Erster Bewohner des Bärenwaldes gestorben – Gedenktag geplant

18. April 2019

Trauer im Bärenwald Müritz: Gestern nahmen die Tierpfleger im schweren Herzens Abschied von Braunbär Lothar. Der große, selbstbewusste Bär war der erste Bewohner im Bärenwald Müritz. Er wurde 29 Jahre alt.
Lothar war der erste Braunbär, der im Bärenwald Müritz ein Zuhause gefunden hatte. Pünktlich zur Eröffnung der Anlage am 13. Oktober 2006 zog Lothar ein. VIER PFOTEN brachte ihn aus dem Schwarzwaldpark Löffingen in das weitläufige, naturnahe Schutzzentrum in Mecklenburg-Vorpommern. Nach nur einer Woche Trennung folgte seine Schwester Sindi.

Sabine Steinmeier, Cheftierpflegerin im Bärenwald Müritz trauert um Lothar: „Zuletzt war Lothars Gang sehr schleppend. Er zog seinen rechten Fuß nach und ist manchmal auch auf seine Seite gefallen. Der Tierarzt hat ihm Medikamente gegeben, aber das hat seinen Zustand leider nicht verbessert. Lothar hatte große Schmerzen, dass sah man ihm an. Also sind wir mit ihm ins Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) nach Berlin gefahren. Nach den Untersuchungen mussten wir die traurige Entscheidung treffen, ihn von seinem Leid zu erlösen. Es ist gut zu wissen, dass Lothar noch so viele wunderschöne Jahre im BÄRENWALD verbringen konnte, aber wir werden ihn alle sehr vermissen.“

Marc Gölkel, Veterinärmediziner am Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Berlin: „Lothar zeigte seit dem Aufwachen aus der Winterruhe starke neurologische Ausfallserscheinungen und zunehmende Schwäche beider Hintergliedmaßen. Trotz medikamentöser Behandlung besserte sich sein Gesundheitszustand nicht. Eine computertomographische Untersuchung am Leibniz-IZW in Berlin bestätigte dann einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, eine Blasenentleerungsstörung sowie hochgradige Hüftgelenksarthrose. Aufgrund der unglücklichen Prognose, seinen starken Schmerzen und der deutlichen Beeinträchtigung seiner Lebensqualität musste Lothar daraufhin euthanasiert werden.“

Carsten Hertwig, Geschäftsführer BÄRENWALD Müritz: „Lothar war für mich der erste Bär, den ich im Rahmen meiner Tätigkeit bei VIER PFOTEN retten konnte. Insofern habe ich zu ihm immer ein besonderes Verhältnis gehabt. Ich bin sehr traurig, dass ich nun von Lothar Abschied nehmen muss. Andererseits tröstet es mich, dass er seine letzten Jahre hier bei uns im BÄRENWALD genießen konnte.“

Lothar gehörte zu den größten Bären im BÄRENWALD Müritz; wenn er sich aufrichtete, war er 2,10 Meter groß. Genau wie seine Schwester Sindi hatte Lothar an seiner rechten Halsseite einen weißen Fleck. Besonders auffällig an ihm waren seine ausgeprägten Augenwulste und sein starker Nackenmuskel. Baden und Fressen gehörten zu Lothars Lieblingsbeschäftigungen. Für Nüsse, Honig und Tomaten hatte er eine besondere Vorliebe. Gerne grub er sich Sitzkuhlen und machte es sich darin bequem.

Nach seiner Ankunft im BÄRENWALD Müritz legte er schnell seine anfängliche Scheu ab und war aufgeschlossen, neugierig und voller Selbstbewusstsein. In seinem großen, artgemäßen Gehege konnte er sein natürliches Verhalten ausleben und hatte zahlreiche Möglichkeiten, sich zurückzuziehen, Höhlen zu graben und im Teich zu baden. So konnte er seine Instinkte wiederentdecken und ein bärengerechtes Leben führen.

„Als erster Bewohner hat Lothar eine ganz besondere Bedeutung für den BÄRENWALD Müritz. Der 13. Oktober, der Tag als er 2006 im Schutzzentrum ankam, soll unvergessen bleiben. In Gedenken an Lothar werden wir deshalb am 13. Oktober 2019 benachteiligten Kindern einen besonderen Tag im BÄRENWALD ermöglichen“, heißt es in einer Pressemitteilung.


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