘ gehörte es wohl auch, mich zum Vorstellungsgespräch zu begleiten. Das war für mich ungewohnt, hat mir jedoch geholfen. Es hat geklappt mit der Einstellung, zunächst für zwei Jahre.“

„Doch damit war man das Jobcenter nicht etwa los“, erinnert sich ein anderer Programmteilnehmer und beschreibt seine Erfahrungen mit dem Jobcoaching. „Am Anfang hatte ich jede Woche während oder nach der Arbeit einen Termin mit meinem Jobcoach. Zunächst fand ich das überflüssig – ich hatte es doch geschafft! Doch dann merkte ich, wie wenig Erfahrungen ich mit der Arbeit in einem richtigen Betrieb hatte. Es gab da Vorbehalte seitens der Kollegen wegen meiner Arbeitslosigkeit und weil ich vom Jobcenter gefördert werde. Es hat eben einige Zeit gedauert, bis ich mit meinen Kollegen mithalten konnte und dazu gehörte. Auch für die Familie war es eine neue Situation, da die Baustellen häufig auswärts waren und ich in der Woche nicht nach Hause kam, sondern ausgelegen habe.“
Nach mehr als einem Jahr der Begleitung durch den Coach resümieren alle Arbeitnehmer diese „Maßnahme“ im Programm für sich als positiv. „Es hat mir geholfen, die Anfangsschwierigkeiten zu meistern. Der Coach war der beste „Anwalt“ den ich haben konnte“, so das Fazit einer Teilnehmerin.

Auch die Arbeitgeber bestätigen, dass diese beschäftigungsbegleitende Unterstützung konflikthafte Momente klären konnte und mitunter auch eine drohende Kündigungssituation verhindert hat.

Insgesamt kann aus den Erfahrungen mit dem ESF-Förderprogramm für Langzeitarbeitslose im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd ein erfolgreiches Ergebnis bilanziert werden. Zehn Arbeitnehmer wurden bzw. werden nach dem Ende des geförderten Beschäftigungsverhältnisses von ihren Betrieben weiter beschäftigt und haben damit den Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt nachhaltig geschafft.


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